RootZ – Hanf – Kokain-Test für alle

Immer mehr Firmen wollen wissen, ob ihre Mitarbeiter „sauber“ sind Müssen wir bald alle zum Drogentest? Drogen im Sport, Drogen in der Politik. Deutschland diskutiert über verschnupfte Nasen und die „Schnee“-Kuppel von Berlin. Wer nimmts, wer nicht? Das wollen auch die Firmenbosse von ihren zukünftigen Mitarbeitern wissen, schicken die Bewerber zum Test. Ganz so einfach wie in den USA ist es bei uns aber nicht. Wer nicht freiwillig Blut, Urin oder ein Haar lässt, kann nicht gezwungen werden. Eine Arbeitsrechtlerin sarkastisch: „Den Job wird er dann aber sicher nicht bekommen.“

Müssen wir alle bald unsere Unschuld
a la Daum beweisen? Wahrscheinlich. Wissenschafter an den Unis von Bonn,
Frankfurt und Hannover stellen fest: „Wir bekommen immer mehr Aufträge
für Analysen aus Unternehmen und Behörden. Ein deutlicher Trend.“

Express hat bei den heimischen Firmen
nachgehakt: Elke Ickstein, Sprecherin der Bayer AG (42000 Mitarbeiter):
„Drogentests vor Neueinstellungen sind bei uns seit drei Jahren Pflicht.“
Bei Rheinbraun siehts ähnlich aus. Matthias Brücken, stellv:
Personalchef: „Wir haben negative Erfahrungen mit jungen Leuten gemacht.
Seitdem müssen alle Azubis zum Test.“

Die Ford-Werke setzen auf Unterstützung.
Sprecher Hans-Jürgen Fuchs: „Ein Drogentest gehört nicht zur
Betriebsvereinbarung. Sollte ein Mitarbeiter aber Probleme haben, helfen
wir ihm, suchen nach einer Therapie.“

Radikaler geht’s da beim Automobilzulieferer
Bosch zu. Wer im Werk Reutlingen unbefristet arbeiten will, muss zum Test.
Ein Sprecher: „Vier Prozent sind positiv.“

Für Aufregung sorgen derzeit die
Pläne der Stuttgarter Stadtverwaltung. Ärzte, Bademeister oder
Feuerwehrmänner sollen dort demnächst beweisen, dass sie sauber
sind.

Keine Tests bei Lufthansa („Bei uns nimmt
niemand Drogen“), Siemens („Ein klares Nein“). Shell setzt auf Vertrauen.
Eine Sprecherin: „Bei Anstellung muss ein Fragebogen ausgefüllt werden:
„Nehmen sie Drogen oder nicht?“

Express 03/11/00

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