RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
FAZ

online 05.10.07

 

Energie

Mehr Ökostrom soll

Kunden nicht mehr kosten

Von Andreas Mihm

Der starke Ausbau der Stromerzeugung

aus Wind, Biomasse und Solaranlagen soll nach dem Willen der Unionsfraktion

nicht zu weiteren Kosten für die Verbraucher führen. „Wir müssen

dafür sorgen, dass wegen der Finanzierung der Erneuerbaren Energien

die Gesamtbelastung durch staatliche Abgaben im Verbraucherpreis nicht

noch ansteigt“, sagte der für Wirtschafts- und Finanzpolitik zuständige

Fraktionsvize der Union im Bundestag, Michael Meister, der F.A.Z. am Donnerstag.

Ein Weg dahin sei die Senkung

der Stromsteuer. Zur Gegenfinanzierung könnten Erlöse aus der

Versteigerung der Kohlendioxidzertifikate herangezogen werden, welche die

Union in den kommenden Jahren schrittweise einführen will. „Ich glaube,

dass es da um Beträge geht, die in überschaubarer Höhe sind“,

sagte Meister. Sein Vorschlag ist Teil eines 14-seitigen Papiers mit dem

Titel “Energiepolitik mit Vernunft und Augenmaß”, das die Fraktion

von CDU und CSU am kommenden Dienstag beschließen soll.

Distanz zur SPD

Bisher erhielten die Stromkonzerne

die Zertifikate kostenfrei zugeteilt, schlugen aber den Börsenpreis

dafür auf den Strompreis auf. Künftig soll nach Willen von SPD

und Union der Staat diesen „Windfall-Profit“ vereinnahmen. Kostenvorteile

erhofft Meister sich vor allem davon, dass Kernkraftwerke länger als

geplant am Netz blieben. Dies sei aus Gründen der Versorgungssicherheit

und Wirtschaftlichkeit der Stromversorgung geboten, aber auch wegen des

Klimaschutzes, denn Kernkraftwerke emittierten kein Kohlendioxid. Meister

will die Betreiber für den Fall verlängerter Laufzeiten verpflichten,

ihre mit den abgeschriebenen Kraftwerken erzielte „Zusatzrendite zur Finanzierung

von mehr Energieeffizienz und zum Ausbau Erneuerbarer Energien“ einzusetzen.

Mit der Forderung markiert

die Union ihre Distanz zum Koalitionspartner SPD, der am Atom-Ausstieg

bis zum Jahr 2021 festhält und das auch in seinem neuen Parteiprogramm

bekräftigen will.

Mehr Geld für die Forschung

Ähnliches gilt für

die Forderung Meisters, die Regierung müsse bald ein schlüssiges

Konzept für ein Endlager für hochradioaktiven Abfall vorlegen.

Er verlangt zudem, der Nuklearforschung „neue Impulse“ zu geben. „Wir waren

weltweit führend an dieser Stelle und es gibt keinen Grund, einen

solchen Vorteil aus der Hand zu geben, wenn weltweit die Kernenergienutzung

ausgebaut wird,“ sagte Meister. Um die wissenschaftliche Basis zu erhalten,

müssten die öffentlichen Gelder für die Energieforschung

insgesamt „mittelfristig zum Niveau anderer führender Volkswirtschaften

aufschließen“.

Vor einem neuen Koalitionsstreit

über diese Themen sorgt Meister sich nach eigenem Bekunden nicht.

Seine Forderungen sieht er durch den Koalitionsvertrag gedeckt. Darin wird

verlangt, die Energiepreise müssten „sozial- und standortverträglich“

sein. Der Staat könne einen Ordnungsrahmen vorgeben, Wirtschaft und

Verbraucher aber alleine entscheiden, wie sie die Ziele erreichen wollten.

Im Mittelpunkt staatlicher Förderung müssten Forschung und Entwicklung

stehen. „Statt Dauersubventionen wollen wir Markteinführungsbeihilfen,

die degressiv, zeitlich befristet und wettbewerbsneutral sind.“

Gaspipeline von Iran bis

nach Österreich

Das Thesenpapier der Union

unterstützt die Regierungspläne für den Ausbau regenerativer

Energien und für eine höhere Energieeffizienz in Gebäuden.

Auch die Kraft-Wärme-Kopplung und die Beimischung von Biotreibstoffen

in Benzin, Diesel, Heizöl und Gas sollen weiter gefördert werden,

aber nicht in dem heutigen Umfang von 750 Millionen Euro im Jahr.

Eine große Rolle nimmt

in dem Papier die Versorgungssicherheit ein. Die Fraktion will die Regierung

dazu ermuntern, sich stärker um die internationale Versorgungssicherheit

zu kümmern. „Wir müssen das Thema Energieaußenpolitik ganz

oben auf die Tagesordnung setzen.“

Namentlich unterstützt

die Unions-Fraktion den Bau einer neuen großen Gaspipeline von Iran

bis nach Österreich. „Das geplante Nabucco-Projekt hat vorrangige

Priorität.“ Die Regierung müsse mit anderen internationalen Organisationen

wie der EU zusammenarbeiten. Als „wachsende Herausforderung“ wird dabei

die Sicherheit der Transportwege beschrieben. „Die Energieinfrastruktur

muss mittels grenzüberschreitender Sicherheitssysteme unter Einbindung

der Nato geschützt werden.“

 

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