RootZ – Hanf – Der Werdegang eines Haschischrauchers



 

>>Hanf 

Der Werdegang eines Haschischrauchers

Es beginnt damit, daß jemand die Bereitschaft entwickelt, Haschisch
probeweise zu rauchen. Er weiß, daß andere Haschisch benutzen,
um high zu werden, aber er ist sich nicht im Klaren, was das konkret bedeutet.
Er ist neugierig auf diese Erfahrung, er weiß nicht welcher Art diese
Erfahrung sein wird und er hat Angst, das die Erfahrung seine Erwartungen
übersteigt.

Im Folgenden werden die einzelnen Phasen der Rauscherfahrung beschrieben.
Das Nachvollziehen dieser Entwicklung und die Aneignung der in ihr gezeigten
Haltung wird es dem Anfänger ermöglichen und ihn darauf vorbereiten,
Haschisch als Genußmittel zu gebrauchen, wenn sich die Gelegenheit
bietet.

1. Die Technik:

Beim ersten Versuch, Haschisch zu rauchen, wird der Anfänger
normalerweise nicht high werden und meistens sind mehrere Versuche nötig,
um diesen Zustand zu erreichen. Eine Erklärung dafür ist, daß
Haschisch nicht richtig gebraucht wird, d. h. auf eine Art und Weise, die
eine genügend große Dosis sichert, um wirklich Symptome der
Intoxikation hervorzubringen. Die meisten Raucher stimmen darin überein,
daß man Haschisch nicht wie Tabak rauchen darf, um high zu werden:


„…man muß viel Luft mit einatmen, man darf es nicht wie
eine Zigarette rauchen, man muß einen tiefen Lungenzug machen, viel
Luft mit hinein nehmen und den Rauch möglichst lange in der Lunge
behalten.“


Ohne die Anwendung dieser oder  einer anderen Technik treten
keine Rauschsymptome auf und der Raucher wird nicht high:


„Leute, die nicht high werden, rauchen es einfach nicht richtig,
das ist alles. Entweder sie behalten es einfach nicht lange genug in der
Lunge oder sie atmen zuviel Luft ein und zu wenig Rauch oder umgekehrt.“


Wenn nichts passiert, ist es dem Raucher unmöglich, sich Haschisch
als Genußmittel vorzustellen, und er wird von dem Versuch ablassen.
Der erste Schritt auf dem Weg zum Haschischrauchen ist das Lernen der richtigen
Rauchtechnik, damit der Gebrauch der Droge Wirkungen hervorbringt, an denen
sich der Raucher orientieren kann und die ihm eine Vorstellung der Droge
vermitteln. Eine solche Vorstellung der Wirkung von Drogen entsteht erwartungsgemäß
durch die Bekanntschaft mit Gruppen von Individuen, die Haschisch verwenden.


In diesen Gruppen kann man sich die richtige Rauchtechnik aneignen.
Das kann durch direkte Unterweisung geschehen:


„…ich rauchte es wie eine gewöhnliche Zigarette, und der
andere sagte mir, daß ich es anders machen müßte, einen
tiefen Zug nehmen, einen Lungenzug und den Rauch lang unten behalten, bis
man das Gefühl hat, wieder ausatmen zu müssen.“


Viele, die zum erstenmal rauchen, schämen sich ihrer Unwissenheit
und geben vor, die Technik schon zu beherrschen. Sie müssen auf dem
indirektem Weg der Beobachtung und Nachahmung lernen:


„Ich tat einfach so, als ob ich Haschisch schon oft geraucht hätte.
Ich wollte ja nicht als Anfänger dastehen. Und dabei hatte ich überhaupt
keine Ahnung, wie man raucht oder was dann dabei passiert und überhaupt.
Deshalb ließ ich den anderen nicht aus den Augen, um alles nachmachen
zu können, was er machte. Ich merke mir, wie er die Zigarette hielt,
wie er sie rauchte und alles andere. Als er mir die Zigarette gab, tat
ich so als wüßte ich genau, worum es sich handelte. Ich hielt
den Joint genau wie er und nahm einen Zug, wie ich es bei ihm gesehen hatte.“


