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13. Würzburger
Africa Festival
1.-4. Juni 2001
Ein Bericht von Heico Stadermann
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Am Pfingstwochenende 2001 war
es wieder soweit: Zehntausende Würzburger, ihre Gäste und auswärtige
Besucher freuten sich auf ihr Africa Festival – das größte Festival
seiner Art in Europa.
Musikalische
Entwicklungshilfe für Deutschland – so lautet das Motto dieses traditionsreichen
internationalen Festivals, das der gemeinnützige Verein Afro Projekt
e.V. und die Stadt Würzburg, in Zusammenarbeit mit vielen Institutionen
und Firmen seit 1989 veranstalten. Und ganz besonders stolz sind die Veranstalter
darauf, dass das Würzburger Africa Festival von den Vereinten Nationen
als offizieller deutscher Beitrag für das Internationale Jahr 2001
“Dialog zwischen den Kulturen” ausgewählt wurde.
Tropical
Brass Band >
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Als Auftakt zur Eröffnung
gab es am ersten Tag ab 14 Uhr eine feurige Strassenparade mit der Tropical
Brass Band (von den Antilleninseln Aruba, Curacao und Bonaire), die durch
die Innenstadt von Würzburg führte und auf dem Festivalgelände
endete.
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Um 16 Uhr war
schließlich die offizielle Eröffnung des 13. Africa Festivals
durch den Oberbürgermeister der Stadt Würzburg sowie den Botschaftern
von Jamaika, Senegal und Südafrika, welche musikalisch vom Ba Cissoko
Trio aus Guinea umrahmt wurde.
< Ba Cissoko Trio |
An den vier Festivaltagen
gab es einen grossen und farbenfrohen Basar sowie einen interessanten Handwerkermarkt.
Es wurde mit Trommeln und anderen Musikinstrumenten, Wasserpfeifen, Gewürzen,
Schirmen, Körben, Schmuck und anderen Kunstgegenständen (z.B.
Skulpturen und Masken), traditioneller afrikanischer Kleidung, und noch
vielem, vielem mehr gehandelt.
Auf dem Handwerkermarkt
stellten eine Korbflechterin, ein Trommelschnitzer, ein Schneider, ein
Maler und noch andere Handwerker ihr Können vor.
An das leibliche Wohl wurde
natürlich auch ausreichend gedacht. Neben afrikanischer Küche
gab es auch indische, vorderasiatische und noch andere mehr oder weniger
exotische Küche. Weil die hungrigen und durstigen Festivalbesucher
im Restaurantzelt fast ständig mit stimmungsvoller Musik unterhalten
wurden, wurde der Aufenthalt dort zum doppelten Vergnügen: nämlich
für Gaumen und Ohren.
Ein Künstler namens
Guem veranstaltete einen Trommelworkshop und wer daran Interesse hatte,
war gut beraten sich dafür rechtzeitig anzumelden.
“Die Wüsten Afrikas” war
der Titel einer Fotoshow des Fotografen Michael Martin, die am ersten Festivaltag
ab Mitternacht auf einer sechs mal vier Meter grossen Leinwand vom Künstler
persönlich präsentiert wurde und von Musik aus Afrika untermalt
wurde.
Und was wäre wohl ein Africa Festival ohne ein entsprechendes Musikprogramm?!?
Wo doch Afrika der Mutterkontinent der Musik ist. Jeder der vier Tage hatte
ein eigenes Feature:
Den Auftakt zur “Reggaenacht”
am Freitag, machte der 21jährige Shootingstar des deutschen Reggae:
Patrice.
Weiter ging es um 22 Uhr mit
der Reggaeband Tiken Jah Fakoly aus der Elfenbeinküste. Und wer dann
immer noch nicht genug hatte, brauchte nach dem Ende der beiden Shows nur
den Main zu überqueren und ins Cinemaxx zu gehen, wo DJ Hi John aus
Jamaika bis früh morgens um 5 Uhr auflegte. |
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^ Tiken
Jah Fakoly /
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“Nacht der jungen Stars”
lautete das Motto des zweiten Tages.
Omar Ka & die Fula Band
machte den Anfang mit Afro-Fulani-Beat aus dem Senegal. Um 17 Uhr betrat
die Gruppe Adesa die Bühne mit Reggae und High Life aus Ghana) und
um 19.30 gab es mit Weltmusik mit Sara Tavares, einer jungen Künstlerin,
die auf den Kapverdischen Inseln geboren wurde und jetzt in Portugal lebt.
Den Abschluss der Livemusik machte Nder und die Le Setsima Group aus dem
Senegal. |
Auch am zweiten Tag gab es im
Cinemaxx wieder eine lange DJ-Nacht, dieses mal mit Papito aus Martinique
und Luyanda aus Südafrika.
Die Demokratische Republik
Kongo war am dritten Tag Schwerpunkt des 13. Africa Festivals. Aber ab
15 Uhr gab es erst mal Afro-Salsa mit der international besetzten Gruppe
Africando.
Lokua Kanza, der Songpoet
aus dem Kongo und Papa Wemba, der Vater des kongolesischen Rumba waren
die Highlights der “Kongolesischen Nacht”.
