RootZ Aktion – Sly And Robbie featuring Black Uhuru – Bericht über die Frühjahrstour 2000

Sly And Robbie 

featuring 

Black Uhuru

06. Mai 2000, Köln, L.M.H.

mit frdl. Unterstützung
von Moderne Welt

Zwar war es nicht so, als wäre seit zwanzig Jahren die Zeit
für die Musik von Black Uhuru stehen geblieben, aber als die Band
an dem sonnigen Samstagnachmittag des 06. Mai in der Kölner Live Music
Hall die Bühne betrat, kam schon ein stark nostalgisches Gefühl
für die besseren Zeiten des Reggae auf. Wer kann sich nicht an das
legendäre Rockpalastkonzert 1981 in der Essener Grugahalle erinnern,
als Black Uhuru über dreißig Millionen Fernsehzuschauer per
Eurovision rockten. Bis heute ein Höhepunkt im europäischen Musik
TV.


 



Duckie Simpson


Jennifer Conally


Andrew Bees

Black Uhuru 2000 besteht heute nicht mehr aus der ursprünglichen
Besetzung, Puma ist tot und Michael Rose wandert auf Solopfaden, die Struktur
der Band jedoch ist identisch geblieben und immerhin sechs Musiker (Duckie
– Harm., Sly – Drums,  Robbie – Bass,  Darryl – Guit., 
Bubbler – Keys, Franklin – Keys) haben eine dauerhafte Verbindung zu Black
Uhuru. Lange hat man auf den Auftritt der letzten „Supergruppe“ des 
Old School Reggae gewartet, dreimal war die Tour angekündigt und gecancelt
worden, jetzt war es endlich soweit. Und die erwartete „Mogelpackung“ in
der Besetzung blieb aus, dafür gab es eine Show mit Prime Vibes, 
für mich wirklich das beste Reggaekonzert seit laaanger Zeit.


 

Im Vorfeld war ich insbesondere was den Gesang anging, etwas skeptisch,
den jetzige Frontsänger Andrew Bees kannte ich bis dato nur von ein
paar Singleproduktionen und konnte mich mit diesen absolut nicht anfreunden.
Aber die für Uhuru typischen Harmoniegesänge von Duckie und der
neuen Sängerin Jennifer Conally, ergänzten sich prächtig
mit Andrews ruffem, gebrochenen Gesang, so daß meine Skepsis sich
schnell zerstreut hat und ich dem neuen Frontmann auch verzeihen konnte,
daß er sich nur allzu eng an seinen Vorgängern Michael Rose
und Don Carlos orientiert hat. 


Black Uhuru, 06. Mai 2000, Köln L.M.H.
Wahrscheinlich aber war diese Imitation der alten Frontstimmen
von Uhuru geplant, denn das Konzert war, wie jeher üblich, eine Best
of Show, ergänzt mit drei Tunes von der neuen Scheibe mit dem Youthman
Andrew Bees. Alle Klassiker waren vertreten und die Songs Sinsemilla, King
Selassie und Shine Eye Gal kamen ganz besonders gut an. Unter den ca. vierhundert
Besuchern war in kürzester Zeit eine Superstimmung, die Spliffs kreisten,
es wurde mitgesungen und die Beine wollten nicht mehr stillhalten. Was
einen nicht verwundert, denn der von Sly und Robbie vorgegebene Riddim
hatte solch eine treibende Wirkung, daß wahrscheinlich der trägste
und bekiffteste Dread ans Zappeln geraten ist.
Daß sich bei dem Konzert eine Elite von Reggaemusikern zusammen
gefunden hatte, spürte man vom ersten Moment an. Wenn man über
zwei, drei kleine Verpatzer hinweg sieht, passte jede Note und jeder Break, 
von der Bühne kam eine geballte Kraft von besten Uhurutunes. 


Die beiden Riddimtwims erlaubten sich mit extended Versions und
Heavy Dubparts der Songs immer wieder eine Spielwiese für ihre über
den Reggaehorizont hinweg reichenden Soundexkursionen.
Dadurch wurde erreicht, den rootzigen Sound von Uhuru für das
neue Jahrtausend aufzupeppen. Ich habe live noch nie einen so mächtigen
Reggaebass gehört, dafür ein explizites “nuff respec“ an Robbie.

 Der anfangs noch wie verschlafen wirkende Darryl Thompson klampfte
sich langsam und Tune für Tune immer wärmer und je weiter die
Show fortschritt, desto mehr sorgten seine knackigen Gitarrensoli für
den unnachahmlichen Heavy Rock Uhuru Sound, einfach einzigartig der Mann.

Die Riddim Twins in Action mit Black
Uhuru > 
Überhaupt merkte man allen Musikern an, daß sie wissen,
was sie tun, solch einen professionellen, abgestimmten und coolen Auftritt
findet man nicht alle Tage. Aber um das zu glauben, muß mensch wahrscheinlich
erst mal mit eigenen Augen und Ohren gesehen und gehört haben, was
ein Robbie Shakespeare so mit seinem Bass auf der Bühne macht und
daß Sly Dunbar mindestens so präzise auf seinem Drumset rumhaut,
wie man es sonst ein Drumcomputer kennt.
Das Zusammenspiel als Band ist natürlich
noch wichtiger und auch das klappt einmalig, da braucht Sly nur einen Lick
auf seinen Snares auszuführen und jeder Einzelne in der Kombo weiß
bescheid, was als nächstes zu spielen ist.


 

 

Anthony Brissett an den Tasten >

Als einzig nicht völlig überzeugenden Part an desem Konzert
muß ich die Rolle von Andrew Bees bezeichnen. Es ist zwar nicht einfach,
Michael Rose, Don Carlos oder auch Junior Reid zu ersetzen, aber ein bißchen
eigener Stil wäre bei ihm schon angebracht gewesen.

Die Zurückhaltung von Andrew schien im Arrangement
der Stageshow berücksichtigt worden zu sein, denn ein paar Songs wurden
von Duckie als Frontvokalist übernommen und durch die ausgedehnten
Instrumentalpassagen konnte der Youthman manchmal minutenlang nur auf der
Bühne rumhampeln, was teilweise ein wenig lächerlich und verloren
aussah.
Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden durchgehendem
fettestem Soundpower gab es noch das Traditional „Hey Joe“, durch Hendrix
zu höchsten Ehren gekommen, bei dem sich Darryl Thompson noch einmal
richtig verausgaben konnte und mit seinem Soundorkan auf der elektrifizierten
Klampfe Jimi wirklich alle Ehre machte. Welch eine Veränderung während
der Show in dem Mann vorgegangen ist. Anfangs dachte ich noch, der schläft
gleich im Stehen ein und erkältet sich noch an seiner eigenen Coolness
und  nach knappen zwei Stunden steht da ein Typ, bei dem man denken
mußte, daß er gerade von seiner Gitarre einen Schlag mit Hochspannung
verpaßt bekommen hat. 
Offensichtlich werden wir uns in Zukunft häufiger auf Konzerte
in dieser Besetzung freuen können. Die Crew geht jetzt auf Amerikatournee
und möchte anschließend ein neues Uhuru Album produzieren. Und
im kommenden Jahr sind sie nach der langen Livepause vielleicht erneut
mit ihrer Powershow in Europa zu sehen.
Scroll to Top