RootZ Politrix

Sie
wollen einen Ausländer einladen…
(Pt. 2)

Aber hallo, dachte ich mir,
als ich irgendwann mal Ende Juni 2003 nichtsahnend den Pass meiner thailändischen
Frau Lelai in die Hand nahm und rumblätterte. In einem Gewaltakt hatte
ich im April die Kölner Ausländerbehörde überzeugt
bekommen, daß sie ihr eine Aufenthaltsgenehmigung über sechs
Monate ausstellen. Aber was sahen meine geröteten Augen? Die deutsche
Botschaft in Bangkok hatte ein dreimonatiges Touristenvisum eingestempelt,
genau jenes, das sie vor einigen Wochen aus nur für Diplomaten verständlichen
Gründen abgelehnt hatte (im übrigen ist das kein Einzelfall,
wie ich später erfuhr, ich behaupte, das hat System). Ich wollte es
nicht glauben und dachte mit Graus an die aus dieser Entdeckung erneut
aufflammende Raserei und den fight mit den Bürokraten des Babylon
Shitstem. 


 

 

Also zogen wir
los, und der Frust wurde immer größer. Laut Auskunft zweier
Ausländerämter (in Köln seßhaft in den für die
Stadtteile zuständigen Bezirksrathäusern), gäbe es keinerlei
Möglichkeiten einer Verlängerung. Die Stadt Köln hätte
die Weisung, Entscheidungen der Vertretungen im Ausland (Botschaft Bangkok)
nicht zu verändern. Schöne Scheiße! Auch ein Anwalt und
eine Ausländerberatungsstelle wurden konsultiert, schon it dem Hintergedanken,
was meiner Frau denn bei der Ausreise blühen würden, wenn sie
die restlichen drei Monate einfach “illegal” (KEIN Mensch ist illegal!!!)
im Land bleiben würde. Da waren die Prophezeihungen nicht so rosig,
es hätte ein Einreiseverbot auf längere Zeit bedeuten können
und das wollten wir nicht riskieren. 

< aktuelle Streetart aus Köln (September 2003)

Also bin ich mit einem schlauen
Plan zurück zum Ausländeramt im Bezirksrathaus gegangen. Ich
hatte mir gedacht, “wenn die Bürokraten das mit uns machen, dann schlagen
wir sie doch mit den eigenen Waffen.” Ich wollte wissen, was denn passieren
würde, wenn man kurz vor Ablauf des alten schriftlich eine Verlängerung
des Visums beantragen würde. “Das muß dann auch schriftlich
beschieden werden.” hieß es und “Ja, sie haben gegen eine Ablehnung
ein Widerspruchsrecht und können bei erneuter Ablehnung dagegen klagen.”
Wir sahen wieder etwas Licht am Horizont, denn so schnell mahlen die Mühlen
in D auch nicht und auch eine Ablehnung hätte man ohne weiteres derart
über drei Monate ziehen können, um dann eh auszureisen. Das hätte
zwar alles wieder Kohle gekostet, aber lieber so, als getrennt zu werden. 

Es kam dann aber doch etwas
anders. Kurz vor Ablauf des Visums gabs ein Einschreiben mit Rückschein
an die Ausländerbehörde mit der Bitte um die Prüfung einer
Verlängerung. Jeder Tag, den wir nichts von denen hörten, war
ein gewonnener Tag für uns. Aber nach ca. 2 Wochen kam ein Brief mit
einem Antragsformular und einem Gesprächstermin und einer Liste von
Unterlagen. Wir sind dann hingegangen und erst wollten sie noch zicken,
aber als ich dann in einem Nebensatz erwähnte, warum eigentlich nie
jemand nach dem Rückflugticket meiner Frau gefragt hat, erschien den
Beamten das eine gute Idee, da mal reinzugucken und als sie das Ausreisedatum
Ende Oktober sahen, ging eigentlich alles von selbst und Lelai bekam für
die verbleibende Zeit eine “Duldung”, durfte also im Stadtgebiet Köln
bleiben. 

Ich habe daraus gelernt,
daß man sich bloß nicht geschlagen geben und sich nicht mit
den Infos von Ausländerstellen abspeisen lassen darf. Vielmehr sind
Kreativität und der unorthodoxe Weg gefragt, eine Methode, die ab
und zu auch mal etwas Mut fordert. Aber, wie man sieht, lohnt es sich.
Schlimm ist es nur für diejenigen in einer ähnlichen Situation,
die keinen deutschen Staatsbürger zur Hilfe haben, der für sie
die Feinheiten der Möglichkeiten auslotet. 

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