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Entkriminalisierung – konkret
Im Auftrag der Gesundheitsminister aller Länder plant die Landesregierung
in Schleswig-Holstein die Abgabe von Haschisch und Marihuana, um die Konsumenten
zu entkriminalisieren. Im Auftrag aller Kiffer der Republik fordere ich
hiermit die Gesundheitsministerin Heide Moser auf, diesen Versuch so zu
gestalten, daß er nicht völlig an der Realität vorbeigeht.
Die Abgabe von THC – Präparaten in Apotheken ist so inakzeptabel,
daß sie von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Cannabisraucher
sind nicht krank und meist nicht süchtig; Anbau und Konsum in Europa
sind eine eigene Subkultur mit inzwischen 30-jähriger Tradition. Nicht
zu vergessen, daß schon unsere Urgroßväter Knaster geraucht
haben. Nur ein Modell, daß diesen Fakten Rechnung trägt, wird
langfristig erfolgreich sein. Was wir wirklich brauchen, ist das Recht
auf Selbstversorgung.
Das Leben im Untergrund
Bisher stellt sich die Situation der staatlichen Drogenpolitik so
dar: Der Versuch, durch Verfolgung von Anbau und Konsum dem Handel Angebot
und Nachfrage zu entziehen, ist gescheitert. Statt dessen profitiert der
Zwischenhandel von der Illegalität, da diese die Gewinne nur in die
Höhe treibt. Durch die Illegalität wird zudem jeglicher gehandelter
Stoff der Kontrolle entzogen, was zusammen mit den hohen Preisen zu gestreckter
Ware auf dem Schwarzmarkt führt. Hauptopfer der hohen Preise, der
Verunreinigungen und der polizeilichen Verfolgung sind – neben den zum
Anbau gezwungenen Kleinbauern – die Konsumenten und deren Gesundheit.
Erkenntnis der Sozialarbeiter
In den Jahren repressiver Drogenpolitik haben Menschen, die direkt
mit Drogenkonsumenten zu tun gehabt haben, festgestellt, daß in einem
marktwirtschaftlichen System Drogenkonsum als gesellschaftliches Phänomen
akzeptiert werden muß. Übermäßigem Konsum – Sucht
– kann nur mit Therapien und nicht mit Gesetzen beigekommen werden. Gesetzlich
verfolgenswert ist jedoch die Bereicherung Dritter an den Abhängigen.
Modell Apotheke
Zur Austrocknung des Marktes soll nun Haschisch und Marihuana versuchsweise
über Apotheken ausgegeben werden. Doch in wie weit trägt es der
Situation der Cannabiskonsumenten Rechnung? Es gibt viele Gelegenheitsraucher
oder Selbstversorger die durch diese Maßnahme keine Verbesserung
der Situation erhoffen können. Nur wer bereit ist, für seine
Leidenschaft seinen Namen Preis zu geben, wird THC-Präparate in der
Apotheke beziehen können. Viele werden also weiterhin ihre Kleinstmengen
über Freunde beziehen oder im Garten ein paar Pflanzen hegen.
Der CannabisConsumentenClub
Das Hegen von Pflanzen ist Teil einer eigenen Cannabis-Subkultur.
Dazu gehören aber auch Paraphenalien, T-Shirts, Schmuck sowie hochgezüchtete
Samen. Nur wenn man die Existenz dieser Subkultur begreift und im Versuchsmodell
berücksichtigt, wird das Modell erfolgreich sein. Deshalb mein Vorschlag:
Gebt nicht Apotheken das Recht zum Handel sondern den Konsumenten das Recht
zur Organisation in Selbsthilfevereinen. Das heißt, sogenannte CANNABISCONSUMENTENCLUBS
erhalten das Recht, für ihre Mitglieder THC-haltigen Hanf anzubauen
und an diese zum Selbstkostenpreis weiter zu geben. In eigenen Räumen
darf Cannabis konsumiert werden. Mitgliederwerbung oder öffentliche
Veranstaltungen der Clubs blieben natürlich verboten.
Vorteile für beide Seiten
Nicht verboten wäre jedoch, die individuelle Gestaltung des
Anbau und des Konsums durch die Mitglieder. Sie könnten selbst über
die Qualität wachen und müßten ihren Namen keiner staatlichen
Stelle nennen. Gleichzeitig könnte die Versorgung des Schwarzmarktes
durch die Clubs mittels polizeilicher Auflagen von vorne herein verhindert
werden. Der Konsum wäre entkriminalisiert und kommerzielles Interesse
an Haschisch und Marihuana weitgehend unterbunden.
Copyright Text: Arend Streit / Layout: Dr.
Igüz 1999