Keine der Personen, die ich interviewt habe, hat den Konsum von
Haschisch fortgesetzt, ohne sich vorher eine Technik anzueignen, mit Hilfe
derer er eine genügen große Dosis konsumieren konnte, um die
Wirkung hervorzubringen. Nur mit Hilfe dieser Technik wird  dem Raucher
eine Vorstellung von der Droge als Genußmittel überhaupt ermöglicht.
Ohne die Vorstellung der Droge als Genußmittel erschien das Rauchen
bedeutungslos und wurde nicht fortgesetzt.

2. Die Wahrnehmung der Wirkung:

Selbst nach der richtigen Rauchtechnik ist es möglich, daß
der Anfänger nicht high wird und sich deshalb Haschisch nicht als
Genußmittel vorstellen kann. Eine Bemerkung eines geübten Rauchers
deutete die Ursache dieser Schwierigkeit an und verwies auf den nächsten
Schritt, der notwendig ist, um ein Haschischraucher zu werden:


„Ich habe tatsächlich jemanden gesehen, der high war und es
nicht merkte. Dieser Bursche war sauer auf mich und sagte, er wäre
überhaupt nicht high, und dabei hatte er einen richtigen Rausch. Und
er bestand darauf, daß er nicht high war, deshalb mußte ich
es ihm beweisen.“


 Offensichtlich gibt es also zwei Voraussetzungen für
die Erfahrung des Rausches: Das Vorhandensein von Symptomen, die Wahrnehmung
dieser Symptome und das Bewußtsein, das diese Symptome durch das
Rauchen von Haschisch verursacht werden. Der Raucher muß in de Lage
sein, die Symptome zu erkennen und eine bewußte Beziehung zum Vorgang
des Rausches herzustellen, bevor er die Rauscherfahrung machen kann. Wenn
dies nicht der Fall ist, spielt es keine Rolle welche Wirkungen die Droge
hervorbringt – der Raucher ist der Meinung, daß Haschisch bei ihm
keine Wirkung hat. „Ich glaube, daß Haschisch bei mir entweder nicht
wirkte oder der anderen die Wirkung übertrieben hatten. Ich dachte,
es sei vermutlich eine psychologische Angelegenheit.“ Diese Personen sind
der Ansicht, daß die ganze Angelegenheit Illusion ist, und daß
der Wunsch, high zu sein, den Raucher zu der Selbsttäuschung führt,
daß etwas mit ihm geschieht, obgleich in Wirklichkeit überhaupt
nichts geschieht. Das Haschischrauchen wird in diesen Fällen nicht
fortgesetzt, weil man der Meinung ist, daß „es einem nichts gibt.“


Normalerweise glaubt der Anfänger jedoch daran, daß das
Rauchen von Haschisch eine neuartige Erfahrung für ihn bringen wird,
und er experimentiert weiter, bis die Erfahrung für ihn eintritt.
Er ist beunruhigt darüber, daß er nicht high wird, deshalb wendet
er sich an erfahrene Raucher und versucht, von ihnen mehr zu erfahren.
In diesen Gesprächen wird er auf spezifische Rauschsymptome hingewiesen,
die ihm entgangen sind oder die er nicht als Rauschsymptome identifizieren
konnte. So wird es ihm möglich, diese Symptome unter seinen Empfindungen
zu diagnostizieren und die Andersartigkeit seiner Erfahrungen zu erkennen,
die er dann auf den Gebrauch von Haschisch zurückführt. Erst
jetzt ist er in der Lage bewußt high zu werden. Es genügt nicht,
daß er Haschisch in einer Weise raucht, die eine Wirkung bei ihm
erzeugt, sondern es muß ihm auch möglich sein, diese Wirkung
wahrzunehmen. Auf diese Weise gewinnt Haschisch für den Anfänger
die Wirkung einer Droge, die man als Genußmittel verwenden kann.


