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Der Kokser: „Ich verlor fast alles“

„Ich sah einen Regenbogen, lief auf ihn zu. Ich fühlte mich dem Himmel nah, spürte einen Luftzug. Aber es war der Atem des Todes, dem ich so nah war.“
Vier Jahre lang nahm der Kölner Versicherungs-Manager Jürgen W.  Kokain. Express-Reporter Werner Schlagehan schilderte der heute 48-Jährige sein Erlebnis mit der Teufelsdroge.
„Schule, Abitur, Studium als Betriebswirt. Dann Blitzkarriere – vom Abteilungsleiter ins Management. Verdient: 300 000 Mark im Jahr. Ehefrau, Kinder, eigenes Haus – und viele Freunde.“
Heute sagt er: „Es waren die falschen Freunde. Zum Kokain kam ich bei einem Urlaub in der Schweiz mit einem Autohändler und einem Anwalt. Im Hotelzimmer snifften sie Kokain, ich probierte es auch. Zuerst passierte nichts. Nach etwa zehn Minuten fühlte ich, wie Lippen und Gaumen pelzig wurden, Wärme in mir hoch stieg. Das Herz raste. Dann kam der Kick. Nach einer Stunde kam der „coming down“, ich brauchte eine neue Dosis. Es wurde immer mehr. Täglich brauchte ich Kokain für 1200 Mark.
Mit der Droge kam der körperliche Zusammenbruch. Ich fiel in ein tiefes Loch, verlor meinen Job, verdrängte alles, suchte im Koks die verlorene Welt. Bis 1993. Meine Frau, die meine Krankheit kannte, zog mit den Kindern aus. Da wollte ich nicht mehr leben, nahm eine Überdosis, ging am Rhein spazieren. Dann sah ich den Regenbogen. Ich wurde im Krankenbett wach, schaute in die Augen meiner Frau.“
Jürgen W. hat den Absprung geschafft, lebt heute mit Familie in Kaiserslautern.
Express 03/11/00


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