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Köln Kantine 07. Mai 2000
mit frdl. Unterstützung von Modernes

Mein Gehör war noch vom vorabendlichen Back Uhuru Konzert und der anschließenden Dancehall mit Fireball belastet, da gings schon weiter mit deepen Soundz - Reggaewochende für Dr. Igüz. Letzter Termin an den zwei Tagen waren das Fotoshooting und das Konzert von Zion Train, dem Dub-Kollektiv aus Britannien.
 
An der schön im Grünen gelegenen Kantine angekommen, begann die Suche nach dem Ort, wo ich die Fotos zu schießen beabsichtigte. Dafür hatte ich schon vorher eine Wand mit superschönen Graffiti ausgeguckt, die in der Zwischenzeit jedoch inklusive dem Trägermaterial Wand ganz offensichtlich dem gefräßigen Stahlmaul eines Baggers zum Opfer gefallen ist. Alle anderen Wandgemälde waren im Vergleich sekundär und schieden aus. Somit war die Suche nach einer neuen Location angesagt, die jedoch recht  schnell gefunden war – urbanes Ambiente war gefragt und ist auf dem Kantinengelände nicht schwer zu finden.
Neil alias DJ Perch >
Collin \/
< Molara
\/ Dave

Zion Train besteht aus vier Musikern, allesamt sind sie sehr sympathisch und man bekommt ganz schnell das Gefühl, jeden Einzelnen schon über Jahre zu kennen, so schnell entwikelt sich ein persönliches Verhältnis – keine Starallüren, keine Arroganz – ganz im Gegenteil: für Zion Train ist es wichtig, mit den Menschen, die sie auf ihren Touren treffen, zu kommunizieren. Das konnte ich höchstpersönlich feststellen: als bei unserem Fotoshooting in  der Ferne ein paar wandernde Zimmermänner in ihrer schweren, schwarzen, traditionellen Cordkluft und ihren großen, runden Hüten auftauchten, wurde esrt mal alles stehen und liegen gelassen. Wichtig war jetzt, mit den Leuten zu quatschen und Wissen auszutauschen.
 
Daß es bei diesen spontanen Begegnungen  auch mystisch hergehen kann, zeigte uns ein erstaunter Collin:“ They say blue is for metal, grey is for stone and black is for wood. Neben gutem Gras, das wahrscheinlich überall mit der Farbe grün assoziiert wird, sind genau diese nicht direkt materiell greifbaren Dinge der Stoff, der Zion Train interessiert und in die Songtexte einfließt. Das Fotoshooting hat dementsprechend sehr viel Spaß gemacht und die Bilder sind sehr schön geworden.

Gegen 21 Uhr begann anschließend die Show. Trotz des Superwetters waren immerhin ca. 250 Leute in die Kantine gekommen, um sich die Ohren ein bißchen volldubben zu lassen. Nicht nur der Sound von Zion Train ist außergewöhnlich, auch solch eine Bühnenbesetzung sieht und hört man nicht alle Tage. Anders als bspw. bei Dreadzone, sind bei Zion Train außer den Blasinstrumenten – Melodica, Harmonika und Trompete und der schönen Stimme von Molara alle anderen Instrumente und alle Sounds und Effekte aus der 8-Spur Maschine. Das wird dann on stage live abgemischt von Neil alias DJ Perch.
 
 
Der Sound hat einen dermaßenen Groove, daß selbst die rheumatischsten Knochen nicht ruhighalten können und innerhalb von zwei Songs war die ganze Kantine am tanzen und skanken. Altbekannte Basslines werden in ein neues Gewand gesteckt und von Molara mit flockig eingestreutem Gesang von ihrer metallenen Schwere befreit - und im Raum verbreitet sich eine Message von Peace, Love und Unity verbreitet.

Neben den modern aufbereiteten Versions traditioneller Riddims stehen die Eigenkompositionen der Band, welche sich von der Old Jamaican School distanziert haben und den typischen Neo Dub Sound aus England featuren.
 
Je weiter das Konzert fortgeschritten war, desto heftiger und britischer wurde der Groove. Die nach eineinhalbstündiger Show gegebenen drei Zuganben hatten für den durchschnittlichen Zuhörer dann auch nur noch ganz erntfernt etwas mit Dub zu tun, der Riddim war eher housig, die Lautstärke ohrenbetäubend und die Lightshow schien eher aus einer  Technodisco denn aus der Kantine zu stammen, inkl. Trockeneis und allem.
Dem Publikum hats gefallen – schweißbedeckte Körper drehten und wanden sich flächendeckend im gesamten Saal und in den Pausen zwischen den Songs haben die Leute den Musikern ohne Ende zugejubelt und –gejauchzt. Dr. Igüz konstatiert: Der Dub von Zion Train hat durch seine tiefen Frequenzen eine heilende Wirkung auf Geist und Körper der Zuhörer. Auch ein umfangreicher Genuß der tiefen Frequenzen wirkt nicht schädigend, birgt aber die Gefahr der Abhängigkeit von mächtigen Bassounds.


Copyright: Dr. Igüz 2000