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Spiegel
online 16.03.08 ANTARKTIS UND GRÖNLAND Jedes Jahr verschwinden 125 Gigatonnen Eis Nach einer neuen Berechnung verlieren die Gletscher von Grönland und der Antarktis jährlich 125 Gigatonnen Eis. Vor allem am Südpol rätseln die Forscher über die genauen Mechanismen des gigantischen Verlustes, der den Meeresspiegel erhöht. Die schrumpfenden Gletscher von Grönland und der Antarktis tragen zehn Prozent Anstieg des Meeresspiegels bei, der derzeit bei rund drei Millimetern pro Jahr liegt. Der Nettoverlust beträgt 125 Gigatonnen Eis, berichten Andrew Shepherd und Duncan Wingham im Wissenschaftsmagazin “Science” (Bd. 315, S. 1529). Wingham, der am University College London forscht, und sein Kollege Shepherd von der University of Edinburgh erklären den Eis-Exodus in Grönland vor allem mit der Erderwärmung. “Wir wissen, dass in Grönland der Verlust von Eis mit dem Schmelzen zusammenhängt”, sagte Wingham der “Washington Post”. “In der Antarktis wissen wir aber nicht genau, warum das passiert.” Der Wissenschaftler glaubt, dass in der Antarktis eher Eisströme für den Schwund verantwortlich sind. Das Eis werde vor allem im Westen des Kontinents ins Meer gedrückt – und zwar immer schneller, wie Wingham und Shepherd betonen. Weil aber präzise Messungen über die Dicke der Eisschichten nur aus den letzten zehn Jahren vorliegen, ist unklar, ob die Eisströme einfach nur natürlich variieren oder ob die Veränderungen auf das klimaschädliche Wirken der Menschheit zurückgehen. Die Situation in der Antarktis ist zudem paradox: In bestimmten Regionen nimmt der Eispanzer durch Schneefälle sogar zu, während vor allem im Westen große Mengen im Meer verschwinden. Netto betrage der Eisverlust der Antarktis 25 Gigatonnen, schreiben die Forscher. Man müsse die Eisströme noch genauer untersuchen, um die Mechanismen des gigantischen Gletschersterbens besser zu verstehen. Präzise meteorologische Daten und neue Bohrungen im Eis könnten die Genauigkeit von Modellen verbessern, mit denen Wissenschaftler die Entwicklung in Antarktis und Grönland vorhersagen. Erst vor wenigen Wochen hatten Wissenschaftler nach einer Eisbohrkern-Analyse gewarnt, dass das Schelfeis am Rande des Südkontinents viel empfindlicher auf Erwärmungen reagiert als gedacht. Folge: Der Meeresspiegel könnte durch den Klimawandel weit stärker steigen als bisher vermutet.
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