RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
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online 07.01.08

Strommarkt

Öko ist nicht immer

ökologisch

VON MICHAEL BERGIUS

Verbraucher werden beim Bezug

von Ökostrom oft an der Nase herum geführt. Konsumentenschützer

und Energiepolitiker üben Kritik am Handel mit Stromzertifikaten und

sprechen von Täuschung. Stein des Anstoßes ist die Tauschbörse

RECS (Renewable Energy Certificates System).

Der internationalen Organisation,

die sich laut Selbstdarstellung die Förderung regenerativer Energie

zum Ziel setzt, gehören neben deutschen Branchenriesen wie Eon, RWE

und Vattenfall auch städtische Ernergieanbieter an. Das System erlaubt

es einem Unternehmen beispielsweise, deutschen Atomstrom zu kaufen, diesen

durch den zusätzlichen Erwerb eines Umwelt-Zertifikats eines norwegischen

Wasserkraftwerks zu “veredeln” – und das Ganze dann als Ökostrom anzubieten.

Die Bundeszentrale der Verbraucherverbände

nennt diese zwar legale Praxis einen Verschiebebahnhof. “Wer zusätzlich

Ökostrom kaufen will, muss wissen, dass dieser Strom häufig in

Wasserkraftwerken in Norwegen oder Österreich produziert wird und

dem ,großen europäischen Stromsee’ entnommen wird”, sagt Energieexperte

Holger Krawinkel der FR. In Österreich führe dieser Tauschhandel

dazu, “dass dort bei der Stromkennzeichnung auch Atomstrom auftaucht, obwohl

es den in Österreich gar nicht gibt”.

Der Spiegel zitiert den Saarbrücker

Energie-Ökonomen Uwe Leprich mit dem Vorwurf der Verbrauchertäuschung:

Öko-Stromkunden glaubten, ihr Geld komme dem Bau von Solar- oder Windanlagen

zu gute; tatsächlich lande es “größtenteils beim Atom-

oder Kohlekraftwerksbetreiber”. Krawinkel verweist in diesem Zusammenhang

darauf, dass der Markt (über bestehende Anlagen) “derzeit noch genügend

Ökostrom hergibt, um die Nachfrage zu befriedigen”. Erst wenn das

Angebot “knapp” werde, entstünden auch echte Anreize, um in Ökostromproduktion

zu investieren.

Der energiepolitische Sprecher

der Grünen-Bundestagsfraktion, Hans-Josef Fell, warnt vor einem “Etikettenschwindel”.

“Wer Ökostrom kauft, sollte dies nicht bei einem Anbieter tun, der

gleichzeitig Atom- oder Kohlestrom vertreibt”, sagte Fell der FR. “Wirklicher

Ökostrom muss sauber, mit Zertifikaten ohne Kompromisse nachgewiesen

werden.”

 

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