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Issa Bagayogo – Timbuktu
 
Die Legende sagt, daß Issa Bagayogo fern von der Musik als Hirsebauer im Südwesten Malis begonnen hat. Bald war ihm diese Arbeit trotz Arbeitsgesängen auf dem Feld zu stupide und er begann in der weltbekannten Stadt Timbuktu, malinesische Folksongs in der jahrhundertealten Wassulu Tradition aufzunehmen. Weil es von dieser Art Musiker in Mali – das Land wird oft als die Wiege der modernen Musik bezeichnet – fast soviele gibt, wie Sandkörner in der Sahelzone, floppte das ganze Unternehmen und Bagayogo kehrte bald darauf desillusioniert in sein Dorf zurück. 

Aus lauter Frust soll er begonnen haben, Pillen einzuschmeißen und mußte auch wieder raus auf seine Felder, was wiederum seine Frau so nervte, daß sie ihn verließ. Es folgten noch mehr Frust und noch mehr Pillen. Irgendwann siegte dann der Wille und Issa ging zurück nach Timbuktu, wo er zwei französische Worldmusicproduzenten traf. 

Und damit beginnt die Geschichte des Albums „Timbuktu“. Ihm wurde vorgeschlagen, in Coop mit den beiden findigen Franzosen – und jeder, der sich mit der frz. Szene auseinandersetzt, weiß, wie gut die Frenchies im Fusiuonieren von Genres sind – ein Album aufzunehmen, das traditionelle Musik mit rhythmischen Samples kombiniert. 

Das Album wurde aufgenommen, bekam in Mali den Preis für den besten Nachwuchsgrioten (Liedermacher und Geschichtenerzähler – feste Institution in der Kultur Malis), seine Frau kam ob des Ruhmes zurück – typisch Weiber – und Hirse braucht der Mann jetzt auch nicht mehr anzubauen, was bei der Desertifizierung der Sahelzone ohnehin täglich anstrengender wird. 

Jetzt heißt Herr Bagayogo „Techno – Issa“, seine Scheibe ist weltweit erhältlich und erfolgreich und wird schon als Klassiker des Afrotronic bezeichnet. Ach ja, vielleicht schreibe ich auch noch nen paar Anschläge über den Sound: Erstmal keine Angst, auch wenn Techno im Spitznahmen vorkommt, ist kein Bumbum in der Musik. Sie basiert immer noch auf den traditionellen Instrumenten Trommel, N’goni (afrikanische Laute) und Balaphon (afrikanisches Xylophon). Dazu kommen eine auf großen Strecken akkustisch gehaltene Gitarre, Bläsersätze und natürlich Bagayogo’s sanfter und einfühlsamer Gesang. Das „technoide“ – Samples und Drummachine – unterstützt die traditionellen Parts und bereichert sie gleichzeitig. Und das Traditionelle ermöglicht es denjenigen Ohren, die Ethnosounds noch nicht kennen, sich einfacher in das Exotische reinzukommen. Das Album ist einfach nur feinste moderne westafrikanische Musik mit einer Sounddichte, an der Pop sich ein paar Scheiben abschneiden kann. 


Copyright: Doc Highüz 2002 Zum Seitenanfang