RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Stern online 11. Dezember 2006

Klimawandel

Countdown

für die Arktis

In

75 Jahren werde das Eis am Nordpol verschwunden sein, warnten deutsche

Forscher Anfang Dezember – und lösten damit Bestürzung aus.

Noch

düsterer sieht die Prognose eines US-Forscherteams aus: Sie

rechnen

schon 2040 mit einer eisfreien Arktis.

Die Arktis

könnte schon in 35 Jahren während der Sommermonate eisfrei

sein, wenn

der Mensch weiter so viele Treibhausgase in die Atmosphäre

entlässt wie

bisher. Das berichten amerikanische Forscher um Marika Holland von der

Universität Washington im Journal “Geophysical Research Letters”.

Außerdem werde die arktische Eisdecke auch im Winter dünner.

Eine

Reduktion der Treibhausgase durch den Menschen könnte den Wandel

noch

aufhalten, betont Holland. Europäische Forscher hatten

kürzlich ein

Abschmelzen des Eises im Nordpolargebiet in den Sommermonaten bis zum

Jahr 2080 vorhergesagt.

Dunkles Wasser erhitzt sich schneller als helles Eis

Eine Computersimulation von Holland und ihren Kollegen zeigt im Sommer

2040 nur noch kleine Eismengen an den Küsten Grönlands und

Kanadas. Das

Wintereis würde von momentan dreieinhalb Meter bis 2040 auf

deutlich

unter ein Meter schrumpfen.

Die

Forscher begründen den schnellen Rückgang des Eises vor allem

mit

einem sich selbst verstärkenden Effekt: Offene, dunkle

Wasserflächen

nehmen die Wärme des Sonnenlichts stärker auf als das helle

Eis.

Dadurch erwärme sich das Meer umso stärker, je mehr Eis

bereits

geschmolzen sei. Zudem könnte der Klimawandel auch die

Strömungen beeinflussen, wodurch wärmeres Wasser in die

Arktis gelange, erklären Holland und ihre Kollegen.


Störungen

in der Nahrungskette befürchtet

Experten

des europäischen Klimaprojektes “Damocles” (Developing Arctic

Modelling and Observing Capabilities for Longterm Environmental

Studies) warnten Anfang Dezember, dass die Erderwärmung nicht nur

Eisbären in ihrem Bestand bedrohe. Auch schwere Störungen in

der

gesamten Nahrungskette seien zu erwarten. “Das hat Auswirkungen

für den

Fisch, den wir hier letztlich auf den Tisch kriegen”, sagte Eberhard

Fahrbach vom Alfred-Wegner-Institut für Polar- und

Meeresforschung. Mit

dem zunehmenden Seeverkehr in den bisher entlegenen Gewässern

könnte

auch die Ausbeutung von Bodenschätzen und Rohstoffen wie Öl

und Gas in

der Arktis drastisch zunehmen.

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