Meine
Werdegang als Hanfraucher
In den folgenden Worten findet ihr eine
völlig ehrliche Geschichte, es ist meine Geschichte, es ist mein Umgang
mit Cannabis über nahezu drei Jahrzehnte. Ich möchte darauf hinweisen,
daß alles hier Geschilderte völlig subjektiv ist und auf mich
zutrifft, d.h. bei jeder anderen Person kann und wird die Erfahrung anders
sein. Auf keinen Fall soll es so sein, daß ich irgendwann mal höre,
daß jemand diese Story gelesen hat, es mit dem kiffen leicht
nimmt, abstürzt und dann mit dem Finger auf mich zeigt: “Der da ist
Schuld an meinen Psychosen.” Also, lest die Geschichte und raucht euch
einen, aber bringt beides nicht in Zusammenhang.
Ein weiterer Hinweis: alle Namen, die in
der Geschichte verwendet werden, sind entweder Spitznamen oder von mir
geändert, stehen aber für echte Personen. Ich möchte
nur auf jeden Fall verhindern, daß es auf irgendeine Art Ärger
für jemanden gibt, nur weil er/sie in der Story erwähnt wird.
Die ersten Begegnungen mit Cannabis hatte
ich durch meinen Freund und Klassenkameraden Ulrich, ich war 14, wie er,
allerdings war er schon etwas reifer und hatte einige ältere Freunde.
Typische Begegnungsorte waren die Kirchen-OTs, ein paar Treffpunkte an
der frischen Luft und der Proberaum von Ulrich, wo er und Kollegen mit
ihrer Band geprobt haben. Derzeit habe ich mich immer gefragt, was die
Leute an dem Zeug so toll fanden und habe eigentlich in Gesprächen
eher versucht, sie vom Rauchen abzubringen – i.d.R. erfolglos.
Begonnen hat meine Karriere erst nach einem
erzwungenen Schulwechsel. Nachdem ich es mit Erfolg verhindern konnte,
daß meine Eltern mich auf ein Eliteinternat in der Schweiz schickten
(sie selbst waren derzeit in Afrika wohnhaft), bin ich, wie gewünscht,
nahe bei Köln, in einem dem Ernst Kalkuhl Gymnasium, Bonn Beuel angeschlossenen
Internat untergekommen. Ich selbst wußte es nicht und meine Mutter
wohl auch nicht, sonst hätte sie nicht zugestimmt: der Institution
wurde nachgesagt, eine “Drogenhölle” zu sein.
Ich erinnere mich noch genau, ich war gerade
zarte 16, es war kalt, Spätherbst und wir waren natürlich gezwungen,
dieser Aktivität unter freiem Himmel nachzugehen. Da waren Holli,
Popeye, der so hieß, weil er vom rauchen dicke, rote Augen bekam,
Kongo, er war ein Mischling und hatte einen ziemlichen Wust aus Haaren
auf seinem Kopf, und ich. Ein Joint kreiste, geladen mit Haschisch, das
meistens von Popeye besorgt wurde, denn er fuhr jedes Wochenende zu seinen
Eltern nach Aachen und kannte dort einen Bäckerlehrling, der Brötchen
auch über die Grenze nach Holland lieferte und mit anderen Dingen
unter seinen Backwaren wieder zurückkam. Unsere Finger waren von der
Kälte steif und der Atem kondensierte in dem Gebüsch, hinter
dem wir uns nahe des Internates verbargen. Mehrmals war ich an der Reihe
und inhalierte, was die Lungenflügel hergaben. Trotzdem passierte
garnix – nur alle anderen waren lustig, kicherten und blödelten herum.
