RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Süddeutsche

online 10.06.07

Genpflanzen mit integriertem

Gift

Käfertod als Nebeneffekt

Pflanzen mit gentechnisch

eingebautem Schädlingsgift sollen das Versprühen von Insektiziden

überflüssig machen. Doch den Genpflanzen fallen auch nützliche

Insekten zum Opfer.

Von Wiebke Rögener

Leiden harmlose oder sogar

nützliche Insekten wie Bienen unter dem Gift aus dem Bakterium Bacillus

thuringensis (Bt), das gentechnisch in Nutzpflanzen eingebaut wird?

Dieser Frage sind jetzt US-Wissenschaftler

in einer Meta-Analyse nachgegangen, bei der sie 42 Feldversuche überprüften

(Science, Bd. 316, S.147, 2007). Das Ergebnis hängt demnach davon

ab, mit welchen Anbauflächen man die Gentech-Äcker vergleicht

Wenn Mais- oder Baumwollfelder,

auf denen Bt-Pflanzen wachsen, mit Anbauflächen verglichen werden,

auf denen die Farmer Insektizide sprühen, sind die Gentech-Felder

im Vorteil: Etliche unschädliche Insektenarten werden durch das Sprühen

stärker dezimiert als durch das eingebaute Bt-Toxin, so die US-Forscher.

Im Vergleich zu Feldern,

auf denen keine Insektizide eingesetzt werden, schnitten die Felder mit

Bt-Pflanzen jedoch oft schlechter ab. Zumindest beim Mais überwiegt

demnach der Schaden der Gentechnik für harmlose Insekten.

Auch in Deutschland kamen

Studien, die die Wirkung von Bt-Pflanzen auf Nichtzielorganismen untersuchten,

zu unterschiedlichen Ergebnissen. So fanden Forscher der RWTH Aachen keine

Hinweise dafür, dass Bt-Mais die Häufigkeit von Schmetterlingen,

Zikaden oder Laufkäfern beeinflusst.

Auch Wissenschaftler der

Biologischen Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft (BBA) Kleinmachnow

entdeckten keine Veränderungen in der Insektenfauna, die eindeutig

auf Bt-Mais zurückzuführen waren (ForschungsReport 1/2006, S.

8).

Forscher der BBA in Braunschweig

stellten dagegen fest, dass Bt-Mais beispielsweise die Entwicklung der

Trauermücken verzögert – eine Insektenfamilie, deren Larven die

Rückstände der Maispflanzen nach der Ernte zersetzen. Freilandversuche

dazu sind noch nicht abgeschlossen. Allerdings ist unklar, ob sich dabei

ein möglicher Effekt des Bt-Gifts überhaupt zeigen kann.

Vergleiche, die Bt-Pflanzungen

nur Insektizid-behandelten Feldern gegenüberstellen, findet Versuchsleiter

Wolfgang Büchs wenig aussagekräftig, denn bei Bt-Pflanzen seien

Insekten die ganze Vegetationsperiode dem Gift ausgesetzt. “Insektizide

werden dagegen gezielt ausgebracht und wirken nur für eine begrenzte

Zeit.“ Man müsse daher auch unbehandelten Mais zum Vergleich mit heranziehen.

 

Mail  
Scroll to Top