RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 11.12.07

STUDIE

Klimawandel kostet ab 2015

jährlich 86 Milliarden Dollar

Ein Verhandlungserfolg, der

kaum reichen wird: Die Uno-Klimakonferenz hat sich auf die Grundsätze

für einen Fonds zur Bekämpfung des Klimawandels geeinigt. Das

angepeilte Volumen: 500 Millionen Dollar. Einer Studie zufolge wird ab

2015 aber mehr als das Zehnfache benötigt – pro Jahr.

Nusa Dua – Die Verantwortlichen

für die Katastrophe sind für Kevin Watkins klar die westlichen

Industrieländer – deshalb müssen sie auch für die Folgen

gerade stehen, findet der Autor der “Studie über die menschliche Entwicklung”

für die Vereinten Nationen. “Die Armen dieser Welt können nichts

für die Erwärmung. Die Industrieländer haben die Krise heraufbeschworen,

und sie müssen ihrer Verantwortung jetzt gerecht werden”, sagte er

am Rande der Uno-Klimakonferenz auf Bali.

Das schließe auch die

Verantwortung für die Opfer des Klimawandels ein. Andernfalls werde

eine neue Apartheid geschaffen, wenn die reichen Länder ihr Geld in

neuere, saubere Technologien investierten und die Armen ihrem Schicksal

überließen. Doch die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen,

wird Watkins Berechnungen zufolge teuer. Spätestens ab 2015 müssten

die reichen Länder 86 Milliarden Dollar dafür im Jahr aufbringen,

sagte der Wissenschaftler, das entspricht etwa zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts

der OECD-Staaten.

Gut die Hälfte des Geldes,

44 Milliarden Dollar, sei für direkte Schutz- und Anpassungsmaßnahmen

erforderlich. Weitere 40 Milliarden würden für die Bekämpfung

von durch die Erderwärmung ausgelöster Armut benötigt. Dazu

kommen zwei Milliarden Dollar für Katastrophenhilfe. Unverzichtbar

seien zugleich Maßnahmen, um die Erderwärmung langfristig auf

höchstens zwei Grad zu begrenzen.

Entwicklungsländer machten

Druck

Gestern Abend hat sich die

UN-Klimakonferenz im Grundsatz bereits auf einen Fonds zur Finanzierung

von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel verständigt. Der

Fonds, den vor allem Entwicklungsländer nachdrücklich gefordert

hatten, soll demnach von einem Rat mit 16 Mitgliedern verwaltet werden,

der im Rahmen des Globalen Umweltfonds (GEF) in Washington eingerichtet

wird. Dem Rat sollen Vertreter der unterschiedlichen UN-Regionen angehören.

Dabei wird ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Industrie- und Entwicklungsstaaten

angestrebt. Die Weltbank soll die Rolle eines Treuhänders übernehmen.

Finanziert werden soll der

Rat den Angaben zufolge durch eine zweiprozentige Abgabe auf Erlöse

aus sogenannten CDM-Projekten im Rahmen des Emissionshandels. Das sind

Maßnahmen, mit denen Verpflichtungen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes

in Industriestaaten ersatzweise in Entwicklungs- oder Schwellenländern

erbracht werden können.

Um die Verwaltung des Fonds

war lange gestritten worden. Vor allem die Entwicklungsländer hatten

sich lange einer Einbindung in den GEF und die Weltbank widersetzt, da

sie eine Dominanz der Industriestaaten fürchteten. Festgelegt wurde

nun den Angaben zufolge, dass Entscheidungen möglichst einstimmig

fallen sollen, mindestens aber mit Zweidrittel-Mehrheit. Sollten die Kosten

allerdings tatsächlich auf das von Watkins prophezeite Niveau steigen,

wird der Fonds nicht einmal ansatzweise reichen: Er soll bis 2012 ein Volumen

von bis zu 500 Millionen Dollar erreichen, etwa das Zehnfache der bislang

bereitgestellten Summe.

Entwicklungsministerin Heidemarie

Wieczorek-Zeul (SPD) begrüßte die Einigung trotzdem als “wichtigen

Schritt, um auf den Klimawandel zu reagieren”. Der Fonds sei eine gute

Ergänzung zu bilateralen Programmen, mit denen auch Deutschland die

Entwicklungsländer bereits bei der Anpassung unterstütze, sagte

die Ministerin.

 

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