RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 23.04.07

STROMSPARFUNKTIONEN

Pseudo-Klimaschützer

Vista

Von Matthias Kremp

Microsoft versucht den Kauf

von Windows Vista als Investition ins Weltklima darzustellen. Dabei funktionieren

ausgerechnet die Energiesparfunktionen auf vielen älteren Rechnern

nicht oder nur eingeschränkt – und machen die Computer zu potentiellen

Energieschleudern.

Werbung für Vista: Energiesparfunktionen

nur unter Idealbedingungen zuverlässig nutzbar

In der aktuellen Ausgabe

der “c’t” beispielweise, haben die Autoren eine Zwischenbilanz nach drei

Monaten Vista gezogen. Ausgerechnet bezüglich der Energiesparfunktionen

schneidet Microsoft auf Hochglanz poliertes System darin nicht gerade vorbildlich

ab. Bei vielen PCs versagen nämlich ausgerechnet die Stromsparfunktionen.

Betroffen sind allerdings in erster Linie alte Rechner, die noch mit Windows

XP ausgeliefert wurden.

Treiber fehlen

Als Grund für dieses

Totalversagen haben die c’t-Autoren mangelnde Treiberunterstützung

seitens der Hersteller beispielsweise von Grafik- oder Soundkarten ausgemacht.

Für viel ältere PC-Komponenten gibt es nämlich noch keine

Vista-Treiberprogramme. Vielfach ist die Entwicklung solcher Treiber auch

gar nicht mehr geplant. Lieber stecken die Hersteller ihre Ressourcen in

die Entwicklung komplett neuer Produkte, die explizit für Vista entwickelt

werden.

Das Problem: findet Vista

für ein oder mehrere Geräte keine passende Treibersoftware, kann

es passieren, dass die Energiesparfunktionen komplett ausfallen. Während

das bei Desktop-PCs noch wenig ins Gewicht fällt, resultiert ein solcher

Treiber-Mangel bei Notebooks in deutlich verkürzten Akku-Laufzeiten.

Von diesem Phänomen können Besitzer älterer Laptops beim

Betrieb mit Vista allerdings auch dann betroffen sein, wenn alle notwendigen

Treiber vorhanden sind. In solchen Fällen ist laut “c’t” meist dass

sogenannte BIOS, das Grundprogramm eines Computers schuld, dessen Stromsparfunktionen

an Vista angepasst werden müssten. Das hätten Tests mit verschiedenen

Mobilrechnern ergeben.

Spielspaß-Bremse

Damit nicht genug, ist auch

Microsofts Hinweis, Vista würde mehr Leistung bringen, mit Vorsicht

zu genießen. Insbesondere PC-Spieler berichten immer wieder von deutlichen

Leistungseinbußen im Zusammenhang mit dem XP-Nachfolger. So berichtet

beispielsweise das Vista-Blog von Spielen, die auf dem neuen System um

bis zu ein Drittel langsamer laufen als auf dessen Vorgänger. Besserung

werden erst neue Spiele und Updates älterer Games bringen, die Vistas

Grafiktechnologie DirectX 10 unterstützen. Von dem dann zu erwartenden

Leistungssprung wird allerdings nur profitieren können, wer zumindest

in eine dazu passende DirectX 10-Grafikarte investiert.

Um aber vollends von Vista

und dessen neuen, fraglos sehr ausgeklügelten, Energiesparfunktionen

profitieren zu können, bleibt die Anschaffung eines neuen Rechners

für viele Anwender weiterhin unumgänglich. Vor diesem Hintergrund

ist auch Microsofts Aussage, ein PC mit Windows Vista würde umgerechnet

deutlich weniger Kohlendioxid erzeugen als ein Rechner mit Windows XP,

mit Vorbehalt zu genießen.Wirklich zutreffend kann diese Aussage

nur dann sein, wenn beide Computer aus denselben Hardware-Bauteilen aufgebaut

und für sämtliche Komponenten Treiber für beide Betriebsysteme

verfügbar sind.

Derart perfekte PCs dürften

allerdings, insbesondere bei der installierten Basis, eher die Ausnahme

als die Regel sein.

 

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