>> Musik |
Zurück zu den Musikkritiken |
Smadj – Equilibriste
Bisher
stand der Doktor garnicht unbedingt auf arabisch oder nordafrikanisch angehauchte
Sounds, allerdings haben zwei Dinge diese Ansicht grundlegend geändert:
Eine im April unternommmene Reise nach Marokko und der Konsum der Scheibe
von Smadj ließen mein Trommelfell den vormals negierten Klängen
wohlwollender gesonnen sein. Mein Musikempfinden änderte sich und
sagte, daß diese Art der Musik es auf jeden Fall auch wert ist, daß
man sich etwas tiefer darin einhört.
Eine ähnliche Erfahrung machte offenbar Robert Trunz, der Besitzer
des Labels Melt 2000, auf dem diese Scheibe erschienen ist: Aus der Unmenge
der ihm zugegangenen Demotapes hat sich das Band von Smadj in der Vorgeschichte
seiner Veröffentlichung laut Covercredits so vorgetan, daß es
dafür verantwortlich ist, daß Mr. Trunz’ Kassettendeck im Auto
einen Satz neuer Tonköpfe benötigt, so oft wurde es während
der Fahrt gedudelt.
Verständlich, denn hat man sich erstmal an den eigensinnigen Mix der
Stile auf Smadjs “Equilibriste” gewöhnt, fällt es schwer,
das Album nicht immer wieder zu hören. Da treffen Breakbeats auf nordafrikanische
Rhythmen, Jazz wechselt sich ab mit Trip Hop, Akustik ist in Einklang mit
Elektronik. Heraus kommt ein experimenteller Sound, der vom Künstler
als “Tatoom” bezeichnet wird und in Paris, der Wahlheimat des
in Tunesien geborenen Künstlers, große Anerkennung vom Publikum
bekommt.
Melt 2000, das englische Label mit der etwas anderen Worldmusic hat sich
mit Smadj auf jeden Fall ein weiteres Zugpferd in seinen Stall geholt,
denn dieser Art von Musik gehört meiner Meinung nach die Zukunft:
Eine angenehmische Mischung von Rhythmen aus den verschiedensten Musikkkulturen
gespickt mit elektronischen Loops und dem Einsatz von Instrumenten abseits
des “normalen” Spektrums. Auf Equilibriste hört man auch
‘mal eine Posaune oder eine elektronische Geige mit einem Touch Ponty auf
einem Beat aus Tablas. Auf einem anderen Stück wird dem Zuhörer
was auf der Querflöte geblasen, während der Drumcomputer harte
Breakbeats ausspuckt. Wer auf einen anspruchsvollen, aber dennoch sehr
leicht komsumierbaren Sound, konstruiert aus Elementen der verschiedensten
Musikkulturen und -richtungen, steht, der ist bei Smadj genau richtig.
Anhörtips:
Isotropie
Transe
Go And Find
Glögg
Copyright: Dr. Igüz 1999