RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 Spiegel online 26.01.07

Tauwetter in der Tundra

Nirgendwo auf der Welt macht sich

der

Klimawandel so dramatisch bemerkbar wie in der Arktis. Auch in der

sibirischen Tundra sind die Folgen zu beobachten, wie ein

beeindruckendes Satellitenbild zeigt.

Wenige Menschen dürften diese Gegend bisher aus

der Nähe gesehen

haben: Nach einer 4400 Kilometer langen Reise von den Bergen

Zentralrusslands in die gewaltige nordsibirische Ebene teilt sich der

Fluss Lena in zahlreiche kleinere und größere Arme, ehe sein

Wasser in

die Laptewsee und von dort ins eisige Nordpolarmeer fließt.

Die bizarre Gegend, abgebildet vom

Thermalemissionsradiometer an Bord

des Nasa-Satelliten “Terra”, liegt fernab der Zivilisation: Die

nächste

größere Stadt, Jakutsk, liegt mehr als 1000 Kilometer vom

Lena-Delta

entfernt.

Für die Wissenschaft ist die Flussmündung

hochinteressant: Da sie

jenseits des nördlichen Polarkreises liegt, ist sie etwa sieben

Monate

im Jahr gefroren. Auf eiem Bild vom 16. Juli 2005 ist zu sehen, was

während des kurzen Sommers geschieht: Das Delta taut auf und

verwandelt

sich in ein Feuchtgebiet von großer ökologischer Bedeutung.

Neben Biologen gewinnen auch Klimaforscher Erkenntnisse

aus dem

Lena-Delta: Sie können an der Wassermenge, die ins Meer

fließt, und der

Tiefe des dauerhaft gefrorenen Bodens ablesen, wie sehr sich der

Klimawandel im hohen Norden bemerkbar macht. Die Arktis gilt derzeit

als die am stärksten von der globalen Erwärmung betroffene

Weltgegend.

Jüngste Daten legen nahe, dass das Meereis der Arktis schon 2040

komplett verschwunden sein könnte. Dadurch sind unter anderem die

Eisbären in ihrem Bestand bedroht.

Im Satellitenbild ist der Lena-Hauptstrom zu sehen, der

sich in

zwei jeweils rund drei Kilometer breite Arme teilt. Sie fließen

in

Richtung Osten und Nordosten weiter und teilen sich dann ihrerseits in

viele kleinere Wasserläufe. Flächen mit Vegetation leuchten

in sattem

Grün, während die weißen Flecken nach Angaben der Nasa

vermutlich von

den jährlichen Springfluten überspült wurden.

Die vielen Hundert Seen und Tümpel entstehen, weil

die oberen 20 bis

40 Zentimeter der sonst gefrorenen Tundra im Sommer auftauen. Der

Permafrostboden darunter wirkt wie der Betonboden eines Schwimmbads,

der das Wasser am Versickern hindert. Einer Untersuchung von 2005

zufolge sind zwischen 1970 und 2002 elf Prozent der nordsibirischen

Seen verschwunden. Als Grund vermuten die Forscher das Auftauen und

Aufbrechen des Permafrostbodens durch die voranschreitende

Erwärmung.

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