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Drogenhandel im Gericht
 
 
. Die Kölner Justiz wird durch einen nie da gewesenen Drogenskandal erschüttert. Rauschgiftfahnder verhafteten am Dienstag zwei Justizwachtmeister des Kölner Amts- und Landgerichts. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, sollen sie im Gerichtsgebäude Drogen an Kollegen oder außerhalb an Kunden verkauft haben. Gegen einen weiteren Wachtmeister und zwei weibliche Justizangestellte wird ermittelt. Als Hauptfigur gilt ein 39-jähriger Wachtmeister, der seit August mehr als 100 Gramm Kokain veräußert haben soll.KStA den 25/10/00

< Charly B


Drogenrazzia
Zwei Wachtmeister im Gericht verhaftet
Justizangestellte handelten im großen Stil mit Kokain – Krisensitzung einberufen

Charlie B. war unter seinen Kollegen etwas Besonderes. Der Justizwachtmeister wurde immer dann eingesetzt wenn im Gerichtssaal brisante Fälle anstanden. Ob es der Fall des Koks-Königs Chapius war oder andere große Drogenprozesse, immer wurde der Staatsdiener angefordert, um die Gefangenen aus der Vorführstelle im Keller des Landgerichts sicher hoch auf die Anklagebank zu führen. „Er hatte eine beruhigende Wirkung auf die Jungs“, sagte eine Kollegin. Gestern Nachmittag dann verhafteten Drogenfahnder den 39-Jährigen an seinem Arbeitsplatz im Justizzentrum an der Luxemburger Straße. Ein 49-jähriger Kollege wanderte ebenfalls in Untersuchungshaft. Ihnen wird der Handel mit größeren Mengen Kokain vorgeworfen. Darüber hinaus ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Justizbeamten (38) sowie zwei weibliche Justizangestellte, darunter die Ehefrau Charlie B’s. Gleichzeitig durchsuchte die Polizei die Diensträume und Wohnungen der Beschuldigten.
Nach Informationen des KStA sollen die beiden Inhaftierten Justizwachtmeister Kontakte zu einem Drogenring unterhalten haben. Bis zum frühen Abend hatte die Polizei weiter Verdächtige festgenommen, davon sollen einige als Drogenkuriere unterwegs gewesen sein. Zur Frage, ob der Stoff auch Abnehmer fand, wollten sich die Strafverfolgunsberhörden gestern nicht äußern. Die Vernehmungen der Beschuldigten gingen bis in den späten Abend.
Im August hatten Rauschigiftfahnder einen Tipp aus der Drogenszene erhalten. Monatelang observierten die Kripobeamten die Verdächtigen, hörten ihre Telefonate ab. Dabei stellten sie fest, dass etwa Charlie B. seit August gleich dreimal Kokain in Holland einkaufte, um es an seine Kunden in Köln weiterzugeben. Im August soll er 50 Gramm Kokain erworben haben, Tage später sollen es 35 Gramm gewesen sein. Anfang Oktober dann habe der Wachtmeister 55 Gramm erstanden. Den Ermittlungen zufolge soll der Beschuldigte die Drogen an drei der vier beschuldigten Kollegen oder mit Hilfe seiner Ehefrau außerhalb des Justizpalastes an den Mann gebracht haben.
Pikanterweise waren die beiden Abteilungen der Wachtmeisterei, Vorführstelle und Sicherheitsdienst, bei Gericht erst kürzlich zusammengelegt worden. Dabei wurde Charlie B. zum Koordinator gekürt.
Auf den Gerichtsfluren schlug gestern die Nachricht von der Drogenrazzia wie eine Bombe ein. So etwas hat es in der Kölner Justizgeschichte noch nicht gegeben. Der Landgerichtspräsident berief eine Krisensitzung ein. Heinz-Georg Schwitansky, Justizsprecher, sagte in einer kurzen Stellungnahme: „Die Durchsuchung der Diensträume geschahen in Absprache mit uns. Wir sind natürlich daran interessiert, dass alles schonungslos aufgedeckt wird. Erst nach Klärung der Vorwürfe könnten wir darüber nachdenken, ob und welche disziplinarischen Maßnahmen ergriffen werden müssen.“ Außerdem müsse dann das Oberlandesgericht über die arbeitsrechtlichen Schritte befinden.
Im Düsseldorfer Justizministerium hielt man sich mit Kommentaren zurück. Noch sei das Ausmaß der Drogenaffäre im Kölner Justizzentrum nicht gänzlich bekannt. Eines sei aber klar, meinte Ministeriumssprecher Dieter Wendorff: „Die Beschuldigten werden genauso unnachsichtig mit strafrechtlichen Mitteln verfolgt wie bei den Ermittlungen in der Justizvollzugsanstalt Köln auch.“ (Exp. 25.10.2000)