So ging das fast ein halbes Jahr und erst
kurz bevor ich zwangsweise diese gastliche Bildungsstätte verließ
– ich wurde rausgeschmissen, weil ich angeblich Kilos von Haschisch verschoben
hätte – begann das THC auf meine Synapsen Wirkung zu zeigen. Doch
bevor ich Bonn Beuel endgültig hinter mir lasse, noch ein paar lustige
Randbemerkungen:
Als der Winter, es war ein kalter, endgültig
Einzug hielt, wollten wir nicht mehr draußen rauchen. Ich hatte das
Glück, ein Einzelzimmer unter dem Dach zu bewohnen – mein ehemaliger
Zimmerkumpan war ausgezogen, weil ihm meine Gauloises-Raucherei zu viel
war – und wir waren unterkühlt genug, es zu wagen: eine Wasserpfeife
wurde rangeschafft und in der Regenrinne vor dem Fenster untergebracht.
Der Schlauch zum Mundstück führte durch das kleine Röhrchen,
das die alten Einglasfenster noch besaßen, um das an den Scheiben
kondensierte Wasser nach draußen zu befördern. Dieserart konnten
wir ohne verdachtserregende Geruchsentwicklung unser Pfeifchen genießen,
der inhalierte Rauch wurde durch das auf Kipp stehende Fenster wieder ausgeblasen.
Und es stand immer einer Schmiere, damit unser Erzieher Diesti, den wir
in Biesti umgetauft hatten, uns nicht erwischen konnte, was auch nie geschehen
ist.
ich hatte mich entwickelt vom Kritiker,
der immer anti war, es aber irgendwann mal wissen wollte, wogegen er eigentlich
die ganze Zeit redete, über den Raucher, der nix davon hatte, zum
Genießer diverser Haschsorten – Gras war derzeit so gut wie unbekannt.
Diese neue Position ausnutzend habe ich mit Holli zusammen Schabernack
mit denen getrieben, die noch unbeleckt waren: ein Zimmernachbar wollte
es auch mal ausprobieren und wir bösen Bengel haben ihm schwarze Wasserfarbe
angedreht. Ich erinnere mich noch, wie begeistert er war, als wir ihn nach
einer Zeit fragten, wie es den gewesen sei: “ich habe zwei Sonnen gesehen
und überhaupt waren da überall Lichter…”. Wir waren ernsthaft
kurz davor, auch mal Farbe zu rauchen, haben es aber sein lassen, weil
es doch zu ekelig war.
Der nächste Cannabis-Lebensabschnitt
spielt in Tansania, Afrika. Wie schon erwähnt, lebten meine Eltern
derzeit dort und ich war zu den Osterferien dort hingeflogen. Angekleidet
mit Frack, so richtig mit Pinguinschwanz und ner fetten Hendrixplakette
ging es mit dem Flieger ein paar tausend Kilometer südwärts.
Aus relaxten Ferien wurde allerdings nix, denn schon bald holte mich die
Realität in Form eines Briefes vom Leiter des Ernst Kalkuhl Gymnasiums
an meine Eltern ein. Sie mögen mich doch bitte direkt da behalten,
denn in Bonn wäre ich nicht mehr willkommen.
So war ich erst mal in Afrika gestrandet.
Derzeit war das nix so schönes, weg von allen Kumpels, von der Freundin
und vom alten Hanf. letzteres habe ich aber recht schnell geregelt gekriegt.
ich hatte spitzgekriegt, daß es in Afrika etwas ähnliches wie
Haschisch gab, Blätter, die man raucht. So fragte ich den Gärtner
meiner Eltern, der etwas für mich arrangierte. Als der Tag gekommen
war, habe ich mir das Moped von meinem Bruder geliehen und bin mit dem
Meister der Pflanzen in ein Dorf gefahren und habe ein sehr gutes Geschäft
gemacht: für eine alte Jeans habe ich eine ganze Einkaufstasche voller
Ganja bekommen.
Vor meinen Eltern habe ich das Kiffen übrigens
nie versteckt, Vater meinte, das würde doch gar nix bringen, er hätte
das selbst mal in Ägypten probiert und Mutter wollte dann mal bei
mir mitrauchen, was geraume Zeit später auch tatsächlich realisiert
wurde. Naja, so war es jedenfalls kein Problem, daß ich morgens zum
Frühstück in meine Plastiktüte griff und mir eine Kanne
Tee mit dem leckeren Inhalt aufbrühte. Was mich derzeit immer gewundert
hat, war, daß mich das kaum antörnte, mittlerweile weiß
ich natürlich, daß die THC Mokelüle nicht wasserlöslich
sind und ich das Gras mehr oder weniger verschwendet habe.
