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Femi Kuti

Wie der Vater, so der Sohn. Der unbestrittene Nachfolger vom nigerianischen Afrobeat-Superstar Fela Anikulapo Kuti ist dessen junger Sohn Femi. Femis Version des Afrobeat ist der aufregendste neue Sound aus Nigeria seit Jahren.
 Er leiht sich die besten Elemente vom polyrhythmischen Prototyp seines Vaters, ein funkiger, jazziger und schwer perkussiver Sound, der James Browns Beat zurück nach Afrika brachte. Aber Femi fügt dem erfolgreichen Rezept eine Frische und Überschwenglichkeit des jungen Lagos und seine Vorstellung von junger amerikanischer Tanzmusik hinzu.

1985 trat Femi erstmals in Erscheinung als er im Hollywood Bowl auftrat, wo er die Leitung des 40-köpfigen Orchesters „Egypt 80“ von Fela übernahm. Dieser hatte sein Flugzeug verpaßt, weil er am Flughafen von Lagos wegen Betrugsverdachts festgenommen worden war. Femi rettete den Abend mit einer Show, welche die ausverkauft Bowl zum Kochen brachte. Obwohl das Publikum gekommen war, um den charismatischen Fela zu hören und zu sehen, gelang es Femi alle mit dem gleichen starken, muskulösen Saxophon-Stil (Sopran-, Alt-, Tenor- und Baritonsaxophon) und einem Selbstbewußtsein an der Grenze zur Arroganz zufrieden zu stellen.

Zwei Jahre später: Femi hat seine erste, jung Band gegründet – The Positive Force- und sein Debutalbum mit dem Titel „No Cause for Alarm“ bei Polygram Nigeria veröffentlicht, eine rauhe aber eindrucksvolle Mischung aus Funky Soul Jazz, treibenden Percussions und Bläsern, sowie scharfen sozialkritischen Texten. Starkes Interesse an diesem Album führte prompt zu einem dramatischen ersten Auftritt in Paris, bei der Femi mit seiner keine Grenzen kennenden Show das Publikum in Staunen versetzte. Seit dem war er auf zahllosen ausgedehnten Europatourneen, bei welchen die Kritiker den Big Band Sound der 40-köpfigen Formation unvermeidlich aber wohlwollend mit dem der legendären „Egypt 80“ von Fela verglichen. Außerdem berichteten sie von der geschmeidigen und gefühlvollen Tanzformation (Mit dabei eine von Felas Töchtern, Yeni), die ein visuelles Fest darboten, daß man es gesehen haben muß, um es glauben zu können.

1994 unterschrieb Femi einen Vertrag beim legendären Motown Label. Früh im Jahre 1995 wurde weltweit das Album „Wonder Wonder“ veröffentlicht, woraufhin eine extrem erfolgreiche Coast-to-Coast Tour quer durch die USA folgte. Leider wurde kurz nach Veröffentlichung der Platte durch einen Wechsel des Präsidenten von Motown das afrikanische Label dort abgestoßen. Ein Schritt vorwärts, zwei Schritte zurück, mag man denken. Nicht so der unerschrockene Femi. Er machte mit einer großen Tour durch Afrika weiter, gesponsert von Benson und Hedges, die auch zu einigen Europabesuchen in den Jahren 1996 und 97 führte.

Femi’s Band tritt regelmäßig in Felas Club „The Shrine“ in Lagos auf, den Femi, als sein gebührender Nachfolger in Nigeria anerkannt, inzwischen übernommen hat. Seine Popularität (6 Music Awards im Jahre 1996) beschränkt sich jedoch nicht nur auf Lagos, überall im ganzen Land wo Femi auftritt, kann er sich eines großen enthusiastischen Publikum sicher sein.

„Ein weiterer Sohn eines berühmten Vaters, wodurch sich natürlich Vergleiche von Femi Kuti mit dem exzentrischen, politisch engagierten Afrobeat-Meisters Fela, der die nigerianische Populärmusik über die letzten zwei Dekaden dominierte, aufdrängen. Die funkigen, jazzigen sehr perkussiven Sounds sind noch da; auch die großen Bläsersätze, die Tänzer und der soziale Anspruch – aber dies ist keine billige Imitation. Femis Stil ist von amerikanischem Dance und Soul beeinflußt und für eine neue Generation, weniger autoritär, dafür pulsierend City Limits, London.

Femi Anikulapo & The Positive Force – zweifellos eine Kraft, mit der noch gerechnet werden muß.


Copyright Foto: Contour / African Dance Records / Text: Universal / Layout: Dr. Igüz 2000