RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Soiegel online 18.02.07

KLIMADEBATTE

Vorstoß für neue Energiesteuern

Umweltpolitiker der Großen

Koalition haben sich

dafür ausgesprochen, die bisherige Energiebesteuerung auf den Kopf

zu

stellen: Wer viel Dreck macht, soll künftig auch viel zahlen.

Hamburg – “Energie sollte rein nach der Menge der

ausgestoßenen

Klima- und Umweltgifte besteuert werden”, sagte

SPD-Bundesvorstandsmitglied Hermann Scheer der “Bild am Sonntag”. Wer

beim Autofahren, Fliegen oder Heizen viel Energie verbrauche oder

schädliche Energieträger wie etwa Kohle benutze, würde

durch eine

solche “Verschmutzungssteuer” bestraft. Strom aus erneuerbaren Energien

wie Sonnen- oder Windenergie solle von allen Abgaben freigestellt

werden, fügte Scheer hinzu. “Auf diese Weise entsteht ein

ökonomischer

Anreiz zum Klimaschutz.”

Die Pläne von seinem Parteikollegen Verkehrsminister

Wolfgang Tiefensee, die Kraftfahrzeugsteuer umzubauen

, wertete Scheer als unzureichend. “Ich rate der Bundesregierung

dringend zu mehr politischem Mut, wenn sie die Klimakatastrophe noch

aufhalten will”, sagte er.

Auch der CSU-Umweltexperte Josef Göppel forderte

in der “BamS”:

“Zur Rettung des Erdklimas brauchen wir einen Systemwechsel bei den

Steuern.” Die Höhe aller Energiesteuern im Verkehr und in

Privathaushalten – etwa Kraftfahrzeugsteuer, Mineralölsteuer –

müsse

auf Basis der ausgestoßenen Schadstoffe wie CO2 berechnet werden.

Klimaschonendes Verhalten solle belohnt werden, sagte Göppel. “Wer

ein

sparsames Auto oder eine moderne Heizung anschafft, soll künftig

weniger zahlen.”

“Dritte industrielle Revolution”

Der Klima-Chefberater der Bundesregierung, Hans Joachim

Schellnhuber, hat Wissenschaftler aus aller Welt in San Francisco zu

raschem Handeln gedrängt. Die Menschheit brauche eine “dritte

industrielle Revolution”, wenn sie einer Klimakatastrophe entgehen

wolle. Sie müsse sich schleunigst auf neue Energiequellen

umstellen und

ihre “Städte sowie Landschaften neu erfinden”, sagte der Experte

auf

dem weltgrößten interdisziplinären

Wissenschaftskongress in

Kalifornien. Der Physiker und Direktor des Potsdamer

Klimaforschungsinstitutes sprach auf Einladung des Amerikanischen

Forscherverbandes AAAS vor gut 300 Experten.

Die internationale Gemeinschaft sollte versuchen, den

globalen

Temperaturanstieg mit einschneidenden Maßnahmen auf zwei Grad

Celsius

zu begrenzen, sagte Schellnhuber. Selbst dann liege die Chance, das

Schmelzen der Grönlandeisdecke zu verhindern, nur bei 50 Prozent,

sagte

er. Der Uno-Klimarat hatte Anfang des Monats einen Temperaturanstieg

von bis zu 6,4 Grad bis zum Jahrhundertende vorausgesagt.

Bei Gesprächen im US-Kongress diese Woche sei er

auf überraschend

viele offene Ohren gestoßen, lobte der deutsche Klimaexperte. Er

äußerte die Hoffnung, dass die USA nach ihrem

Regierungswechsel 2008

“mit an Bord kommen”.

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