Durch besagten Brief aus Bonn erstreckte
sich mein Aufenthalt in Tansania natürlich über die Ferien hinaus,
aus ein paar Wochen wurden ein paar Monate, denn so schnell konnte keine
Ersatzschule gefunden werden. Aber auch diese Zeit im “Exil”, so empfand
ich es jedenfalls damals, ging vorüber. Natürlich machte ich
mir Gedanken, wie ich das äußerst günstige Kraut mit auf
meine Heimreise nehmen konnte und kam auf grandiose Gedanken: der Schwanz
und die Kragenteile meines Frackes erhielten ein Ganjapolster und ich öffnete
das Zellophan von Zigarettenpackungen sehr vorsichtig, köpfte die
Kippen und stopfte den so entstandenen Hohlraum mit dem grünen Kraut
aus, bevor ich die heiße Ware wieder mit den Zigarettenstückchen
krönte und in die Zellophanfolie zurücksteckte. Rückblickend
denke ich mir, daß nur mein derzeit noch zartes Alter mich vor den
Repressalien der Zollfahndung geschützt hat.
Derart ausgerüstet kam ich in Köln
an, wo ich erst mal die noch existierende elterliche Wohnung beziehen durfte.
Cool, mit 16 eine sturmfreie Bude zu haben. Meine ganze Clique, ich inklusive,
konnten derzeit allerdings den Wert von gutem afrikanischem Gras nicht
schätzen, so daß ich begann, die Ware einzutauschen. Anlaufpunkt
für den heißen Deal war eine Szenekneipe, die in der Nähe
meiner Wohnung war, das Solitär, ein dunkles, im Souterrain eines
Hauses gelegenes Loch, wo sich Massen von Langhaarigen rumdrückten.
Am hintersten Tisch der Spelunke saß immer der Charly, seines Zeichens
Hausdealer. Er war ein kleiner Typ mit glatten, langen und dunklen Haaren
und er trug, egal was für ein Wetter war, immer einen dieser Schaffellmäntel,
bei denen das Leder außen und das Fell innen war. Mit ihm tauschte
ich das Gras im Verhältnis eins zu zwei zu seinen Gunsten gegen leckeres
Haschisch ein. Überhaupt war er die Bezugsquelle feinster Sörtchen,
das ging vom Schimmelafghanen, den man heutzutage nur noch vom Hörensagen
kennt, bis hin zum Zero Zero. Mit letzterer Sorte habe ich eine bemerkenswerte
Erfahrung hinter mir: Ein Freund, ich nenne ihn hier den Adligen und ich
hatten vielleicht ein Viertel Gramm von diesem hellgelben Rauchzeug, die
Menge reichte aber allemale aus, daß wir uns ungelogen nur noch auf
allen Vieren bewegen konnten, während die Musik – Rolling Stones,
Hendrix, Animals, Genesis, Bowie, Floyd… – aus den Lautsprechern von
manipulierten Röhrenradios dröhnte. Wir haben die eingeschränkte
Bewegungsfähigkeit von Lachflashs geschüttelt genossen.
Es war eine recht wilde Zeit, die wir in
der Wohnung verbrachten. Da sie recht groß war, sind wechselnderweise
immer mal wieder Freunde eingezogen und haben gemeinsam mit mir die diversen
“Aufpasser”, die meine Eltern beauftragt hatten, fertiggemacht. Man hat
es uns auf jeden Fall ansehen können, daß wir nicht systemkonform
waren, in der Schule die Lehrerschrecks, mein Vater wollte während
seines Heimaturlaubes nicht mit mir auf die Straße gehen und Holli,
der von Bonn nach Köln übergesiedelt war und ich sind eines Tages
auf der Straße von einem Typen stinknormalem Durchschnittsaussehens
angesprochen worden: “Jungs, raucht nicht so viel Wasserpfeife, das macht
nur das Hirn kaputt”, sagte er aus heiterem Himmel und ging dann einfach
weiter. Obwohl bei uns eigentlich mehr die stinknormale Tabakpfeife kreiste,
hatte der Typ nicht ganz unrecht, denn irgendwer hatte eine orientalische
Hookah mit mehreren Schläuchen besorgt und in meiner Wohnung deponiert.
