Lee Perry – Trojan Upsetter Box

Lee
Perry – Trojan Upsetter Box 

 

Das
Upsetter-Label wurde 1968 von wem gegründet? “Lee Perry“ will ich
jetzt aus tausend 

Kehlen hören. Der 1936
in Hanover, Jamaika geborene Musiker, Sänger, Produzent, Soundtüftler 

und Visionär ist wahrlich
eine Ausnahmneerscheinung in der Geschichte des Reggae. Seine 

Lehrjahre verbrachte er
an der Seite von Clement “Sir Coxsone“ Dodd. 1965 begann seine 

Zusammenarbeit mit den Upsetters,
mit denen er in den nächsten Jahren hunderte von Aufnahmen produzierte.
1968 trennte er sich von Dodd, gründete das Upsetter-Label und gestaltete
in den folgenden Jahren maßgeblich den Sound des frühen Reggae. 

Um nicht mehr von der Hardware
anderer abhängig zu sein, baute er sich 1973 sein eigenes

Studio, das er in Anlehnung
an die biblische Arche Noahs Black Ark Studio nannte. Dort entwickelte
Perry seine ebenso eigenwilligen wie revolutionären Produktionstechniken,
die seinen Sound so 

unverwechselbar machen.
Seine Methode, die Spuren auf seiner 4-Spur-Bandmaschine unter 

Verwendung diverser Effekte
hin- und herzukopieren, hat spätere Produzentengenerationen 

nachhaltig geprägt.
Bis zum seinem schleichenden Verfall ab 1979 war das Black Ark Studio 

vielleicht das wichtigste
Studio der jamaikanischen Musikszene, in dem unter anderem auch 

internationale Größen
wie Robert Palmer und The Clash Aufnahmen machten.

Die vorliegende 3er-CD-Box
beleuchtet hauptsächlich Perrys Schaffen zwischen 1968 und 1979. 

Die erste CD widmet sich
den frühen Werken Perrys, die in Randy‘s Studio und bei Dynamic 

Sounds entstanden. Interpreten
sind vor allem die Upsetters selbst, aber auch Dave Barker, 

U-Roy und Bob Marley &
The Wailers. Die Stücke der Upsetters sind orgeldominierte 

Instrumentalnummern, deren
Beeinflussung durch Horror-, Kriminal-  und Westernfilme schon an 

den Songtiteln (“Man from
MI5“, “The Vampire“, Clint Eastwood“) ablesbar ist. Bei den Tracks der 

anderen Interpreten hingegen
kann man schon Perrys Talent für Vokal-Aufnahmen erahnen. 

Allen Songs gemein ist jedoch
der kompakte, übersteuerte, herrlich scheppernd-fiepsige Sound.

CD Nummer zwei enthält
einige Stücke, die in Zusammenarbeit mit King Tubby entstanden, und 

ausgesuchte Aufnahmen aus
Perrys Black Ark Studio aus den Jahren 1973 bis 1978. Interessante Dokumente
aus den Kindertagen des Dub. Vor allem aber fallen die Verfeinerungen von
Perrys Sound auf: der gezielte Einsatz von Geräuschen, Delay, Synthesizer-
und Stereoeffekten zeigt, welche Pionierarbeit Perry auf diesem Gebiet
geleistet hat. Interpreten: neben Perry selbst und den Upsetters sind unter
anderem Jerry Lewis, Leo Graham, The Silvertones, Bunny Clarke, Jah Lloyd,
Eric Donaldson und Junior Ainsworth am Start.

Die dritte CD schließlich
liefert vier Spätwerke aus dem Black Ark-Tagen sowie einige Songs
aus 

den Jahren 1986, 2000 und
2002. Die Spätwerke sind wahre Monstren von Dub-Mixes, zwischen 

7:30 und 9:30 Minuten lang,
und weitere Beweise für Perrys unerschöpflichen Einfallsreichtum. 

Die anderen Songs sind vor
allem deshalb bemerkenswert, weil sie alle von Perry gesungen 

werden. Da muss gesagt werden,
dass er auf jeden Fall ein besserer Produzent als Sänger war. 

Trotzdem sind die Stücke
interessant: das fast schon avantgardistische und sehr skurile “Time 

Marches On“ ebenso wie das
abstruse “For Whom the Bell Tolls“. “I am a Madman“ singt Perry – 

dem ist nichts hinzuzufügen.
Und wer in diese verrückte Welt eintauchen will, der kommt um 

diese CD-Box kaum herum.


Copyright Text: Veit
König / Layout: Doc Highüz 2002
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