Oftmals liest man von diesem
Namen – Mortimer Planno – doch immer werden nur bruchstrückhafte Informationen
geboten. Eskommt einem vor, als würden die einzelnen Schreiber das
Wissen über die Hintergründe dieses Mannes beim Leser voraussetzen.
Ich will dabei abhelfen und bin hingegangen und habe recherchiert. Doch
siehe da, viele Infos über Planno gibt es im www nicht zu holen und
diese sind z.T. nicht deckungsgleich.
Das beginnt mit dem Namen,
der Mann hieß Mortimer oder Mortimo, seinem Geburtsort – Kuba oder
Kingston, seinem Geburtsjahr – 1920 oder 1929… Leider sicher ist, daß
er schon gestorben ist, aber auch hier fand ich verschiedene Daten: der
Todestag wurde bei verschiedenen Quellen mit 05.03.1998, 05.03.2006, 06.03.2006
und 08.03.2006 angegeben, am besten einigt man sich auf seinen Todestag
Anfang März 2006. Ich liste diese Beispiele hier auf, weil es mir
nicht gelungen ist, die nachfolgenden Informationen endgültig zu überprüfen.
Der werte Leser sehe mir also bitte nach, wenn das eine oder andere, das
hier geschrieben steht, vielleicht nicht ganz stimmt. Ich habe mir die
beste Mühe gegeben, die Fakten zusammenzutragen und werde im folgenden
Text die schlüssigste Info wählen bzw in Klammern die widersprüchlichen
Daten angeben.
Mortimer Planno war einer
der Rasta Elder von Jamaika, er hat das erste urbane Rasta Settlement in
Kingston mitbegründet, er war bei der Mission to Africa, der Auslotung
von Repatriierungsmöglichkeiten von afrikastämmigen Menschen
auf den Mutterkontinent dabei. Er hat beim Besuch von Haile Selassie auf
Jamaika 1966 eine bedeutende Rolle gespielt. Er war der Rasta Mentor von
Bob Marley und zeitweise Manager der Wailers. Er wird als sehr belesen
und redegewandt dargestellt, was ihm seine angesehene Position in der Rastagemeinschaft
einbrachte. Planno hatte zwei Söhne und eine Tochter.
Geboren wird Mortimer St
George Planno 1920 in Kuba als viertes und jüngstes Kind eines Tabakhändlers
und seiner jamaikanischen Frau. Anfang der Dreißiger Jahre zieht
Frau Planno mit ihren Kindern nach Jamaika, ins Getto von Western Kingston.
In den Dreißiger Jahren
beginnt ein neues Phänomen die Insel zu erobern – Rastafarians – und
1939 ist auch Planno überzeugt, daß Haile Selassie, der Kaiser
von Äthiopien, der zurückgekehrte Messias ist. Er ist eines der
Gründungsmitglieder des ersten urbanen Rastacamps in the Dungle, Trenchtown,
Kingston, Jamaika. Seine Rhetorik und seine Intelligenz lassen ihn während
der Fünfziger Jahre zu einem der bekanntesten und einflußreichsten
Rasta werden. Planno ist Gründungsmitglied der Rastafari Movement
Association und initiiert 1958 die Universal Grounation of Ras Tafari in
Back-o-Wall.
Ende der Fünfziger Jahre
kontaktieren er und weitere Rasta Elders die Unversity of the West Indies
(UWI) und verlangen aufgrund der Spannungen zwischen Rasta, Gesellschaft
und Ordnungskräften eine Untersuchung ihrer Bewegung mit dem Ziel
Vorurteile abzubauen und ein besseres Verhältnis zur Gesellschaft
herzustellen. Daraufhin folgt 1961 ein Versuch, die Realisierung der Repatriierungswünsche
von Rasta in der Praxis zu überprüfen. Eine Delegation, zusammengesetzt
aus Wissenschaftlern der UWI und den Rasta Elders Planno, Philmore Alvaranga,
Douglas Mack und Samuel Clayton reist nach Afrika und besucht u.A. die
Staaten Ghana, Nigeria, Sierra Leone und Äthiopien. Dort trifft die
Delegation auch mit Haile Selassie zusammen, ein Treffen, das Planno tief
beeindruckt. Diese Reise wird als “Mission to Africa” bekannt. Leider ist
als einziger tatsächlicher Repatriierungsschritt Shashamane, ein Ort
in Äthiopien, zu nennen, aber auch von dort gibt es leider wenig Positives
zu berichten.
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Am
21. April 1966, seitdem “Grounation Day” genannt, ein Rasta Feiertag, kommt
Haile Selassie zu einem Besuch nach Jamaika. Zehntausende von Menschen,
darunter viele Rasta, haben sich versammelt, um den Mann zu ehren. Als
die Maschine von Selassie landet, können die Ordnungskräfte die
Menschenmassen nicht mehr kontrollieren und im Nu ist das Flugzeug des
Kaisers von Leuten umgeben, die ihre Huldigung des Besuchers mit ohrenbetäubendem
Lärm ausdrücken.
< HIM und
Planno beim verlassen des Flugzeuges
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Selassie ist überwältigt
und es heißt, er habe aufgrund des grandiosen Empfangs geweint. Jedenfalls
zieht er sich wieder in sein Flugzeug zurück und läßt sich
erst aus der Maschine begleiten, als der herbeigerufene Planno die Menschen
auf dem Rollfeld zu Ordnung und Rückhaltung aufgefordert hat und den
Kaiser persönlich aus dem Flugzeug geleitet. Aufgrund Plannos bewiesener
Autorität sind während dieses Staatsbesuches bei allen offiziellen
Anlässen Rastafarians anwesend und Haile Selassie gewährt einigen
Rasta Elders – u.A. Planno eine Privataudienz.