Kaputtgegangen ist allerdings nicht das Hirn eines Konsumenten, sondern
irgendwann das Rauchgerät selbst, beim Versuch es mit Spülie
einer Grundreinigung zu unterziehen, ist es mir aus der Hand geglitscht
und auf dem Boden in die sprichwörtlichen 1000 Stücke zersprungen.
Es war die Zeit, da ist man für nen
Zehner oder Zwanni losgezogen. Ich hatte dafür mehrere Anlaufadressen,
ein Typ namens Severin wohnte in einem halbzerfallenen, aber trotz alledem
recht stattlichen Haus in Köln Ehrenfeld. Er hatte ein Zimmer auf
einem langen Gang gemietet, die Fenster des Raumes waren immer verdunkelt,
Licht spendeten Kerzen und er hatte eine Freundin, deren Haut bleich wie
Milch war. Hatte er nix, gab es eine weitere Adresse in Ehrenfeld, quasi
auf dem Rückweg, im Schatten des Herkules-Hochhauses. Dort wohnte
Eddy zusammen mit einem Freund und einem Mädel, die die Freundin von
einem der beiden war. Er war allerdings nur die zweite Wahl, sein Dope
war teurer und nicht so gut. Auf diese Weise hatte immer einer von uns
ein kleines Piece, mit dem wir unsere Pfeife befeuern konnten. Nach dem
Abklingen des ersten High und dem Konsum einiger Schallplatten hielt uns
allerdings nichts mehr in den heimischen vier Wänden.
Man traf sich an diversen Punkten. Da war
die Domplatte, die schon damals von Skatern, Gauklern, Malern etc. belebt
wurde. Und von Gruppen Jugendlicher, die sich auf den Treppen der Nordseite
des Kölner Doms – heute abgezäunt – in Grüppchen niedergelassen
hatten, um billigen Wein und Bier zu saufen und in etwas versteckten Nischen
einen zu rauchen. Dort habe ich eines Tages Knuffi zwischen Kotz- und Rotweinlachen
kennengelernt, einen Typen, der mein Leben über 20 Jahre lang besonders
bzgl. des Drogenkonsums begleitet hat. Ein anderer Treffpunkt war
eine kirchliche Teestube in Köln Junkersdorf, einer feinen Gegend,
und ich habe mich schon immer gefragt, warum dort solch eine subversive
Einrichtung überhaupt geguldet wurde. Dort saß man bei seinem
parfümierten Tee, traf wiederum andere Leute, als auf der Domplatte
und bereitete schon mal das Rauchgerät vor, das dann bei einem Spaziergang
zwischen den Tees zum qualmen gebracht wurde. Ortswechsel: im Kölner
Stadtwald gibt es eine recht große Wiese, die von großen Bäumen
umgeben ist und eine recht einladende Atmosphäre ausstrahlt. An diesem
grünen Fleckchen trafen sich immer wieder Gruppen zum abhängen,
Gitarre- und Bongo spielen und natürlich zum rauchen. Der unangenehmste
Ort, der aber wiederum gerade wegen seiner Marodität eine Anziehungskraft
besaß, war das Studentenviertel nahe des Zülpicher Platzes rund
um die Kyffhäuser Straße. Hier hingen die kaputtesten Typen
rum, Alkies, Junkies, Abzieher, stadtbekannte Schwuchteln, die kleine Jungen
angruben…Aber dort waren eben das Rasusch, das C & M, das Podium,
der Stiefel und andere Schuppen, in denen wir gerne rumhingen und auch
nicht nach unserem Alter gefragt wurden.
