RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Tageschau

online 05.03.07

Eröffnung des Volkskongresses

– China entdeckt den Umweltschutz

Chinas Ministerpräsident

Wen hat bei der Eröffnung des Nationalen Volkskongresses neue Töne

angeschlagen: Künftig solle der Umweltschutz beim Wirtschaftswachstum

des Landes mehr Bedeutung erhalten. Marode Fabriken sollten geschlossen

werden.

Von Petra Aldenrath, ARD-Hörfunkstudio

Peking

Wie immer gebührte der

chinesischen Staatskapelle der Auftakt. Mit Pauken und Trompeten eröffnete

sie den 10. Nationalen Volkskongress – das politische Großereignis

in der chinesischen Politik schlechthin. Zur jährlichen Parlamentstagung

in Peking lobte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao wie üblich

die Fortschritte des Landes, um dann zu den Punkten zu kommen, die verbessert

werden sollen.

Nachdem China als einer der

weltweit größten Luftverpester in den letzten Monaten massive

internationale Kritik einstecken musste, räumte der Regierungschef

dem Umweltschutz nun höchste Priorität ein: “In diesem Jahr müssen

wir uns der Einsparung von Energie, Senkung des Verbrauchs und dem Umweltschutz

zur Veränderung des Wirtschaftswachstumsmodus widmen. Die bestehenden

Unternehmen, die trotz Sanierung immer noch nicht den Normen entsprechen,

sollten ihre Produktion einstellen und geschlossen werden.”

Das soll vor allem die alten

und maroden staatlichen Schwerindustrie-Fabriken treffen und die unzähligen,

oft privat betriebenen Kleinkraftwerke. Beide sind meist nicht mit moderner

Umwelttechnik ausgestattet. Wen rief dazu auf, Fabriken besser auf Umweltverträglichkeit

zu prüfen.

Kampfansage an die Korruption

Auch die sich mehr und mehr

ausweitende Korruption soll eingedämmt werden, forderte Wen. “Extravaganz

und Verschwendung kommen vor. In einigen Abteilungen sind Bürokratismus

und Formalismus, Entfremdung von den Massen, Amtsvernachlässigung

und Versäumnisse zu beobachten. Sie missbrauchen sogar die Macht und

sind bestechlich und korrupt”, sagte er. “Wir müssen im Geist der

hohen Verantwortung für den Staat und das Volk noch tatkräftigere

Maßnahmen ergreifen, um diese Probleme wirksam zu lösen. Wir

werden die Erwartungen des Volkes nicht enttäuschen”, versprach der

Ministerpräsident unter Applaus.

Auch die enormen Unterschiede

zwischen Arm und Reich wurden wieder zum Thema gemacht. Noch immer leben

viele der 800 Millionen Bauern Chinas am Rande des Existenzminimums. Ihnen

versprach der Ministerpräsident Verbesserungen beim Gesundheits- und

Bildungssystem sowie einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt. Ziel solle

sein, dass alle an den Früchten der Reformen und des boomenden Wirtschaftswachstums

teilnehmen können.

“Unbeirrbar auf dem sozialistischen

Weg”

In den kommenden elf Tagen

werden die 3000 Delegierten aus allen Provinzen Chinas noch in Peking tagen.

Dabei soll unter anderem auch über die Abschaffung der Arbeitslager

debattiert und Chinas erstes Gesetz zum Schutz des Eigentums verabschiedet

werden.

Doch eins machte Ministerpräsident

Wen bereits zu Anfang klar: Auch wenn die Marktwirtschaft gestärkt

wird, die kommunistischen Prinzipien werden offiziell nicht in Frage gestellt:

“Wenn wir das Denken befreien, in den Tatsachen nach Wahrheit suchen, mit

der Zeit Schritt halten, mit dem Pioniergeist Innovationen schaffen, unbeirrbar

den sozialistischen Weg chinesischer Prägung gehen und an der Reform

und Öffnung festhalten, dann können wir letzten Endes das große

Ziel der Modernisierung realisieren.”

 

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