RootZ Aktion – Summer Jam 2002


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Aktion
 

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Festivalreportage



Summer Jam, die 17.  – From di Doctor

 



Der Doc am Rechner
Auch wenn ich
vom Festival selbst wieder herzlich wenig mitbekommen habe – meine Crew
fesselt mich immer an den Sitz  vor dem PC und läßt mich
gerade mal für nen Klogang und Essen raus – möchte ich es wagen,
trotzdem ein paar Zeilen über Europas größtes Reggaehappening
zu schreiben. 

Die Organisation für
solch ein Megaevent beginnt für den Veranstalter schon zum Anfang
des Jahres. Es werden Kontakte zu Künstlern, Managements und Bookern
geknüpft, die ganze Logistik für das Festival mit Bühnen,
Zelten, P.A.s, Licht, Strom, Abzäunungen, Stagehands, Securites etc.
muß organisiert werden. Und der Pulk an internen Mitarbeitern und
Gästen, wie bspw. der Presse muß ausgeguckt, benachrichtigt
und in die Festivalorganisation integriert werden. 

 

Man neigt zu
denken, daß diese „Internen“ am wenigsten Probleme machen, doch weit
gefehlt. Gerade diese Gruppe hat hohe und zum Teil ungerechtfertigte Ansichten
und Ansprüche. Mich hat echt genervt, daß ich im Vorfeld mehrfach
angequatscht wurde, meinen Pass aufn Farbkopierer zu legen und die Kopien
an Leute zu geben, die sagen, daß ihnen das Eintrittsgeld zu hoch
ist oder die unbedingt in den abgeschirmten Backstagebereich wollen.

Da kommen dann so skurille
Aussagen, wie „das ist doch nen völlig kommerzielles Ding, das schadet
denen doch gar nicht.“ Das ist aus meiner Sicht die gleiche Mentalität,
wie zügelloses CD brennen oder unerlaubt Bilder und Texte aus dem
www klauen. Man sollte immer checken, wen man mit dieser Aktion gerade
schadet. 

Nicht daß ich noch
nie CDs gebrannt oder Bilder kopiert hätte, allerdings muß so
etwas Grenzen haben. Was da auf dem diesjährigen Summer Jam passiert
ist, geht einfach zu weit. Einen Typen haben sie mit 300 – 400 gefälschten
Pässen inkl. „Catering Yes“ aufgegriffen und auch mir hat eine bekannte
Person aus der Kölner Reggaeszene (Name wird aus ermittlungstechnischen
Gründen noch nicht genannt) am Samstagabend einen ganzen Fächer
mit den Worten, „wer will denn morgen auf Veranstalterkosten essen?” angeboten. 

Ein anderer Fall läßt
sich mitten in die Posse um einen deutschen Reggaeact verfolgen, dessen
Namen ich erst nennen werde, wenn die Sache niet- und nagelfest ist, weil
ich vom Management erst Bitten und im gleichen Telefonat Drohungen, wie
Unterlassungsklage und Ähnliches bekommen habe. Obwohl die Beweislage
eigentlich recht klar ist, läßt das Management verlauten, daß
alle mit falschen Pässen auf dem Summer Jam Aufgegriffenen  mit
einer Anklage wegen Meineids zu rechnen haben, die behaupten, sie hätten
ihren Pass vom Künstler X bekommen. Very Reggaelike, ain’t it? Naja,
einige Leute preschen halt vor und reden Zeug daher, das sie bei näherem
Nachdenken schnell wieder bereuen. 

 



Capleton
So geschehen
auch in einem anderen Zusammenhang, bei dem eins unserer Crewmitglieder
und ihre Freundin mit unnetten und anzüglichen Worten belegt wurden,
weil sie Capleton’s Bitte, ihn zum Taxi zu bringen, nachgekommen sind.
Neben den Anzüglichkeiten hieß es dann noch, daß die Mädels
eine geplante Aufnahme mit dem King und einem deutschen Act versaut hätten. 

Schon am nächsten Tag
kam die kleinlaute Entschuldigung der vorabendlichen Schreihälse.
Ich möchte an dieser Stelle trotzdem einfach mal darum bitten, das
Mundwerk doch im Zaum zu halten. Wir befinden uns in der Reggaeszene, die
Love, Respect, Oneness, Peace und Forwardness als Werte hochhält.
Meiner Meinung nach sollten sich alle Akteure daran halten. Ich habe nämlich
eigentlich keinen Bock auf dieses moralische Gesülze der vergangenen
Zeilen, werde aber nicht die Fresse halten, wenns mal wieder ansteht. Ich
mache mich auch nicht von dem einen oder anderen persönlichen fauxpas
frei, den ich mir eventuell schon in meinen Kommentaren, die offensichtlich
regelmäßig gelesen werden, geleistet habe. 