Die Nähe Plannos zum
Kaiser und sein Charisma, das er bei den Reasonings (Diskussionen) in seinem
Haus zeigt, lassen Bob Marley, zu der Zeit auf dem Weg vom Rude Boy zum
Rastafarian, auf den Mann, der auch “Brother Kumi” genannt wird, aufmerksam
werden. Kennengelernt hat er den Dread über die US-Amerikaner Johnny
Nash und Danny Sims, die auf Jamaika ein Musikgeschäft aufgebaut haben
und mit denen die Wailers derzeit zusammenarbeiten (Marley liefert als
Songwriter viele Lieder und die Wailers nehmen unzählige Songs mit
Sims und Nash auf – die JAD Sessions).
Nicht lange und Planno wird
zu Marleys spirituellem Mentor in Bezug auf die Philosophie der Bredren.
Er erklärt dem Musiker daß Rasta als eine alternative, spirituelle
Nationalität für die Nachkommen der Sklaven, die sich zwischen
ihrem afrikanischem Erbe und ihrer Bestimmung befinden, zu verstehen sei.
Planno nimmt Bob in die Rastasiedlungen mit, die teilweise tief im Herzen
von Jamaika liegen, von ihm erfährt Marley alles Wissenswerte über
Ital, die Rastadiät und bekommmt einen Augenzeugenbericht von der
Visite des äthiopischen Kaisers, des Messias, auf Jamaika, der Säünger
war selbst derzeit in den USA bei seiner Mutter, um zu arbeiten und Geld
für ein Plattenlabel zu sparen.
Später
wird Planno der erste Manager der Wailers, bevor Danny Sims die Geschäfte
übernimmt. Er ist der Produzent der Wailers Single “Selassie Is The
Chapel” (JAD Records), zeichnet mitverantwortlich für den Text von
“Rastaman Chant” und soll Marley geraten haben, für den Song “War”
die Ansprache Haile Selassies vor dem Völkerbund 1935 zu verwenden.
Es wird gesagt, daß Planno mitverantwortlich für die spirituelle
Bewußtheit und die soziale Wahrnehmung, die aus vielen von Marleys
Texten sprechen, sei.
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Im Jahre 1969 trifft der
Pasta Elder den Professor Lambros Comitas von der Columbia University,
USA, der ihn bat, sein Wissen über die Rastafarians niederzuschreiben.
Planno willigt ein unter der Prämisse, daß Comitas, seine Zeilen
veröffentlichen würde und liefert dem Professor ca. ein Jahr
später ein “Treatise on Rastafari Teachings”, ein handgeschriebenes,
mit vielen Verschlüsselungen versetztes Werk.
1978 war Planno am “One Love
Peace Concert” beteiligt, einem Versuch, den “tribal War”, die für
Jamaika typischen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den
Anhängern der zwei Parteien PNP (People’s National Party) und JLP
(Jamaica Labour Party) im Wahlkampf zu beenden. Der Höhepunkt des
Konzertes wird der Moment, als der musikalische Headliner Bob Marley es
schafft, daß die zwei politischen Kontrahenden Seaga und Manley sich
auf der Bühne die Hände zur Versöhnung schütteln. Bei
der Bekämpfung der politischen Gewalt in Jamaikas Gettos hat es leider
nicht Viel geholfen.
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1987
wird Planno von einem Gericht in New York, USA als Zeuge vernommen. Es
ist ein Prozeß, in dem Cayman Music, der Musikverlag von Danny Sims,
der viele Songs von Marley besitz, den Marley Estate, die gesammelten Unternehmen,
die den geistigen Eigentum von Marley vermarkten, wegen Vertragsbruch verklagt.
Faktisch geht es darum, wann Marley welche Songs geschrieben hat und ob
er Co-Autoren hatte. Planno, der Sims seit 1968 kennt, sagt zugunsten von
Cayman Music aus, seine Angaben werden jedoch von den Marley Anwälten
zerpflückt und haltlos gemacht.
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In dem Prozeß
wird viel schmutzige Musikerwäsche, u.A, über Marleys angebliche
Gewaltbereitschaft, gewaschen und am Ende ist klar, daß viele Leute
von Marley’s Talent gute Songs zu schreiben, wie die Parasiten profitiert
haben. Nach drei Jahren Verhandlungen bekam der Marley Estate in allen
Punkten Recht und die Klage von Cayman Music wurde mit der Möglichkeit
vor ein Berufungsgericht zu gehen, zurückgewiesen.
1995 treffen Professor Comitas
und Planno wieder zusammen und der Rasta bekommt ein Ehrenexemplar des
auf seinen Zeilen aus den Jahren 1969/70 beruhenden Buches “The Earth Most
Strangest Man: The Rastafarian” überreicht. Bis zur Veröffentlichung
des Materials von Planno ist so lange Zeit vergangen, weil der Professor
es als oberste Prämisse sah, den Text unverfälscht zu publizieren.
Da die handgeschriebenen Worte allerdings in bedeutungstragenden Farben
und mit Illustartionen und Graphiken versehen waren, hätte ein herkömmlicher
Druck in unverfälschter Form die Kosten des Projekts immens in die
Höhe getrieben und erst die html-Technik des Internets ließ
den Professor eine gangbare Lösung finden. Jetzt ist das Buch unter
diesem Link
einsehbar.
Mortimer Planno starb im
März 2006. Er war zu Lebzeiten eine hervorragende Persönlichkeit
in der Rastagemeinschaft und bildete die Verknüpfung, den Mediator
zwischen der jamaikanischen Rasta Community, der Gesellschaft der Insel
und ihrem politischen Establishment.