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Yothu Yindi - One Blood

"One Blood" ist das mittlerweile fünfte Album der australischen Band, die sich seit geraumer Zeit mehr und mehr am Ethno-Pop orientiert. Uralte Songzyklen des Gumatj-Stammes, vom Sänger Mandawuy Yonupingu in der Originalsprache vorgetragen, verschmelzen mit den zeitgemäßen Popsongs. Typisch australische Instrumente wie Digeridoo, ein Blasrohr für röhrende Töne und Bilma, Hartholz-Stöcke zu Rhythmusschlagen, fügen sich hervorragend ein und unterstreichen die mystische Atmosphäre. Das neue Album könnte als eine Art "Best of" zum zehnjährigen Jubiläum der Band gesehen werden, denn neun der insgesamt 19 Titel sind komplett überarbeitete Neuaufnahmen der Yothu Yindi-Klassiker. Die Aufnahmen dazu fanden in Irland und Deutschland statt und wurden in Peter Maffays Red Rooster Studios endgültig abgemischt.

Dank Gastsängern wie Liam O'Maonlai von den "Hothouse Flowers", bekommt ein Song wie "Mainstream" - vom mehrfach mit Platin ausgezeichneten zweiten Album "Tribal Voice" aus dem Jahr 1991 - in seiner neuen Version eine spezifisch irische Ausprägung. Den englischen Text des Duettes "Dots In The Shells" singt Simple-Minds-Mastermind Jim Kerr in Begleitung von Mandawuy. In der Originalversion vom ebenfalls erfolgreichen dritten Album "Freedom" (1993) war derzeit noch Neil Finn von "Crowded House als Gast dabei".

Kollaborationen dieser Art hat Yothu Yindi immer geliebt, denn für die Australier sind solche Zusammentreffen ein Ausdruck der großen Offenheit gegenüber den anderen Kulturen dieser Welt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß auf dem dritten Album das Triumvirat des New Yorker Produzenten und Ethno-Spezialisten Bill Laswell mit von der Partie war. Auch Neil Young und Tracy Chapman ließen sich auf ihrer Australien-Tour von Yothu Yindi begleiten. Die Gruppe selbst tourt seit Jahren rund um den Erdball, durch Europa, Amerika, Japan und Neuseeland, wo sie stets neue Freunde findet undes gibt kaum einen Musiker eines Genres, mit dem Mandawuy nicht schon Kontakt gehabt hätte.

Die intensive Beziehung zu Flora und Fauna, die sich in fast allen Songs von Yothu Yindi niederschlägt, ist das Vermächtnis der Ahnen der Buschmänner. In der "Dreamtime", der für die Aboriginees als eine weitere Realitätsebene äußerst wichtigen Traumzeit, wird jeder einzelne Teil der Natur, ob Fels, Baum, Tier oder Mensch mit seinem eigenen Lied beschrieben und gewürdigt. Es gibt unzählige dieser Chants an dier Umwelt der Abos. Jede Gruppe von ihnen hat seine ganz individuellen Hymnen für die Natur. Diese teilweise Jahrtausende alten Lieder, oder musikalische Gebete, werden nach heiligen Stätten wie "Ayers Rock", oder "Uluru" - dem Sitz der Regenbogenschlange - benannt und sind nicht für jedermann zugänglich. Mandawuh Yunupingu mußte bei den Stammesältesten die Erlaubnis einholen, bevor er Songs des Clans in sein Repertoire aufnehmen durfte. Gleiches gilt auch für die Tänze, die immer Teil der Shows von Yothu Yindi sind. Der Tänzer schlüpft, natürlich entsprechend bemalt, in die Haut eines Tieres, ahmt seine Bewegungen und sein Verhalten nach.

"Treaty", das auf "One Blood" in einer funkigen 98er Version zu hören ist, war der erste australische Chartbreaker, der in einer Aboriginee-Sprache gesungen war und auf allen Radiosendern des sonst sehr auf Trennung der Ethnien beharrenden Australien lief. Der Inhalt des Songs bezieht sich auf ein Versprechen des früheren Premierministers Bob Hawke, einen Vertrag zwischen den Ureinwohnern und den Weißen, die erst seit 1788 dort leben zu schließen. Diese engagierte Botschaft wurde 1991 zum Song des Jahres gewählt, und der dazugehörige Clip schnitt als "Best Australian Video" bei den damaligen MTV International Awards in Los Angeles hervorragend ab.

Die Treffen der Band mit unzähligen Musikerinnen und Musdikern anderer Kontinente und Genres hat in den vergangenen zehn Jahren seine Spuren hinterlassen und Yothu Yindi von einer australischen Abo-Busch-Band weggeführt zu einem internationalen Act, der in einem Atemzug mit anderen australischen Bands, wie "INXS" oder "Men At Work" genannt wird. Nicht nur Mandawuys immense Offenheit jedermann gegenüber, sondern auch die Teilnahme vieler Musiker anderer Musikkulturen oder -stile, wie Bertram Engels von Peter Maffays Band, der schon erwähnte Jim Kerr oder Carl Carlton, hat ihre Spuren hinterlassen und wird Yothu Yindi einem breiteren Publikum zugänglich machen - unglücklicherweise leiden darunter die vormals scharf gezogenen musikalischen Konturen.

Anhörtips:

Laykarrambu
Rramba
Djapana (Sunset Dreaming)
Baru
Our Land


Copyright Text: Sony Music / Dr. Igüz / Layout: Dr. Igüz 1999