Er kokste auch im Gericht
Der Koks-Wachtmeister vom Justizpalast
– monatelang hat Ralf B. (39), Spitzname „Charly“, Kokain verkauft, belieferte
auch seine Kollegen (Express berichtete). Gestern der Prozess vor der 8.
Großen Strafkammer. Mit auf der Anklagebank: die Ehefrau Gaby (31)
und der Drogenkurier Norbert H. (43).
Bereits eine halbe Stunde vor Beginn betraten
die Angeklagten das Foyer durch den Seiteneingang. Gaby B. hielt sich eine
Zeitung vors Gesicht, wollte nicht von den Kameras gefilmt werden. Charly
B. dagegen trat cooler auf mit blauem Cap und brauner Wildlederjacke. Ganz
lässig lief er durch die Sicherheitsschleuse, die Kollegen grüßten
mit kurzem, lautem „Moin“.
Im Saal schilderte Charly B. dem Richter
Klaus-Dieter Passage die Entwicklung. Karneval ’99 hat er zum ersten Mal
Koks probiert. Ab Januar 2000 nahm er dann regelmäßig an jedem
Wochenende mehrere „Näschen“.
Ab Juli besorgte er den Stoff aus Holland,
anfangs 50 Gramm. Die eine Hälfte verkaufte er (das Gramm für
100 Mark), die andere Hälfte nahm er selbst, auch einmal während
der Arbeit. Später schickte er Norbert H. als Drogenkurier über
die Grenze.
Als Ehefrau Gaby B. von dem Drogenkonsum
des Mannes erfuhr, kokste sie mit: „Wir hatten finanzielle Probleme. Da
machte so eine Nase Koks schon mal frei.“ Freitag ist Urteilsverkündung.
Der Staatsanwalt fordert für Norbert H. und Charly B. zwei Jahre Haft
– jeweils zur Bewährung.
Express 26/04/01