Ab Null Uhr stieg im Cinemaxx
die “Party of all Nations” mit DJs und Musikern aus Algerien, dem Senegal,
Martinique, Südafrika und Deutschland.
Bevor am vierten und leider
letzten Tag, die “Südafrikanische Nacht” begann, wurde am Pfingstmontagnachmittag
– gerade im Hinblick auf rassistisch motivierte Übergriffe und Überfälle
– mit “Hip Hop and Reggae without Borders” ein ganz besonderer Akzent gesetzt.
Auf der offenen Bühne traten auf: die elfköpfige Reggaegruppe
Seeed aus Berlin, danach gab es Hip Hop und Ragga Rai aus Algerien mit
Intik und weiter ging es mit Sekou und Afrob. Fast zum Schluss gab es Senegal-Rap
mit Daara-J und als krönenden Abschluss noch einen JAM mit allen Musikern.
Die Mahotella Queens aus
Südafrika eröffneten den Abend, und was wäre wohl eine südafrikanische
Nacht ohne “Mama Africa”, nämlich Miriam Makeba welche vom Publikum
begeistert gefeiert wurde.
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An dieser Stelle
ein paar Zahlen über das Würzburger Africa Festival:
– rund 100.000 Besucher
– etwa 100 Verkaufs- und
Handwerkerstände
– 210 Musiker für vier
Tage Superstimmung
< Myriam Makeba |
– ca. 130 fleissige Helfer
waren vor und hinter den Kulissen verantwortlich für Ordnung,
Sicherheit, Sauberkeit, Sound und Licht auf der Bühne sowie
auch sonst für einen nahezu reibungslosen Ablauf.
– 1.000 Stammbesucher sichern
sich schon viele Monate vor dem nächsten Festival jedesmal
eine Dauerkarte, obwohl noch gar nicht bekannt ist welche
Künstler auftreten werden.
“…wie in einer anderen
Welt, die Leute sind hier viel offener und hilfsbereiter…” – so hat sich
ein Besucher einer Würzburger Zeitung gegenüber geäußert.
Ich habe für diesen Bericht lange nach Worten gesucht um die Stimmung
auf dem Africa Festival zu beschreiben und ich kann mich den Worten dieses
Festivalbesuchers einfach nur anschliessen, denn über dem Festival
lag eine einzigartige Atmosphäre, wie ich sie noch nie erlebt habe.
Überall waren nur offenherzige, gutgelaunte, nette Menschen und freundliche
Gesichter zu sehen.
Ich möchte nicht versäumen mich an dieser Stelle bei allen zu
bedanken, die direkt oder indirekt mitgeholfen haben, dass das 13. Africa
Festival in Würzburg so toll abgelaufen ist. Egal ob das jemand war
der die Toiletten sauber gehalten, sich als Security die Beine in den Bauch
gestanden, hinterm Tresen Getränke ausgeschenkt, den Müll weggeräumt,
als Künstler das Publikum begeistert hat, an den Reglern für
Sound bzw. Bühnenbeleuchtung verantwortlich war, oder irgendwie anders
zum grossartigen Gelingen des 13. Africa Festivals in Würzburg beigetragen
hat – ihr wart alle spitze!
Falls nun der/die eine oder
andere RootZ-LeserIn Lust auf Europas größtes Africa Festival
bekommen hat, hier einige Hinweise rund ums Festival:
Es findet im Nordwesten
Würzburgs auf den “Talavera Mainwiesen” statt. (Über den Main
und die Mainwiesen führt die “Brücke der Deutschen Einheit”.)
Auswärtigen Besuchern
wird empfohlen sich für die abendlichen Musikveranstaltungen im “Circus
Tent” eine Dauerkarte (gegen Vorkasse und Nachnahme) beim Afro Project
Informationsbüro, Kaiserstr. 16, 97070 Würzburg zu sichern; Tel:
0931/15060 (Mo-Fr 10-13 Uhr), Fax 0931/15080, Internet: http://www.africafestival.org.
(Die Dauerkarte kostete Jahr 2001 120 DM, die Tageskarte 35 DM.) Für
den Eintritt auf das Festivalgelände wird ein geringfügiger Unkostenbeitrag
erhoben. Kinder unter 12 Jahre haben freien Eintritt auf das Festivalgelände.
Wegbeschreibung für
Festivalbesucher die mit der Eisenbahn anreisen: Das Gelände des Africa
Festivals ist für Reisende die aus Richtung Norden kommen schon vom
Zug aus zu sehen, und vom Würzburger Hauptbahnhof in etwa 10 Minuten
zu Fuss zu erreichen. Nachdem man den Bahnhof verlassen hat, rechts abbiegen
(geradeaus, geht’s in die Innenstadt) und auf der Strasse ‘Röntgenring’
immer geradeaus und dann den Main überqueren.
Möge das Würzburger
Africa Festival und ähnliche Events für ein besseres Verständnis
anderer Kulturen und friedliches Miteinander unter den Menschen beitragen.
One Love,
Heico – Greatest Reggae
Lover in Town
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