Kölner Justiz-Skandal
Kollegen beim Drogenhandel Rabatt gegeben

Einen Tag nach der Drogenrazzia im Kölner Landgericht gaben Staatsanwaltschaft und Polizei bekannt, dass neben den insgesamt fünf Justizbediensteten gegen weitere zehn Personen ermittelt werde. Verdächtig sei ein 39-jähriger Wachtmeister, eineinhalb Jahre lang vom Gerichtshochhaus aus an Kollegen, Bekannte und Freunde Kokain verkauft zu haben. Es habe sogar einen Rabatt für Kollegen gegeben, sagte Kriminalhauptkommissar Günther Rammel. „Sie zahlten 130 Mark pro Gramm, andere Kunden 150.“ Es gebe aber keine Hinweise, das der Wachtmeister die Drogen auch an Untersuchungshäftlinge verkauft habe, ergänzte Oberstaatsanwalt Egbert Bülles. In der Privatwohnung und am Arbeitsplatz des mutmaßlichen Haupttäters stellten Drogenfahnder 30 Gramm Kokain sicher. Zu seinen Kunden gehörte auch der 49-jährige Chef der Wachtmeisterei am Landgericht. Bei ihm wurden mehrere Waffen gefunden. Gegen beide Beamte und einen Drogenkurier erging Haftbefehl. KStA den 26/10/00



Skandal im Landgericht
Kinderpornografie und Waffen gefunden
Neue Vorwürfe gegen Wachtmeister – „Ein Sex-Maniac“

Der Drogenskandal im Kölner Landgericht erhält eine neue Dimension. Wie der KStA erfahren hat, sollen auf der Festplatte des inhaftierten Leiters der Wachtmeisterei Bilder mit kinderpornografischem Inhalt gefunden worden sein. „Der Mann war ein richtiger Sex-Maniac“. hieß es am Dienstag in Ermittlerkreisen. Die kompromittierenden Dateien sollen nicht leicht zu finden gewesen sein. Erst Computerspezialisten konnten die Codes knacken, um an den Inhalt der Festplatte zu gelangen. Seine Verteidigerin Karolina Popovic sagte, ihr Mandant leide unter schweren seelischen Problemen. „Aus diesem Grunde werde ich beantragen, ihn psychiatrisch begutachten zu lassen.“
Der 49-Jährige wandelte in den vergangenen Monaten offenbar stets am Rande des Wahnsinns. Seine Besessenheit führte ihn nach Informationen dieser Zeitung in den finanziellen Ruin. Allein in einer Nacht, so die Ermittlungen, soll er bei einer Domina 2000 Mark ausgegeben haben. Er soll regelrecht abhängig von ihr gewesen sein. Ein Kreislauf, aus dem er offensichtlich am Ende nicht mehr herausfand. Bei seiner Festnahme soll er daher auch von Selbstmord geredet haben.
Bei einer Durchsuchung in seinem Haus wurden zudem mehrere Schusswaffen gefunden, darunter eine abgesägte Schrotflinte. Im Landgericht scheint niemand auf den Zustand des 49-Jährigen aufmerksam geworden zu sein. Dass er kokainsüchtig ist, wie seine Verteidigung vermutet. Fiel ebenfalls nicht auf. Laut Haftbefehl soll er etwa von dem Wachtmeister Charlie B. seit Juli zehn Gramm Kokain gekauft haben.

