RootZ Aktion – Das 15. Africa Festival in Würzburg vom 29. Mai bis 1. Juni 2003



 


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Aktion
 

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15.
Africa Festival


Würzburg
vom 29. Mai bis 1. Juni 2003 eine kleine Nachlese


von
Heico Stadermann

Was Ende der 80er Jahre mit
in paar Hundert Besuchern und wenigen Verkaufsständen ganz bescheiden
begann, hat sich im Laufe der Jahre zum grössten Festival für
afrikanische Kultur in Europa entwickelt. Der absolute Besucherrekord wurde
im Vorjahr (2002) mit ca. 128.000 Besuchern erreicht. Trotz herrlichem
Wetter lagen die Besucherzahlen im Jahr 2003 bei „nur“ ca. 105.000. Vielleicht
war gerade das Kaiserwetter mit den zum Festival passenden tropischen Temperaturen
dafür verantwortlich, denn zeitweise war es einfach zu heiß,
vor die Tür zu gehen..


 

Wie jedes Jahr,
gab es auch dieses Mal ein Leitthema für die Veranstaltung: Auf dem
Africa Festival des Jahres 2003 standen das Leben, die Kunst und die Kultur
der Tuareg im Mittelpunkt – ein Volk, das in der Wüste Sahara täglich
aufs neue den Kampf ums Überleben führen muss. Dazu fand u.a.
eine Fotoausstellung mit den Arbeiten des Algeriers Jean-Marc Durou im
Spitäle und in der Stadtbücherei statt. Auf dem Festival traten
Tuareg-Musik- und Tanzgruppen auf und standen den Besuchern Rede und Antwort
über ihr Leben.

Hier ein paar Informationen
über dieses faszinierende Volk: 

Die Tuareg sind eine berberische
Ethnie, die in Nordafrika, in der westlichen und zentralen Sahara beheimatet
ist. Dort leben heute ca 3 Millionen Tuareg, etwa die Hälfte davon
in der Republik Niger, der Rest in Algerien, Tunesien, Mali, Libyen und
Burkina Faso. Damit nehmen sie eine Brückenfunktion zwischen den eingewanderten
maghrebinischen und den schwarzafrikanischen Kulturen ein.


 

Die Tuareg sprechen
eine Berbersprache, das so genannte Tamahak, das über ein eigenes
Alphabet verfügt. Die Gesellschaft  setzte sich aus Adeligen,
Vasallen und Sklaven zusammen. Obwohl die Sklaverei offiziell abgeschafft
wurde, nehmen die Nachkommen von Sklaven nach wie vor den niedrigsten sozialen
Rang ein. Der gesellschaftliche Status wird matrilinear vererbt. Zwar wurden
die Tuareg von den Arabern zum Islam bekehrt, sie haben aber dennoch viele
vorislamische Bräuche und Vorstellungen bewahrt, so den Glauben an
den bösen Blick. 

Früher kontrollierten
sie die Karawanenwege durch die Sahara und besteuerten die Waren. Sie beteiligen
sich aktiv am Karawanenhandel, so transportieren sie z. B. Salz aus den
Oasen in die städtischen Gebiete des Niger. Eine weitere Einnahmequelle
waren Razzien, das sind Überfälle auf benachbarte Ethnien, die
ihnen dabei Tribute zahlten. 

 

Durch die Ziehung
und Überwachung staatlicher Grenzen im zentralen Saharagebiet wurde
es für die Tuareg immer schwieriger, die traditionelle Nomadenwirtschaft
auszuüben, bei der sie nur schwer Rücksicht auf Staatsgrenzen
nehmen konnten. Familienverbände zerfielen und die Tuareg wurden in
allen postkolonialen Staaten zu Minderheiten. Ehemalige Vasallen der Tuareg
kamen an die Macht, und das Volk verlor seinen politischen Einfluss fast
gänzlich. Mit der Unabhängigkeit der afrikanischen Saharastaaten
wurden die Tuareg wirtschaftlich, kulturell und politisch marginalisiert.
In Mali und Niger führte dies bereits 1963 zu Aufständen des
Wüstenvolkes, die von den Armeen dieser Länder niedergeschlagen
wurden. Viele Tuareg starben während der Dürren in den siebziger
Jahren des 20. Jahrhunderts, da die Regierungen den Hunger als Kampfmittel
gegen sie einsetzten. In der Folge dieser Hungerkatastrophen wanderten
zahlreiche Tuareg in die Städte ab. In den neunziger Jahren nahm die
Repression gegen die Tuareg vor allem in Mali und Niger erneut zu.

 



Salif Keita
Das Musikprogramm
des 15. Würzburger Africa Festivals wurde von ca. 200 Musikern gestaltet.
Unter anderem waren mit dabei: Salif Keita mit höfischer Koramusik
aus Mali, Oliver Mtukuzi, der neben Thomas Mapfumo die Creme der simbabwischen
Musikszene ist, Cheb Mami mit Rai-Musik aus Algerien, The African Boyz
lieferten Reggae aus Ghana, Yusa, die neue Stimme aus Kuba, Afrodynamics
präsenrtierten ihre Fusion von Brass und Hip Hop, Mellow Mark, der
eine vermeintliche Revolution mit seinem Mix aus Reggae und Hip Hop verkündete.
Was hatte der eigentlich auf diesem Festival zu suchen? 

Oder war es so, wie auf dem
Summer Jam, daß seine Plattenfirma Warner dem Veranstalter eine Summe
X für einen Auftritt geboten hatte? Weiterhin Tonton David (Seggae
– eine Fusion aus Reggae und der lokalen Musik Sega aus Réunion)
und Yunasi aus Kenia. Als Höhepunkt hatte Alpha Blondy aus der Elfenbeinküste,
der im Jahre 2003 sein 20. Bühnenjubiläum feiert, am Sonntagabend,
dem 1. Juni seinen Auftritt.


 


Copyright Text: Heico
Stadermann / Doc Highgoods / Bilder: Heico Stadermann / Jean-Marc Durou
/ Doc Highgoods  / Layout: Doc Highgoods 2003
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