Je öffter der Anfänger raucht, um so differenzierter wird
seine Wahrnehmung der Wirkung der Droge; der Rausch ist für ihn ein
Lernprozeß. Er untersucht jede neue Erfahrung auf das Auftreten neuer
Symptome hin und versichert sich, daß die ihm bereits bekannten wieder
auftreten. Es ergeben sich eine Reihe Kriterien für den Rausch, mit
Hilfe derer der Raucher onhe Schwierigkeiten high werden kann.


Die Fähigkeit, die Wirkungen des Haschisch an sich selbst zu
erkennen, ist eine Voraussetzung für den weiteren Gebrauch ,; fehlt
sie, so wird das Rauchen nicht fortgesetzt. Diese Behauptung wird durch
zwei Tatsachen bekräftigt: Erstens findet man unter den Benutzern
von Alkohol, Barbituraten und Opiaten fast keine Haschischraucher, weil
diese Personen nicht in der Lage sind, zwischen der Haschischwirkung und
der Wirkung von anderen Drogen zu unterscheiden. Sie können nicht
mehr bewußt wahrnehmen, ob das Haschischrauchen sie high macht. Zweitens
begegnet man bei den wenigen Fällen, die Haschisch in solchen Mengen
konsumieren, daß sie ständig high sind, einem ähnlichen
Phänomen. Bei diesen hat die Droge keine  Wirkung mehr, weil
das wesentliche Element eines wahrnehmbaren Unterschiedes zwischen dem
Rauschzustand und dem Normalzustand fehlt. Meistens wird in diesen Fällen
das Haschischrauchen ganz aufgegeben, wenn auch nur für einen bestimmten
Zeitraum, damit der Raucher die Fähigkeit wiedererlangt, den Unterschied
zu erkennen.

3. Das Genießen der Wirkung:

Um Haschisch als Genußmittel zu gebrauchen, ist ein weiterer
Schritt notwendig: Der Raucher, der jetzt gelernt hat, die richtige Technik
anzuwenden, um eine Wirkung zu erzielen und wahrzunehmen, muß nun
lernen, diese Wirkung als angenehm zu empfinden. Die wirkung des Haschisch
wird nicht automatisch als angenehm empfunden. Der Raucher fühlt sich
meist durstig und leicht benommen, seine Wahrnehmung von Zeit und Raum
verändert sich und er ist beim ersten Mal nicht sicher, ob diese Wirkungen
angenehm sind. Um Haschisch weiter zu verwenden, muß er sich entscheiden,
daß sie es sind, sonst wäre der Rausch, obgleich an sich eine
sehr reale Erfahrung, zu den unangenehmen Erfahrungen zu zählen, die
man besser vermeidet.


Die naive Deutung der Wirkungen durch den Anfänger trägt
oft dazu bei, Verwirrung und angst hervorzurufen, zumal wenn er, wie es
oft geschieht, das Gefühl hat, den Verstand zu verlieren.


Die veränderte Wahrnehmung und das Auftreten physischer Wirkung
schafft ein Moment der Verunsicherung, das Furcht- und Angstreaktionen
fördert.


Die Einschätzung der Droge als Genußmittel erfolgt meistens
durch Aufklärung und Hilfestellung von seiten erfahrener Raucher.
Sie lehren den Anfänger, diese neue Erfahrung, die sich zuerst so
angsterregend auswirkt, als angenehm zu empfinden, indem sie ihn auf den
temporären Charakter der Gefühle hinweisen, ihn darüber
aufklären, daß kein realer Grund für ernsthafte Befürchtungen
besteht und seine Aufmerksamkeit auf die angenehmen Seiten der Erfahrung
lenken.


 

Zitiert nach: Ronald Steckel : Bewußtseinserweiternde Drogen,
Berlin, 1969, erweiterte Neuausgabe durch die Edition Rauschkunde
AUS: H. S. Becker, Marihuana, a social overview. In: Marihuana Papers,
editor: D.Solomon, New York, 1966


Copyright Text: Arend Streit / Layout: Dr.
Igüz 2000

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