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Heimarbeit am Küchentisch. Für Rentnerin Erna B. (77) aus Mülheim ein guter Nebenverdienst. Tag für Tag saß die alte Dame am Küchentisch, rauchte Zigaretten und füllte kleine Päckchen mit braunen oder grünen Bröckchen ab – Haschisch und Marihuana! Vor zwei Tagen bekam Hasch-Omi Erna Besuch von der Kripo, wurde vorläufig festgenommen.
Als die Fahnder in die Küche der kleinen Wohnung kamen, saß Erna B. wie immer am Tisch – bei ihrem Nebenjob. Vor ihr lagen mehrere Tütchen, 120 Gramm Haschisch und Marihuana. Daneben eine Tasse Kaffee.
Zwischen den Beinen auf der blauen Küchenschürze stapelten sich fertige Briefchen mit Rauschgift. Auf ihnen klebten Preischilder: 10 und 20 Mark.
„Die Schilder klebe ich auf, weil ich mir die Preise nicht merken kann“, verriet Erna B. den verdutzten Beamten frank und frei. Dann packte sie aus: „Ich habe das doch nur gemacht, weil ich nur 800 Mark Rente bekomme. Davon muss ich die Miete zahlen. Zum Leben bleiben mir nur noch 300 Mark,“ stöhnte die Hasch-Omi.
Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass die alte Dame schon seit einem Jahr im Rauschgiftgeschäft tätig ist. Rund 13 Kilo Hasch und Marihuana im Wert von 100 000 Mark hat sie in den Monaten verpackt.
Den „Nebenjob“ bekam sie von ihrem 23-jährigen
Enkel, der mit ihr in der Wohnung lebt. Er ist der Polizei seit längerem
bekannt. Er schleppte auch den 20-jährigen Dealer an, der immer für
frischen Stoff sorgte. Bis zu 500 Mark bekam Erna B. wöchentlich für
den Nebenjob. Das meiste Geld kassierte natürlich der Dealer, der
den Stoff in Holland besorgte. Auch er ist der Polizei kein Unbekannter,
trat schon mehrfach wegen Rauschgiftdelikten in Erscheinung. Für ihn
klickten eine Stunde später die Handschellen. Ein Beamter: „Die alte
Dame ist geistig noch recht fit. Konsumiert hat sie selbst nicht.“ Der
Dealer und Erna B. konnten nach der Vernehmung wieder nach Hause gehen.
Und Erna B. muss sich wohl einen neuen „Nebenjob“ suchen. Express 16/06/00
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