Appear
– Bound Club
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Appear ist
mit seinem Alias Ear einer der drei Frontmänner der äußerst
erfolgreichen Dancehall-Hip Hop-Reggae Combo Seeed aus Berlin.
Viele mögen denken,
ich labere, wenn sie die nächsten Worte lesen, aber mit einigen Kollegas
habe ich drüber geredet und die wissen jetzt, daß ich den richtigen
Riecher, bzw. ein sensibeles Trommelfell hatte: Ear, der kleine, zurückhaltenste
und im Hintergrund agierende, der den zwei anderen Jungs die Show gerne
überlassen hat, hat für mich schon immer das stärkste Charisma
gehabt.
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Hört Euch mal die Seeed
Tunes an, zwei Stimmen sind smooth, Ear’s Voice fällt aus dem Rahmen,
hat Ecken und Kanten, ist egozentrisch und tanz aus der Reihe. Sein ganzes
Verhalten, sei es als Sänger, auf der Bühne, in Interviews, sagte
mir: der Mann macht als erstes etwas Standhaftes neben der doch ziemlich
kommerziellen Mucke von Seeed.
Was er dann mit dem Minialbum
“Bound Club” nach einer mir unbekannten 12” abgeliefert hat, haut
mich allerdings, ehrlich gesagt, um. Soviel, wie soll ich es nennen, “Freigeist”
oder “Experimentierfreudigkeit” hätte ich dann doch nicht erwartet.
Wie soll man diese Musik beschreiben? Vielleicht am ehesten so: Ear’s dissonanter
und eigenwilliger Vocalstyle ausgedehnt auf den gesamten Sound. Da
blubbert Elektronik, wird zersetzt von jazzigen Bläsern, krummen Rhythms,
ein Schuß Dancehall hier und da, Ansätze von abgehackten Raps,
dann wieder akustische Gitarren als Unterlagen für die krummen Vocals.
Der Sound ist wahrscheinlich
eine superehrliche musikalische Reflektion von Ears Innenleben. Für
mich gewöhnungsbedürftig, aber keineswegs schlecht. Am besten
fängt man mit dem Tune “Oddshot” an, denn da erinnern die Lyrics am
ehesten an Seeeds extravagantes Sangesdrittel Ear a.k.a. Appear.
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