RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

FR online 14.12.2006


Klimawandel – Arktis-Bewohner

stark gefährdet

Hamburg (dpa) –

400 000 Ureinwohner der Arktis sind nach Angaben der

Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) durch Klimawandel und

Rohstoffabbau in ihrem Lebensraum massiv bedroht. Durch die

Plünderung

der Bodenschätze stünden die Menschen buchstäblich vor

dem Aus.


Davor

warnte die GfbV am Donnerstag in Hamburg bei der Vorstellung ihres

Menschenrechtsreports “Die Arktis schmilzt und wird geplündert”.

Der

Lebensraum der Arktis-Bewohner werde rücksichtslos zerstört.

Angesichts

einer schwindenden Schneedecke sei es für die Industrie immer

interessanter und technisch einfacher, Öl-, Erdgas- und

Teersandreserven in den Polarregionen zu erschließen.


“Viele

Konzerne stehen in den Startlöchern. Für die Menschen in der

Arktis

bedeutet das eine rasante Veränderung ihrer Lebensumwelt, in die

sie

nicht einbezogen werden”, kritisierte der Polarforscher Arved Fuchs.

Der Rohstoffabbau verschärfe die Probleme, die die Menschen durch

den

Klimawandel ohnehin schon hätten. Auf Grönland etwa

könnten sie nicht

mehr mit dem Hundeschlitten, sondern nur noch mit dem Boot auf die Jagd

gehen. “Das ist viel gefährlicher, aber das Eis ist einfach nicht

mehr

da”, sagte Fuchs. Den Menschen fehle damit auch die Existenzgrundlage.


“Die

Menschen werden von einer Entwicklung überrollt, die ihre gesamte

Kultur und Identität mit dem Untergang bedroht”, heißt es in

dem 105

Seiten starken GfbV-Bericht. Entwurzelung, Alkoholismus und eine hohe

Selbstmordrate seien die Folgen. Durch den Ansturm auf die

Bodenschätze

würden die Arktis-Bewohner auch unter Umweltschäden leiden.

Die

Menschen in der Nähe der Förderstätten “trinken

verseuchtes Wasser,

essen verseuchten Fisch und atmen vergiftete Luft ein”, warnte die

GfbV. In der russischen Arktis würden sie zudem unter hohen

Strahlenwerten durch Atommüll aus Sowjetzeiten leiden.


Der

Klimawandel in der Arktis vollzieht sich dem Bericht zufolge zwei Mal

schneller als im globalen Durchschnitt. “Es gibt Schätzungen,

wonach

das Eis bis 2040 verschwunden ist”, sagte Fuchs. Absurderweise

könne

gerade die Förderung der Ölreserven in der Arktis die

Entwicklung

beschleunigen, weil letztlich der vermehrte CO2-Ausstoß, die

globale

Erwärmung wieder anheize. Die GfbV mahnte in ihrem Report die

Bundesregierung, den G8-Vorsitz 2007 zu nutzen, um die Einhaltung der

Menschenrechte in der Arktis zu gewährleisten.

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