Mädchen? Auf dieses Thema muß
ich ja auch noch eingehen. Ja, Mädels waren auch immer dabei, allerdings
meistens weniger als Typen und je kaputter die Szene desto rarer wurden
sie. Ich war auch nicht gerade der Mittelpunkt aller Weiber, sondern hatte
meine Freundin Su, die natürlich auch kiffte, sogar recht kräftig.
Ansonsten waren da schon ein paar Frauen in unserer Clique und an den beschriebenen
Treffpunkten sah man wieder andere. Die Zeit, in der es mit Mädchen
etwas wilder wurde, sollte erst noch kommen:
Es war ein Sommer in den Endsiebzigern
und meine Eltern hatten mich für vier Wochen nach Paris geschickt,
um mich in einem Französischkurs auf meine neue Schule, ein Buschinternat
auf Madagaskar, vorzubereiten. Naja, französisch habe ich gelernt,
allerdings weniger während des Kurses, den ich als langweilig empfand,
sondern auf der Straße. Wer Paris kennt, weiß, wie faszinierend
das Leben auf den Plätzen und den Straßen der Metropole ist.
Für mich war es hauptsächlich der Place Baubourg vor dem Centre
Pompidou, der es mir angetan hatte. Dort hingen ganze Horden Jugendlicher
aus allen Herren Ländern rum und kifften und soffen, was die Körper
vertrugen – oder auch nicht. Ich traf eine alte Bekannte wieder, in Frankreich
“herbe” genannt, das gute alte Gras, und rauchte zum ersten Mal Öl,
eine Erfahrung, die mich erst mal für ein paar Stunden auf das Kopfsteinpflaster
des Platzes drückte, allerdings keine unangenehme Erfahrung, weil
die Leute aufeinander aufpaßten und dem Auge mit den ganzen Zauberkünstlern,
Feuerspuckern, Fakiren, Jongleuren usw. genug Reize geboten wurden, um
nicht nach innen zu schielen und das Unwohlsein zu erspähen. Die Klänge
der Straßenmusikanten produzierten den zu dem ablaufenden Film passenden
Sountrack direkt auf die Horchlöffel. Und die Mädels eben. Da
waren Thebo aus Portugal, Lala aus Madagaskar, Corinne aus Paris und Konstanze
aus Deutschland. Insgesamt war das Leben so wild, daß ich schon nach
ein paar tagen aus dem Zimmer meiner Gastfamilie rausgeflogen bin und Unterkunft
bei Jean-Paul in seinem kleinen Mansardenzimmer fand. Und weil der tagsüber
arbeitete, hatte ich zeitweise sein großes französisches Bett
zur ungestörten Verfügung… Dieses Kapitel abschließend
sei noch gesagt, daß es mit dem Buschinternat nie etwas wurde. Ich
habe meiner Mutter die Pistole auf die Brust gesetzt, entweder ich könne
in Köln zur Schule gehen oder ich würde in Paris bleiben, denn
ein Dach über dem Kopf und viel Spaß hatte ich ja schon.
Der Verbleib in der Heimat
war gerettet, also konnte ich furchtlos wieder nach Köln zurückkommen.
Dort angekommen setzte ich meine Freundin Su in Erstaunen, ich hätte
mich in den paar Wochen Paris drastisch verändert. Wen wundert’s,
ich habe die Süße junger Frauenkörper kennengelernt und
konnte mit ihrer etwas sehr zurückhaltenden Art nicht mehr so viel
anfangen. Konsequenterweise war es auch bald mit unserer Beziehung vorbei.
Bei mir war es, als wäre ein Hebel umgelegt worden, vorher hatte ich
kein besonders großes Interesse an Weibern und dann, nachdem ich
die Düfte der Muschis kennengelernt hatte, lechzte ich ihnen hinterher.