 



Schluß mit Backstagegeflüster,
jetzt geht’s zum Festival. 24 000 zahlende Gäste, das Wetter hat sich
einigermaßen gehalten, die Cops hatten nicht die THC Konsumenten,
sondern nur die Verticker im Visier, das Programm war trotz der Wegfälle
von T.O.K., Elephant Man und Beres Hammond gut ausgewogen und hatte einige
Highlights. Zwar fehlte die angekündigte Pontonbrücke mal wieder,
aber nach meinen Infos war die Einlaßkontrolle dieses Mal etwas zügiger. 

Dummerweise ist an den Kontrollpunkten
wieder mal vielen Leuten das Ganja abgenommen und vor ihren Augen zerbröselt
worden, was zu viel Gemurre geführt hat. Trotzdem ist diese Arbeitsteilung
zwischen Cops und Security für uns Konsumenten noch „vorteilhaft“,
denn die Cops müssen beim Aufgreifen ermitteln, wie uns der Kolonnenführer,
Polizeidirektor Gerd Baltes im Interview mitteilte. Dann ists besser, wenn
unser salomonisches Kraut nur zerbröselt wird und nicht noch nen Verfahren
hinterher kommt, weil die Securities die Personalien nicht ermitteln dürfen. 

Ein Vorschlag von mir in
dieser Angelegenheit ist allerdings, doch mal die Securities am Ende ihrer
Schicht beim Einlaß zu durchsuchen. Mich würde es nicht wundern,
wenn da jede Menge kleine Tütchen mit duftendem grünem Inhalt
bei dem einen oder anderen zum Vorschein kämen. 

Zähneknirschen bereitete
vielen die Preisgestaltung, um nicht Preistreiberei zu sagen, bzgl. Getränken
und Verköstigung. Trotzdem wurde gut bis befriedigend umgesetzt und
auch die Händler mit Platten, Klamotten etc können nicht murren,
soweit uns Infos vorliegen. 

 



Beenie Man



Mr. Gentleman
24 000 Leute
im Rausch von Reggae und highssgeliebten Kräutern und leider auch
im Koma des Alkohol, aber trotzdem hielten sich die Ambulanzeinsätze
im Rahmen. Nur bei den immer wieder passierenden Zeltdiebstählen wurde
traurigerweise ein Zuwachs festgestellt. Solch ein Event zieht nun mal
auch diejenigen Leute an, die nur auf krumme Touren nen schnellen €uro
machen wollen. 

Ja, und die Musik? Es gab
wieder einmal die nie endende Diskussion um mehr Dancehallacts, gerade
nach dem Ausfall von Elephant und T.O.K.. Aber etabliert es sich nicht
jedes Jahr mehr, daß das Summer Jam mehr für die Rootslovers
ist, wohingegen das Splash die Dancehallovers anzieht? Ist doch eigentlich
ne gute Arbeitsteilung. Und an drei Tagen Festival kann man nun mal bei
einer so reichen Musikkultur, wie Reggae und Subgenres darstellen, nicht
alle Facetten leuchten lassen. 

 

Ich finde, daß
Acts, wie Seeed, Dub Syndicate, Beenie Man, Capleton, Luciano, Gentleman,
Buju, Bushman, Eek A Mouse, Max Romeo, Ras Ites und The Pioneers wirklich
ein fettes Reggaeprogramm geboten haben. Dazu noch einige fette Skaacts,
wie CJC, Roy Paci, The Peeping Toms und Dr. Woggle und auch wieder extellente
Worldmusicauftritte von Orchestra Baobab und Angelique Kidjo. Ich finde,
da kann man nicht meckern und auch ein Lamentieren über zu hohe Eintrittspreise
ist nicht angebracht, insbesondere bei den Tonnen von Müll, die der
Veranstalter nach Abschluß des Festivals jedes Jahr entsorgen muß. 

Abschließend noch der
Hinweis, daß die Artikel zu gefälschten Summer Jam Pässen
nachgeliefert wird, sobald sich die Perspektive von Gerüchten hin
zu Fakten verschoben hat.



Seeed



Capleton


Copyright: RootZ Crew
2002
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