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Spiegel
online 13.12.07 GLOBALER WETTERREPORT Erde durchlebt wärmstes Jahrzehnt Es steht nicht gut um den Planeten: Laut neuester Daten der World Meteorological Organization erlebt die Erde ihre wärmste Dekade seit Beginn moderner Messungen im Jahr 1850. Auch das Jahr 2007 setzt den Trend fort. Dramatisch sei vor allem das Ausmaß der arktischen Eisschmelze. Genf – Es wird immer wärmer und das immer schneller – die globale Erwärmung ist in vollem Gange. Die letzten zehn Jahre waren die wärmste Dekade seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1850. Darauf weist die World Meteorological Organization (WMO) in einem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Bericht hin. In diesem Jahr liege die normale Oberflächentemperatur schätzungsweise 0,41 Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. Er liegt für den Zeitraum zwischen 1961 bis 1990 bei 14 Grad. Außerdem würden in diesem Jahr nie gemessene Tiefstände der arktischen Eisfläche erreicht. Nasa-Forscher befürchten, dass das arktische Eis viel schneller schmelzen könnte, als bislang angenommen (mehr…). 2007 brachte laut WMO gleich mehrere Extreme: In der nördlichen Hemisphäre war es das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Messungen, in der südlichen das neuntwärmste. Zudem war der Januar 2007 mit 12,7 Grad Celsius im weltweiten Schnitt in diesem Jahr der wärmste gemessene Januar. Von 1961 bis 1990 habe der Januar im Schnitt bei 12,1 Grad gelegen. US-Wetterstationen vermeldeten 263 Mal Temperatur-Rekorde. Die Folge: Dürren plagten weite Teile der USA und das kanadische Ontario. In einigen Teilen Europas waren Winter und Frühling 2007 die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen. England erlebte den wärmsten April seit 348 Jahren und den nassesten Frühsommer seit 1766. 406 Liter Regen pro Quadratmeter gingen von Mai bis Juli nieder. Überschwemmungen waren die Folge, neun Todesopfer und Schäden in Milliardenhöhe. Der Trend zu höheren Temperaturen ist global: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sei laut WMO die globale Durchschnittstemperatur an der Erdoberfläche um 0,74 Grad Celsius gestiegen. Der Anstieg sei aber nicht kontinuierlich gewesen, der Erwärmungstrend sei während der letzten 50 Jahre stärker geworden, die globale Durchschnittstemperatur während dieser Zeit um 0,13 Grad Celsius pro Dekade gestiegen. Arktisches Eis ging um 39 Prozent zurück Im Juni und Juli gab es zwei extreme Hitzewellen im Südosten Europas, die auch Brandkatastrophen nach sich zogen. Auch China wurde von der schlimmsten Dürre des Jahrzehnts geplagt, 40 Millionen Hektar Ackerland waren betroffen. Millionen Menschen litten unter Wassermangel. Ein besonders Besorgnis erregender Aspekt laut WMO-Generalsekretär Jarraud sei der Rückgang des arktischen Eises im Zuge der globalen Erwärmung: Um 39 Prozent sei die Größe der Eisfläche im Jahr 2007 zurückgegangen im Vergleich zum Langzeit-Durchschnitt von 1979 bis 2000. So war auch die kanadische Nordwest-Passage seit dem 11. August für fünf Wochen geöffnet – zum ersten Mal seit langer Zeit. Die Esa hatte im September Satellitenbilder veröffentlicht, die zeigten, dass die gesamte Route schiffbar gewesen war. Die Folge der steigenden Temperaturen: Die Meeresspiegel steigen schneller an. Während sie im 20. Jahrhundert im Schnitt um 1,7 Millimeter pro Jahr anstiegen, zeigten neueste Satellitendaten, dass die Meeresspiegel seit 1993 um 3 Millimeter pro Jahr steigen.
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