In Untersuchungshaft

B. sitzt ebenfalls in Untersuchungshaft. Er soll den Drogenhandel im Landgericht organisiert haben. Außer ihm standen bisher seine bei Gericht tätige Frau und zwei weitere Justizbedienstete im Verdacht, gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen zu haben. Ebenfalls in Haft ist ein Drogenkurier, der für Charlie B. zweimal Drogen aus Holland nach Köln geschmuggelt haben soll. Über Telefonüberwachungen hatten die Ermittler bisher nur Hinweise gesammelt, dass B. einige Kollegen und Kunden außerhalb des Gerichts beliefert haben soll.
Um auf Nummer sicher zu gehen, vernimmt die Polizei seit Montag in Räumen der Staatsanwaltschaft alle 70 Wachtmeister des Landgerichts. Ein Bediensteter gab nach Informationen dieser Zeitung dabei zu, an seinen inhaftierten Chef eine Waffe veräußert zu haben. Auch gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Pikant am Rande: Der mutmaßliche Waffenlieferant war jüngst nach Bekannt werden des Skandals dazu ausersehen, seinen inhaftierten Chef zu ersetzten.
Unterdessen wurden am Dienstag erste arbeitsrechtliche Konsequenzen für beschuldigte Justizbedienstete bekannt. Die 29 Jahre alte Ehefrau des mutmaßlichen Drahtziehers Charlie B. und der gleichaltrige Justizbote haben ihr Arbeitsverhältnis mit dem Landgericht in „beiderseitigem Einvernehmen“ gekündigt. Nach Angaben des Justizsprechers Heinz-Georg Schwitansky kamen die Beschuldigten damit einer als wahrscheinlich geltenden fristlosen Kündigung zuvor. Über die dienstlich Zukunft der beamteten Wachtmeister wird das Oberlandesgericht in Kürze entscheiden. Das Kölner Landgericht hat laut Schwitansky eine vorläufige Enthebung vom Dienst angeregt. KStA den 1/2 November



Wieder ein Verfahren

Der Kokain-Skandal im Kölner Landgericht: Er beweist, dass heute in Deutschland in allen Schichten gekokst wird. Im Kölner Gericht waren es die Wachtmeister. Wie Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt gestern dem Express bestätigte, ist die Vernehmung der knapp 70 Wachtmeister beendet. Dabei gestand einer, illegal eine Waffe an seinen Vorgesetzten Engelbert B. (49) verkauft zu haben. Neben den fünf bereits Beschuldigten läuft jetzt auch gegen ihn ein Verfahren – wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz.
Express 03/11/00



Kölner Justizbeamte verhaftet
Rolex vom Wachtmeister
Skandal im Justizpalast: Neben Koks gabs auch Hehlerware

Der Koks-Shop in der 19. Etage des Kölner Justizpalastes – hier gab es für Justizbedienstete nicht nur Rauschgift zum Vorzugspreis (130 Mark fürs Gramm Kokain), sondern auch jede Menge Schwarzmarkt-Artikel: Kleidung, Uhren, Videos, Raubkopien von CDs...
Express enthüllt: Nicht nur Koks-Wachtmeister Ralf „Charly B., dessen Frau jetzt das Häuschen in Porz verkaufen muss, sondern auch andere Wachtmeister trieben in der Geschäftpassage des Landgerichts schwunghaften Handel mit Blendern von Nobelmarken, aber auch echter Diebesware.
Im Zuge der Razzien wurden bereits Kleidungsstücke beschlagnahmt, wie Oberstaatsanwältin Regine Appenrodt bestätigte. Bei den Vernehmungen der 70 Wachtmeister will man jetzt erfahren, wer diesen Teil des flotten Handel im Justizpalast organisierte.
Am Rande der Ermittlungen wurde auch bekannt, dass der frühere Fahrer des damaligen Landgerichtspräsidenten wegen Drogenkonsums aufgefallen war. Er wurde nach seiner Entlarvung in eine Entziehungskur geschickt und disziplinarisch belangt. Anschließend wurde er zu einem Amtsgericht im Bergischen versetzt.
Von der weiteren Vernehmung der Wachtmeister verspricht sich Oberstaatsanwalt Egbert Bülles auch Informationen darüber, ob der Mitwisserkreis im Justizpalast nicht doch viel größer war: „Es gibt da auch falsch verstandene Kameradschaft. Die werden wir aufbrechen.“
Presserichter Dr. Heinzgeorg Schwitanksi bestätigte, dass der Präsident jetzt auch über die neue Entwicklung in Sachen Textilhandel unterrichtet wurde. „Wir werden weiterhin alles tun, um diese Affäre lückenlos aufzudecken. Und wir werden schonungslos Konsequenzen ziehen.“ Über den Handel mit Hehlerware in der Geschäftszeile in der 19. Etage sei bislang nichts bekannt gewesen.
Die in die Kokain-Dealereien verstrickten Wachtmeister sitzen bereits im Klingelpütz. Nicht auszuschließen, so Bülles, dass ihnen noch einige Kollegen folgen werden...(Exp. 11.2000)



