RootZ – Hanf – Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin


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Hanf

Kontroverse und breite Diskussion
um heilendes Grass

Am 22. November 1997 veranstaltete die “Arbeitsgemeinschaft
Cannabis als Medizin” (ACM) eine Fachtagung ueber die Geschichte und
Zukunft des Medizinalhanfs. Auf der gut besuchten Veranstaltung referierten
Wissenschaftler ueber die historische Verwendung von Cannabis zu Heilzwecken,
die aktuelle Forschung ueber verschiedenste Einsatzgebiete in der modernen
Medizin und die konkrete rechtliche Situation fuer Arzt und Patient.

Die ersten Funde, die die Verwendung von Hanf nahelegen, sind 9000
Jahre alt. Die erste schriftliche Erwaehnung ist dann bereits medizinischer
Natur. In den folgenden Jahrtausenden war Hanf allen Voelkern bekannt und
in verschiedenster Form in medizinischer Verwendung. In Europa wurden vorwiegend
die Samen und Blaetter des THC-armen Faserhanfs benutzt. Erst Anfang bis
Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte die Forschung immer neue Einsatzgebiete
fuer die THC-reichen indischen Sorten.

Der Einsatz reichte vom Schlafmittel ueber Asthmazigaretten bishin
zum einzig bekanntem Mittel gegen die gefuerchteten Infektionskrankheiten.
Bei aeusserlicher Anwendung half es gegen Huehneraugen. Anfang diesen Jahrhunderts
wurde es nach und nach durch die Entdeckung des Penicillins, durch Aspirin
und die Impfstoffe verdraengt. Konsumiert wurde Cannabis bis dahin – abgesehen
vom Club dé haschischiens in Paris – ueberhaupt nicht.

Cannabis besticht durch seine vielseitigen Eisatzmoeglichkeiten unter minimaler
Beeinflussung des Stoffwechsels und der Koerperfunktionen und durch seine
absolute Sicherheit: Das Verhaeltnis wirksame zu toedliche Dosis wird auf
1:40.000 geschaetzt. Heute sehen Forscher Einsatzgebiete als Antibrechmittel
in der Chemotherapie, zur Foerderung der Gewichtszunahme bei AIDS-Patienten,
als krampfloesendes Mittel fuer Behinderte und MS-Kranke und als Schmerzmittel
fuer Migraene und andere Schmerzkrankheiten.

Und diese Liste laesst sich noch erweitern. Nach den insgesamt recht trockenen
Vortraegen der Wissenschaftler ueber Versuchsreihen, mit denen sie die
Wirksamkeit nachweisen und die Zulassung als Medikament durchsetzen wollen,
kam es immer wieder zu lebhaften Diskussionen im Publikum, welches sich
nach vorsichtiger Schaetzung zu je einem Drittel aus AErzten, Patienten
und interessierten Kiffern zusammensetzte. Waehrend einige UEbermuetige
in der ganzen Tagung eine Werbeveranstaltung fuer synthetisches THC (Nabilon,
einzig zugelassene THC-Abart) der pharmazeutischen Industrie sahen, betonten
die Wissenschaftler und der ACM, dass ihr Anliegen, die unproblematische
Verschreibbarkeit von allen Cannabisprodukten sei.

Die Mehrheit der Betroffenen argumentierte, warum sie Marihuana statt THC-Pillen
wolle. Dieses Ansinnen wurde von den AErzten unterstuetzt. Dem Rauchen
wurde jedoch eine Absage erteilt: Auch wenn Marihuanarauch die Lunge weniger
schaedigt, als Tabakrauch, so schaedigt er doch. Zudem erinnere Rauchen
zu sehr an lustbetonten Konsum und das erschwere Ihnen die Diskussion mit
den Behoerden, so einer der Professoren, der zugleich vor Verharmlosung
warnte.

Das Gros der Experten war sich aber im Grunde einig, dass es es am besten
sei, wenn jeder sein Grass einfach irgendwo pfluecken koenne. Und so wurde
mit einigem Schmunzeln immer wieder davon berichtet, dass die “Nebenwirkungen”
von Cannabis im allgemeinen als sehr angenehm empfunden wuerden.

Abschliessend erlaeuterte Professor Boellinger, mit welchem rechtlichem
Konstrukt ein Arzt, der seinem Patienten Cannabis verschreibt, vor Gericht
ungestraft bleiben koenne. Dieses Konstrukt sei zwar Literaturmeinung,
jedoch noch nie vor einem bundesdeutschen Gericht so vertreten worden.

Doch bereits in der ersten Pause war klar geworden, dass die Patienten
nicht darauf warten wollten, bis ein Gericht oder Gesetz ihrem Arzt erlaubt,
zu entscheiden , was gut fuer sie ist.

Kontakt:
Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM)
Maybachstrasse 14
D-50670 Köln
eMail ([email protected])


Copyright Text: Arend Streit / Layout: Dr.
Igüz 1999

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