RootZ Thema – Natty Dread – International Reggae Ambassador

Lucky
Dube Konzert

in
der Georg-Elser-Halle

München,
28.10.2000

von RootZ Korrespondentin
ID

Mit
frdl. Unterstützung von Contour Music

 



^ Lucky
Dube live in München
Lucky Dube ist
ein Veteran des afrikanischen Reggae. Gestählt durch die Apartheid-Zeiten
des P.W. Botha, lernte Lucky schon früh, seinen Protest und seine
Sozialkritik in Songtexte zu packen und mit Musikstücken zu kleiden.
Derzeit war Musik eines der wenigen, kleinen Ventile mit denen die unterdrückten
Massen mal Luft ablassen konnten. Dube ist im Vergleich mit Alpha Blondy
immer auf dem Boden geblieben, ist weder arrogant, noch in seinem Sound
zu verpopt geworden, sondern steht zu seinen Wurzeln in den Townships von
Azania. Für RootZ ist Lucky Dube die Reggae Nummer Eins aus Afrika.

Besonders von den Afrikanern
in München und Umgebung war das Konzert von Lucky Dube schon lange
mit Spannung erwartet worden.

Und so tummelte sich dann
auch in der ca. 1000 Gäste fassenden Halle ein bunt gemischtes Völkchen.
Und ich wundere mich jedes mal wieder, wie viele Rastas es eigentlich in
München gibt!

Zu afrikanischen Klängen
aus dem Lautsprecher war die Stimmung schon vor dem Konzert ziemlich gut,
es wurde getanzt und mitgewippt.

 

Um 21:30 Uhr kommen dann
die Musiker auf die Bühne und die scheint fast zu klein zu werden
für die 8 Mann starke Band: 2 Mann an den Drums und Percussions, 3
Keyborder, Gitarre, Bass, dazu ein Saxophon.

Die legen gleich ein rockig,
rootziges Intro hin …., wenn ich nicht wüsste, dass ich auf einem
Reggae-Konzert bin…..

Stimmgewaltig und gewichtig
im schwarz-orangen Outfit betreten die 3 Background-Sängerinnen die
Bühne und hinter ihnen unter dem Jubel des Publikums dann Lucky in
schwarzer Hose und weißem Glänzehemd.


^ Background
Vocals

 

Die Show beginnt mit einer
Nummer aus dem vorletzten Album Taxman und angesichts dieses Bühnenaufgebotes
ist der Sound auch sehr satt und druckvoll. Dazu kommt eine perfekte Bühnenchoreographie,
keine Bewegung scheint ungeplant, Die Chormädels mit Lucky und teilweise
sogar den Keybordern völlig synchron. Auch der Gitarrist und Bassist
reißen in bester Rock’n’Roller Manier die Gitarren zeitgleich in
die Höhe. Da kann ich der Aussage des Tourmanagers gar nicht recht
glauben, der sagte, es gäbe keine feste Setlist, bei jedem Konzert
werde bei den Songs variiert.

 

Das sieht schon
ziemlich beeindruckend und gewaltig aus und Lucky Dube hat natürlich
eine Wahnsinns-Bühnenpräsenz, aber mir persönlich ist das
etwas zu starr, zu wenig impulsiv, da kommt bei mir kaum noch Feeling an.
Man kann sehen, wie er sich reinhängt und dass das, was er singt von
Herzen kommt, aber fühlen konnte ich es in der ersten Stunde der Show
nicht.

 

 

< Bass
Keyboards
>

 

 

Die zweite Konzerthälfte
war diesbezüglich schon besser, ich hatte den Eindruck, dass Lucky
ein wenig auftaute und lockerer wurde, ein paar Späße mit dem
Publikum machen alles gleich viel ungezwungener. Witzig auch wie er das
nicht vorhandene Soweto String Quartett dirigiert.
Die Songs aus dem neuen
Album „The way it is“ gewinnen durch die Art wie Lucky sie vorstellt. Das
Album selbst hat mich ja nicht so sehr überzeugt, weil es viel zu
sehr nach „Taxman“ klingt, musikalisch nichts Neues zu bieten hat. Aber
Lucky macht sehr deutlich, dass es auch auf den Inhalt ankommt. Zu den
meisten Songs rezitiert er vorab die wichtigsten Passagen. Wenn man sich
dann ein wenig umsieht, kommt es einem ziemlich lächerlich vor, wenn
bei „Crime and Corruption“ Einer wie wild rumhüpft und unentwegt „Reggaeeeee“
plärrt, während direkt daneben ein Mozambiquaner völlig
regungslos dasteht und mit einer Mischung aus Betroffenheit und Andacht
den Worten von Lucky lauscht.

 

Luckys Versuch, den Leuten
den wirklich schönen Satz „Be good to the people on your way up the
ladder cause you“ll need them on your way down“ (aus dem Song „The way
it is“) scheiterte an der Unmusikalität des Publikums. Selbst mit
“la la la” gesungen bliebs ein undefinierbares Gebrabbel, da konnte Lucky
nur noch lachend den Kopf schütteln und selbst weitersingen.

Da kam bei der in Zulu gesungene
Strophe von „Taxman“ mit anschließendem Zulu-Schnell-Kurs schon mehr
Resonanz.

 

Nur das Drummer –Solo mitten
im Konzert war ziemlich unnötig. Ich bin sowieso kein Freund von langen
Solis, aber bei diesem Reggae-Konzert kam es mir völlig fehl am Platz
vor.

Lobend zu erwähnen
ist dagegen der Gitarrist. Der rockt dahin, nach so einen würde sich
so manche Rock-Band die Finger abschlecken.

Und ohne die hervorragenden
Background Sängerinnen, wäre der Lucky Dube Sound nur halb so
markant.

Zum Schluß des Konzertes
gabs noch eine schöne Zugabe-Nummer, bei der sich Lucky Dube selbst
ans Keybord bemüht, wo er doch sonst immer betont, dass er ausschließlich
Sänger ist. Und unter  „yeah ho“ Gesängen des Publikums
verlassen Lucky Dube und seine Band nach fast 2 ½ Stunden endgültig
die Bühne.

Insgesamt erschien mir die
Stimmung nicht so fröhlich und ausgelassen wie ich es bei anderen
Reggae-Events schon erlebt habe. Macht aber auch gar nichts, ein bisschen
Nachdenken schadet ja auch nicht, und die Texte von Lucky bieten dazu ja
auch einigen Stoff!

 

Ach ja, noch ein paar Worte
zu einer handvoll Mädels, offensichtlich gerade aus dem DomRep- all
inclusive- Urlaub zurückgekehrt, gleich in den ersten Reihen. Die
haben mich gleich wüst beschimpft , nur weil ich mich mit meinem Photoapparat
mal von links nach rechts durchgewurschtelt habe, eine fand es sogar besonders
eklig, dass sich bei dem Gedrängel eine mit so langen Haaren vor sie
stellt, igitt: Mädels, werdet locker, lasst den Reggae ein bisschen
auf euch wirken. Wenns so nicht klappt, hätte ich da noch ein paar
Tips….. Oder kauft Euch einfach einen netten Reggae-Sampler und bleibt
daheim auf der Couch!

 

Und:

„Be good to the people

on your way up the ladder

cause you’ll need them

on your way down”

P.S: Und auch Shaina war
wieder dabei. Der eifrige RootZ-Leser kennt die Kleine schon vom Sixth
Revelation Konzert in Dachau! 

< Shaina

Interview
mit Lucky Dube


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ID / Layout: Dr. Igüz 1998 – 2001
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