Hausverbot für Kokswachtmeister

Die Kokswachtmeister aus dem Landgericht: Sie lieferten der Kölner Justiz den peinlichsten Skandal des Jahres, sollen auf der 19. Etage mit Kokain gedealt haben.
Jetzt wurden die zwei Hauptverdächtigen von der Haft verschont: Chef-Wachtmeister Engelbert B. (49) und Wachtmeister Charly B: (39). Charly hat ausgepackt – und deshalb besteht bei ihm keine Verdunkelungsgefahr mehr.
Auch Engelbert B. konnte die JVA Aachen verlassen. Für ihn geht es jetzt nur noch um den Verdacht des Waffen- und Drogenbesitzes. B. soll mehrere Gramm am Tag geschnupft haben. „Die Ermittlungen haben keine Anhaltspunkte für Drogenhandel und für den Besitz von Kinderpornographie erbracht“, sagte seine Verteidigerin Carolina Popovic.
Allerdings  darf sich Engelbert B. nicht mehr im Justizpalast sehen lassen. Gericht und Staatsanwaltschaft sprachen ein Hausverbot gegen ihn aus, das auch für die Parkplätze und Gehwege gilt. Hintergrund: Solange seine Schuld nicht nachgewiesen ist, könnte B. an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.
Express 12/12/00



Skandal bei der Justiz
Zwei Beamte verurteilt
Drogenhandel und Waffenbesitz

Der Skandal um die Wachtmeister der Kölner Justiz – gestern war der Tag der Abrechnung bei Gericht: Gleich zweimal saßen Justizbeamte auf der Anklagebank verschiedener Schöffengerichte. Auf Korruption und Drogenhandel lautete die Anklage gegen einen 28-jährigen Wachtmeister der Justizvollzugsanstalt in Saal 36 des Amtsgerichts. Der Angeklagte räumte seine Schuld ein. Zwei Jahre auf Bewährung und 10 800 Mark Geldstrafe lautete das Urteil. Im Saal nebenan ging es um Waffenbesitz, Kinderpornografie und Drogenhandel. Der langjährige Chef (49) der Vorführstelle des Landgerichts zog es jedoch vor, die Aussage zu sämtlichen Anklagepunkten zu verweigern. Gegen einen weiteren Kollegen, der gemeinsam mit seiner Frau, ebenfalls einer Justizbediensteten, einen schwunghaften Handel mit Kokain zugegeben hatte, erhob der Staatsanwalt jetzt Anklage. Das Ehepaar muss sich demnächst vor einer Großen Strafkammer verantworten.

Zum Chef befördert

Die Personalakte des 49-jährigen Justizbeamten ist voll des Lobes. In den 28 Jahren habe er seine Arbeit stets mustergültig gemacht, er war ein allseits beliebter Kollege, ist dort notiert. Dank seiner unauffälligen, hilfsbereiten Art schätzten ihn sowohl Richter als auch Kollegen. Nicht zuletzt wegen seines beruflichen Engagements war er im September vergangenen Jahres – einen Monat vor seiner Verhaftung – zum Chef der Wachtmeisterei befördert worden.
Doch es gab auch noch eine andere Seite des Mannes. So gehörte er zu den Stammkunden eines Sado-Maso-Clubs im Kölner Umland. In seiner Wohnung hatte die Polizei bei einer Durchsuchung zudem Waffen sichergestellt: Zwei Gewehre, eine halbautomatische Pistole und eine Doppelflinte lagen schussbereit auf einem Stapel Kriminalromane in seinem Schlafzimmer.
 Weitere Ausbeute der Durchsuchung waren ein paar Gramm Koks und dutzendweise kinderpornografische Fotos auf der Festplatte seines Computer. Diese, so hatten Recherchen ergeben, hatte sich der Beamte aus dem Internet heruntergeladen. Von Anfang an hatte der Wachtmeister zu den Vorwürfen geschwiegen. Den entscheidenden Tipp hatte der Chef des SM-Studios den Ermittlern gegeben. Im Zeugenstand machte der überzeugend wirkende Bordellbetreiber aus seinem Entsetzen keinen Hehl: „Er fände es schön, wenn Kinder mit ihren kleinen Händen die Spezialbehandlung durchführen könnten“, habe der Beamte bei seinem ersten Besuch seine Sonderwünsche formuliert und dann regelmäßig nachgehakt: „Er fragte immer wieder, ob wir ihm Kinder besorgen könnten, die man quälen und die ihm dann auch Schmerzen zufügen könnten“, erinnerte sich der Zeuge. Er entschied für sich: „Das ging mir zu weit. Deshalb bin ich damit zur Kripo gegangen.“
„Der Mann lügt, die Bilder hat man mir zugespielt“, wiedersprach der Angeklagte in seinem letzten Wort. Doch es nützte ihm nur wenig, denn sowohl Staatsanwalt wie auch Gericht hielten ihn angesichts der erdrückenden Beweislage in allen Punkten für überführt. „Als Justizbeamter hat man eine besondere Verantwortung, mit solchen Dingen umzugehen“, sagte der Richter und verhängte anderthalb Jahre Bewährungsstrafe.
KStA 15/02/01



