RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 04.05.07

TREIBHAUSGASE

Klimaforscher geben die

Erde noch nicht verloren

Nur mit schnellen Entschlüssen

ist die Erde nach Meinung des Weltklimarats vor einer Katastrophe zu retten.

Wenn der Ausstoß von Treibhausgasen ab 2015 zurückgehe, seien

die schlimmsten Folgen zu vermeiden, wird es im Schlussdokument der Uno-Klimaexperten

heißen.

Bangkok – Für ein Uhr

nachmittags Ortszeit hat der Weltklimarat die Vorstellung seines dritten

Teilberichts angekündigt. Dann soll im United Nations Building an

der Rajadamnern nok Avenue in Thailands Hauptstadt Bangkok das Ergebnis

des zähen Ringens vorgestellt werden. Dass es später wird, kann

indes nicht ausgeschlossen werden: Die letzten Streitpunkte wurden in die

– gegenwärtig stattfindende – Plenarsitzung mitgenommen.

REUTERS

Protest für Klimaschutz:

Norwegische Umweltschützer sonnen sich am Fjord von Longyearbyen –

normalerweise er um diese Jahreszeit noch völlig zugefroren

Eckpunkte des Papiers sickerten

bereits durch: Um die Erde zu retten, müssten die Treibhaus-Emissionen

bis Mitte des Jahrhunderts um 50 bis 80 Prozent reduziert werden, heißt

es nach Angaben aus Teilnehmerkreisen in dem mit Spannung erwarteten Schlussdokument

des Weltklimarates. Wenn der immer noch rasant steigende Ausstoß

von Treibhausgasen ab 2015 zurückgehe, seien die schlimmsten Folgen

zu vermeiden.

Die Kosten dafür halten

sich nach Überzeugung der Wissenschaftler in Grenzen. Mit etwa 0,1

Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts könne die Erderwärmung

unter der kritischen Grenze von zwei Prozent gehalten werden, heißt

es dem Vernehmen nach in dem Bericht. Dagegen würde es 20 mal teurer,

nichts zu tun: durch Überschwemmungen, Dürren, Epidemien, und

riesige Flüchtlingströme. Besonders China und die USA hatten

aber zu Beginn der Konferenz die Rechnung der Ökonomen und die Wirksamkeit

derzeit verfügbarer Technologie in Frage gestellt.

Zusammenfassung von über

1000 Seiten Analyse

“Die Weltgemeinschaft muss

die Klimakatastrophe ernster nehmen”, sagte der deutsche Staatssekretär

im Bundesumweltministerium, Michael Müller, schon vor Veröffentlichung

des Berichts. Der Klimarat gebe dem G8-Gipfel Anfang Juni in Heiligendamm

an der Ostsee damit eine starke Vorgabe, um entschlossene Signale für

den Kampf gegen den Klimawandel zu setzen.

INTERAKTIVE GRAFIK

Klimawandel: Änderungen

in den 8 Weltregionen. Starten Sie hier die interaktive Grafik!

Die Wissenschaftler und

Vertreter von mehr als 100 Ländern hatten in Bangkok vier Tage und

überwiegend Nächte an dem Schlussdokument gearbeitet.

Es handelt sich um eine Zusammenfassung

einer mehr als 1000 Seiten fassenden sogenannten Metaanalyse: Dabei haben

die Gutachter keine eigenen Studien, Experimente oder Messungen vorgenommen.

Vielmehr fasst das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) den

Wissensstand aller bislang veröffentlichten wissenschaflichen Arbeiten

zum Thema zusammen. Dabei handelt es sich um ein unabhängiges Gutachten.

Der Text der politisch wichtigen Zusammenfassung (summary for policy makers)

wurde hingegen Zeile für Zeile von Regierungsvertretern abgesegnet.

Streit um einzelne Formulierungen

Wie sehr dabei nationale

Interessen, unterschiedliche Haltungen und die Machtpositionen innerhalb

der diplomatischen Runde eine Rolle spielen, hatte sich bereits bei dem

Streit um die Zusammenfassungen von Teil eins in Paris und Teil zwei in

Brüssel gezeigt.

Die letzten Hürden wurden

in der Nacht zum Freitag praktisch beseitigt. Lediglich ein Einwand der

chinesischen Delegation sei bei der abschließenden Plenarsitzung

noch auszubügeln, verlautete aus Teilnehmerkreisen. Wie es hieß,

wollte die chinesische Delegation deutlicher definieren, mit welchem Grad

an Gewissheit bestimmte Klimaprojektionen gemacht werden.

Die zentralen wissenschaftlichen

Aussagen des Dokuments waren bereits Anfang März bekannt geworden.

In einem weit fortgeschrittenen Entwurf stand nach Informationen von SPIEGEL

ONLINE: Die Auswertung von 30.000 Messreihen zeigt, dass der Klimawandel

die Menschheit bereits fest im Griff hat. Keine Weltregion wird verschont.

Vier trifft es besonders hart.

 

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