RootZ Aktion – Outdoor Reggae Bash Part 2 – Köln, 13. Mai 2000



13. Mai 2000

Köln, Herkulesberg

Der zweite Teil des Outdoor Reggae Bash am 13. Mai am Herkulesberg
im Kölner Grüngürtel begann ähnlich, wie die erste
Session geendet hat: es gab Probleme mit dem Generator. Dieses Mal fackelte
das  Gerät allerdings nicht ab, wie zuletzt geschehen, sondern
ein nagelneues, extra für die Gelegenheit gekauftes Modell sprang
gar nicht erst an, obwohl verschiedenste Leute an der Schnur zum Anlassen
des Motor gerissen haben. Das wird’s gewesen sein – ich vermute, der Motor
war einfach abgesoffen.  Gegen 19 Uhr kam der Ersatz für den
defekten Stromspender und der Sound konnte angeschmissen werden.


 

Zu dem  für Parties frühen Zeitpunkt schon tummelten
sich bei herrlichstem Wetter und 28° C ca. 200 – 300 Reggaelovers auf
den Wiesen und vertrieben sich ihre Zeit mit grillen, Sport, reden, rauchen
und meditieren.


< Moddy und Mr. Fabulous
Lexx und Moddy von Fireball >

 

Die Musical Session wurde von Fireball eröffnet
– DJ Lexx hate ein gutes Gespür für die bevorzugten Vibes an
einem sonnig warmen urbanen Samstagabend und begann seinen Set mit einer
leckeren Auswahl von Fortyfives aus den goldenen Zeiten des Reggae. MC
Nile Moddy blies dazu die eine oder andere Zeile ins Mike und begann damit,
seine Stimmbänder für die spätere Raggasession locker zu
machen. In Anspielung auf seine sonst recht rauhe und ungestüme Art
zu singen, erzählte er mir, an diesem Abend nicht zu schreien. 

< Lexx von Fireball

Der Diszens um die Stimme des MC läßt Leute teils zu
drastischen Mitteln greifen. Eines Dancehallabends mit Fireball drückt
mir ein Zuhörer ein Stück Cannabisprodukt mit dem folgenden Kommentar
in die Hand: „Gib das mal dem MC, damit der etwas locker wird und aufhört
zu schreien“. Allerdings sind solche Extremkommentare eher die Ausnahme
und jeder MC sollte genug Freiraum haben können, seinen eigenen Style
zu entwickeln.


 

 

MC Nile Moddy von Fireball >

 



^ Mr. Fabulous von Fireball
Die Überleitung von der Oldieschiene zum Dancehall
Event kam von Fireball’s Mr. Fabulous. Es wurde langsam dunkel, die Menschen
strömten immer zahlreicher auf der Partywiese zusammen, eine dicke
Ganjawolke hing über der Grünanlage am Herkulesberg und die ersten
Tanzbeine wurden geschwungen. 

In der Mitte der Wiese wurde ein großes Feuer angezündet,
um das herum sich die Tanzmüden und anderes Publikum setzten, um einen
Spliff zu drehen, sich zu unterhalten oder einfach dem vernichtenden Treiben
der Flammen des Lagerfeuers zuzuschauen.

 

Die Soundsystems wechselten sich in regelmäßigen
Abständen ab, neben Fireball gab es an dem Abend noch die Kölner
Topanaris mit Mr. English und Lion, sowie Houdini Entertainment (Beak als
MC und Mök und Jens als Selecta), alles Prime Dancehall Sounds. 

Mr. English und Lion >

 

 

< Chow Panachie

 



^ Mök und Beak 
Verwandte Sounds, nämlich Hip Hop und ein Set mit
Jungletunes kamen von X-Wing und es gab noch ein paar Livechants vom Biber
– sozialkritische Raggatexte auf Deutsch – und von Charly Red – Roots Hooklines
in Schleife, sowie eine kurze Einlage von Chow aus Wuppertal, der als Inspector
Panachie vor ein paar Monaten eine CD produziert und damit in seinem Heimatland
Gambia richtig abgeräumt hat.


^ Beak von Houdini

 



^ Lion von Topanaris
Das zweite Outdoor Reggae Bash war insgesamt ein voller Erfolg.
Das Wetter phantastisch, bis tief in die Nacht gings mit kurzärmeligen
Klamotten, kein Problem mit Babylon, die Bullen waren zwar ein paar Male
da, aber haben nur ein paar Minuten gelauscht und geguckt, es gab keine
besonders erwähnenswerten Agressionen zwischen den Leuten und der
Sound stimmte auch, wenn auch viele Dezibel von den sich windenden Körpern
auf der  Dancehall verschlungen wurden.


^ Mr. English von Topanaris

 

Die Veranstalter haben mitgedacht  und so wurde
sogar fürs leibliche Wohl gesorgt: auch wenn ein leckeres jamaikanisches
Jerk  – scharf mariniertes Grillfleisch aus der Holzkohletonne – leider
nicht zu erhältlich war, haben ein paar Sistrens an den Grills ihr
bestes gegeben, um der hungrigen Meute die Mäuler zu stopfen und auch
Charly Red besserte sein Budget auf, indem er französisches Stangenbrot
mit verschiedenen Belägen feilbot.

Die Partylichtung am Herkulesberg – seit dem Supertrubel, der dort
1999 begonnen hat, warte ich eigentlich täglich auf das Aus vom Ordnungsamt,
weil die Anzahl der Feiern dort überhand nimmt. Gab es vor ein paar
Jahren dort noch vielleicht drei Parties pro Jahr, sind es heute am Wochenende
häufig zwei Parties parallel und das jeden Abend. 



Wer sich neben der Stadtverwaltung am meisten über die nächtlichen
Aktivitäten am Fuße des Hügels am Mediapark in Köln
ärgern wird, ist offensichtlich: Gibt es dort keine Parties, versammeln
sich in dieser Grünanlage die Schwuchteln der Metropole, um dort –
übrigens unbelästigt von unseren Freunden und Helfern – ihr ganz
persönliches Sodom und Gomorrha zu feiern. Na dann doch lieber regelmäßige
Raggaparties, auf denen man ein paar Tunes zum Battyman dissen hören
kann. Chant down Babylon!


Copyright: Dr. Igüz 2000

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