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Thomas Mapfumo – Chimurenga ’98

Thomas Mapfumo ist DER Star in der gut entwickelten Musikszene von Simbabwe im südlichen Afrika. Seit drei Jahrzehnten macht der Mann mit Dreadlocks Musik. Und zwar nicht irgendwelche Lala, sondern einen anspruchsvollen Sound mit Elementen aus Reggae, Rhumba und der typisch simbabwischen Mbira-Musik (die Mbira ist ein Daumenpiano). Der Sänger nennt diesen sehr tanzbaren und in seinem Heimatland äußerst populären Mix „Chimurenga-Music“, eine Musik, die in der Regel auf sog. Pungwes – Tanzveranstaltungen in Beerhalls, die bis zum Morgengrauen gehen – und unter Einbezug von Mengen von Hirsebier, Grillfleisch und Sadza (Maisbrei) zelebriert werden.

Leider ist Mapfumos Heimat in den letzten Monaten in die Negativschlagzeilen geraten. Ein paar Durchgeknallte versuchen auf der Basis von Hautpigmenten der Landwirtschaft des Landes eine neue Struktur zu verpassen. Thomas Mapfumo selbst hat eine lange Tradition in der Äußerung politischer Statements gegen die Herrschenden in seinem Land. In den Siebzigern sang er gegen das rassistische Regime des weißen Rhodesiers Smith, heute singt er gegen das rassistische Regime des schwarzen Simbabwers Mugabe. Mapfumo begibt sich mit der Message seiner Songs in die Situation des durchschnittlichen Simbabwers, denn es sind diese Leute, für die er seine Musik macht.

In den Texten des aktuellen Albums „Chimurenga ’98“ geht es um den Befreiungskampf der schwarzen Simbabwer gegen das rhodesische Regime – dem Chimurenga. Doch dieser Kampf scheint 1998 noch nicht beendet, nur heißen die Leute an der Spitze des Landes heute anders. Mapfumos Verwurzelung in den Chimurengas gegen die Unterdrücker wird nicht zuletzt mit der Übernahme dieses Begriffs für seinen Musikstil ausgedrückt.

Der Sänger spricht in seinen Stücken immer wieder soziale Probleme, wie die Arbeitslosigkeit (60 %), die Unterdrückung von Frauen und das immense Problem mit AIDS im Lande an. Seine Statements werden oft nicht gerne gehört und so unterliegen seine Songs immer wieder der Zensur von Simbabwes regimekontrollierten Medien, werden weder im Radio noch im TV ausgestrahlt. Und wenn es knallhart kommt, wird Thomas Mapfumo mal wieder für eine Zeit weggeschlossen, wie schon häufiger geschehen. In dieser Rolle ist Mapfumo vergleichbar mit dem großen Fela Anikulapo Kuiti aus Nigeria, der simbabwische Mbira-Sound allerdings ist erdiger, afrikanischer und gesetzter, als die jazzigen Eskapaden von Kuti.

Chimurenga ’98 featuret zwölf Songs, größtenteils auf Chishona – der verbreitetsten Sprache Simbabwes. Es werden Geschichten über o.g. Themen erzählt und versucht, mit grassroots power ein besseres Afrika zu bauen. Ich wünsche Mapfumo mit seinem politischen und regimekritischen Vorgehen viel Glück und hoffe, daß er in der jetzigen Situation nicht zwischen die politischen Mühlsteine seiner Heimat gerät. Pamberi ne Afrika, pasi ne ZANU PF ( vorwärts mit Afrika, weg mit der Regimepartei).


Copyright: Dr. Igüz 2000