Wie man ein Mädel erst aufmerksam machte, dann bearbeitete und schließlich
die süße Frucht zwischen ihren Beinen ernten konnte, hatte ich
ja in Paris gelernt und mehrfach erfolgreich ausprobiert. In Köln
war mein Hauptwirkungskreis die Domplatte. Nach wie vor trafen wir uns
dort zum kiffen und saufen und langsam, aber sicher kam Aspekt Nr. 3 –
Weiber – dazu. Meine eigene Wohnung machte die Sache für mich natürlich
extrem einfach und so kam es, daß ich im Bett recht ausgelastet war.
Hatte das Mädel erst mal meine Türschwelle überschritten
und die Tür war geschlossen, war sie reif…
Neben der Domplatte hatten wir ein weiteres
Hauptquartier im Zülpicher Viertel, das war eine Couch, die in der
sehr gemütlichen Kneipe namens Claudia und Marita stand. Dort haben
wir unzählige Male gesessen, Joints geraucht, Leute getroffen und
Musik gehört. Mein Freund Knuf war derzeit eine Art Schatten von mir,
wir waren die meiste Zeit ziemlich unzertrennlich. Ich kann mich noch an
den Abend erinnern, an dem die zwei Betreiberinnen der Kneipe, nämlich
Claudia und Marita, zu besoffen waren, um zu arbeiten, so daß Knuf
und ich kurzerhand einsprungen und “halfen”. Ich glaube, an jenem Abend
zapfte mein Kumpel die größte Menge Freibier der Kneipenhistorie.
Ich betätigte mich an den Plattentellern und bin sicher, daß
dieses Erlebnis noch lange in den Hörgängen der Besucher nachhallte.
Daneben gab es natürlich weitere Kneipen, die wir besuchten, mit mehr
oder weniger angenehmen Erinnerungen, vom Tanzrausch im Rasusch oder La
Lic bis hin zu warmen Annäherungsversuchen eines schon derzeit ekelhaften
Lokalmatadoren namens Zeltinger in einem Schuppen, dessen Namen mir entfallen
ist.
In diese Zeit fällt auch ein weitere
Umzug von mir. Meine Eltern kehrten auf Heimaturlaub aus Afrika zurück
und brauchten die Wohnung. Natürlich wäre da auch noch genug
Platz für einen kleinen Kiffer gewesen, aber als mein Herr Papa auf
dem kleinen Balkon meine Blumenkästen mit sorgsam gepflegten Graspflanzen
sah, beendete er deren Leben mit einem Ruck, indem er erst die Wurzelballen
der Gewächse und anschließend auch mich an die frische Luft
beförderte. Dieses Mal ging es nach Köln Nippes, wo mir ein Freund
meiner Eltern sein Atelier zu wohnen zur Verfügung stellte. Es war
nur ein kleiner Raum von vielleicht 12 qm, einem kleinen Vorraum mit Waschbecken
und Kochplatte und einer Klokabine, bei der man Wasser noch per Eimer nachschütten
mußte. Das war zwar echt der tiefste Sumpf, aber ich und meine Kumpel
und auch eine Anzahl von Mädels fühlten sich trotzdem wohl.
