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Platte des Monats
Juni 1999!


Smadj - Equilibriste
Bisher stand der Doktor garnicht unbedingt auf arabisch oder nordafrikanisch angehauchte Sounds, allerdings haben zwei Dinge diese Ansicht grundlegend geändert:
Eine im April unternommmene Reise nach Marokko und der Konsum der Scheibe von Smadj ließen mein Trommelfell den vormals negierten Klängen wohlwollender gesonnen sein. Mein Musikempfinden änderte sich und sagte, daß diese Art der Musik es auf jeden Fall auch wert ist, daß man sich etwas tiefer darin einhört.

Eine ähnliche Erfahrung machte offenbar Robert Trunz, der Besitzer des Labels Melt 2000, auf dem diese Scheibe erschienen ist: Aus der Unmenge der ihm zugegangenen Demotapes hat sich das Band von Smadj in der Vorgeschichte seiner Veröffentlichung laut Covercredits so vorgetan, daß es dafür verantwortlich ist, daß Mr. Trunz' Kassettendeck im Auto einen Satz neuer Tonköpfe benötigt, so oft wurde es während der Fahrt gedudelt.

Verständlich, denn hat man sich erstmal an den eigensinnigen Mix der Stile auf Smadjs "Equilibriste" gewöhnt, fällt es schwer, das Album nicht immer wieder zu hören. Da treffen Breakbeats auf nordafrikanische Rhythmen, Jazz wechselt sich ab mit Trip Hop, Akustik ist in Einklang mit Elektronik. Heraus kommt ein experimenteller Sound, der vom Künstler als "Tatoom" bezeichnet wird und in Paris, der Wahlheimat des in Tunesien geborenen Künstlers, große Anerkennung vom Publikum bekommt.

Melt 2000, das englische Label mit der etwas anderen Worldmusic hat sich mit Smadj auf jeden Fall ein weiteres Zugpferd in seinen Stall geholt, denn dieser Art von Musik gehört meiner Meinung nach die Zukunft: Eine angenehmische Mischung von Rhythmen aus den verschiedensten Musikkkulturen gespickt mit elektronischen Loops und dem Einsatz von Instrumenten abseits des "normalen" Spektrums. Auf Equilibriste hört man auch 'mal eine Posaune oder eine elektronische Geige mit einem Touch Ponty auf einem Beat aus Tablas. Auf einem anderen Stück wird dem Zuhörer was auf der Querflöte geblasen, während der Drumcomputer harte Breakbeats ausspuckt. Wer auf einen anspruchsvollen, aber dennoch sehr leicht komsumierbaren Sound, konstruiert aus Elementen der verschiedensten Musikkulturen und -richtungen, steht, der ist bei Smadj genau richtig.

Anhörtips:

Isotropie
Transe
Go And Find
Glögg
Copyright: Dr. Igüz 1999