Koks-Wachtmeister vorm Drogenrichter

Es gibt ein Wiedersehen im Justizpalast, doch keinen Grund zur Freude. Ab Mittwoch muss sich Wachtmeister Charly B. (39) mit seiner Frau Gabi (33) vor dem Richter verantworten, dem er früher die Häftlinge aus der Zelle brachte. Es geht um den Koks-Skandal im Kölner Landgericht. Charly B. hatte Kollegen und Kunden mit Koks und Heroin versorgt.

Die Ware hatte er sich entweder selbst aus Holland besorgt oder aber durch Drogenkuriere. In seinem Dienstzimmer lief dann der Handel ab. Bestellungen wurden telefonisch oder persönlich abgegeben. Und am Schreibtisch konnten die Drogen dann auch in Empfang genommen werden. Gegen Bares versteht sich. Einer seiner Hauptkunden war ausgerechnet der Chef. Der wurde inzwischen schon abgeurteilt.
Ausgerechnet Drogenrichter Klaus-Dieter Paßage hat nun darüber zu befinden, ob Charly für die nächsten fünf Jahre in Haft wandern muss. Denn so viel wird normalerweise bei der Drogenkammer des Landgerichts für ein solches Delikt und in dieser Größenordnung verhängt.

Verteidiger Markus Loskamp hofft jedoch auf Milde: „Charly und seine Frau haben einen Job, versorgen ihre Kinder und kämpfen darum, den Kindern ihr Umfeld zu erhalten. Sie gehen mittlerweile wieder unbehelligt in den Kindergarten, und mittlerweile hat sich auch der Tratsch in der Nachbarschaft beruhigt.“

Gabi B. jobbt halbtags in einem Supermarkt und Charly bei einer Zeitarbeitfirma. Loskamp: „Ich hoffe auf einen fairen Prozess und ein Urteil, das sich an den Verfahren gegen die Kollegen orientiert.“ Die kamen allesamt mit Geld- und Freiheitsstrafen zur Bewährung davon. Das ist für Amigo Charly wohl auch beim besten Willen der Justiz für den  Ex-Kollegen nicht zu erwarten. Doch immerhin eine Strafe, die im offenen Vollzug abgesessen werden kann.

Express 24/04/01



Wie Justizbeamter Charly B. seine Kollegen mit Drogen versorgte
Er kokste auch im Gericht
 

Der Koks-Wachtmeister vom Justizpalast – monatelang hat Ralf B. (39), Spitzname „Charly“, Kokain verkauft, belieferte auch seine Kollegen (Express berichtete). Gestern der Prozess vor der 8. Großen Strafkammer. Mit auf der Anklagebank: die Ehefrau Gaby (31) und der Drogenkurier Norbert H. (43).

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn betraten die Angeklagten das Foyer durch den Seiteneingang. Gaby B. hielt sich eine Zeitung vors Gesicht, wollte nicht von den Kameras gefilmt werden. Charly B. dagegen trat cooler auf mit blauem Cap und brauner Wildlederjacke. Ganz lässig lief er durch die Sicherheitsschleuse, die Kollegen grüßten mit kurzem, lautem „Moin“.

Im Saal schilderte Charly B. dem Richter Klaus-Dieter Passage die Entwicklung. Karneval ’99 hat er zum ersten Mal Koks probiert. Ab Januar 2000 nahm er dann regelmäßig an jedem Wochenende mehrere „Näschen“.

Ab Juli besorgte er den Stoff aus Holland, anfangs 50 Gramm. Die eine Hälfte verkaufte er (das Gramm für 100 Mark), die andere Hälfte nahm er selbst, auch einmal während der Arbeit. Später schickte er Norbert H. als Drogenkurier über die Grenze.
Als Ehefrau Gaby B. von dem Drogenkonsum des Mannes erfuhr, kokste sie mit: „Wir hatten finanzielle Probleme. Da machte so eine Nase Koks schon mal frei.“ Freitag ist Urteilsverkündung. Der Staatsanwalt fordert für Norbert H. und Charly B. zwei Jahre Haft – jeweils zur Bewährung.

Express 26/04/01


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