Meinen besten Freund lernte ich auch zu
diesem Zeitpunkt kennen: Wir waren mal wieder auf der Suche nach etwas
rauchbarem und bekamen den Tipp, mal in die Innenstadt zu gehen und einen
bestimmten Typen aufzusuchen. Gesagt, getan, wir kontaktierten ihn und
er hatte etwas für uns. Ganz subversiv lief das derzeit ab, wir durften
nicht in die Wohnung kommen, da hatte die Freundin etwas dagegen, also
trafen wir uns im Parkhaus von Karstadt zur Übergabe der Ware. Offensichtlich
waren wir der Keule, so sein Spitzname, aber so sympathisch, so daß
wir die nächsten Male aus dem Untergrund aufsteigen und ihn in seiner
Wohnung treffen durften. Darus entwickelte sich eine nette Angewohnheit,
immer öfter legten wir vor unseren Gängen auf die Szene eine
Station bei ihm ein und setzten dort erst mal seinen alten Syffkocher,
eine recht oft gebrauchte Tabakpfeife, unter Feuer. Manchmal haben wir
dort ziemlich skurrile Dinge getrieben: eines Abends war die Keule nicht
da, aber die Freundin, die sich mit der Zeit an uns gewöhnt hatte,
saß mit uns zusammen und wir hatten alle Schmacht. Die Bröseldose
der Keule war nicht aufzufinden, da sie mal wieder gut versteckt war, also
sind wir in unserer Not hingegangen und haben Hanfsamen zestoßen
und den besagten Syffkocher damit gefüllt. Nicht nur daß es
tierisch gestunken und gequalmt hat, unsere Köpfe waren danach überhaupt
nicht high, sondern klagten eher über einen gewissen unnomalen und
unangenehmen Druck auf dem Hirn. Auch an einen anderen Tag kann ich mich
noch gut erinnern, Knuffi und ich saßen in meinem Wohnatelier und
kochten uns einen Tee aus einem recht dunklen Hasch. Bis heute bekomme
ich halb ernst, halb spaßig von ihm vorgeworfen, daß ich ihn
an dem Tag völlig überdosiert hätte. Jedenfalls war die
an den Tee anschließende Fahrt per U-Bahn in die Stadt für ihn
wohl ein recht traumatisches Erlebnis, er fühlte sich wie in einem
riesigen Wurm durch ein Horrorkabinett Achterbahn fahrend, ich weiß
noch, wie er sich mit weit aufgerissenen Augen an der Stange des Vorsitzes
festklammerte und es nicht fassen konnte, was um ihn herum ablief. Mir
ging es übrigens gut, Knuffi hatte einfach das Problem, daß
er sich zwar regelmäßig literweise billigen Aldi-Fusel (Cherry
und solch klebriges Zeug) reinkippen konnte, aber THC offensichtlich nur
in geringen Mengen vertragen hat, sozusagen eine starke Leber zulasten
schwachen Synapsen.
Meine letzten zwei Jahre vor dem Abitur
absolvierte ich auf einer Gesamtschule im Kölner Süden. Dort
waren von den Jungs ca. 80 Prozent Kiffer, die Mädels hielten sich
ein wenig mehr zrück. In vielen Pausen gingen wir irgendwo auf die
angrenzenden Felder und haben uns gut einen durchgezogen, um den Unterricht
ein wenig besser ertragen zu können. Das blieb den Paukern natürlich
nicht verborgen und es folgten entsprechend pädagogische Gespräche
mit mir. Komischerweise konnte ich die Herrschaften aber überzeugen,
daß mein Hanfkonsum, den ich offen zugegeben hatte, nicht zu einer
gravierenden Beeinträchtigung meiner Lestung geführt hat. Also
wurde ich in Ruhe gelassen und konnte dort auf der Penne mit bekifftem
Kopf mein Abi schreiben, das ich mit einem Durchschnitt von 2.3 garnicht
so schlecht absolviert habe.
Während meiner zwei Schuljahre dort
lernte ich natürlich neue Leute kennen, ein paar sind mir da ganz
gut in Erinnerung geblieben: Trimmi der Sciroccofahrer, Manni, der autistische
Reggaefan, Hilli der Flippige, Ines die Erhabene und Bayer, der in einer
umgebauten Garage in der Nähe der Schule wohnte. Trimmi holte mich,
Ines und Bayer öfter in seinem Auto von der Schule ab. Meist saßen
Manni und Hilli schon auf dem Rücksitz und Mannis basslastiger Sound
von Capital Letters, Marley, Spear oder Tosh dröhnte aus den Subwoofern
des tiefergelegten Flitzers. Dazu wurden wir meist mit einem schon brennenden
Joint erwartet, in dem sich nach wie vor in der Regel Hasch befand, nur
ab und zu fand auch mal ein edles Rauchkraut aus Afrika, Asien oder der
Karibik seinen Weg zu uns. Neben dem Reggae, den Manni hauptsächlich
aus einem Club aus Wesseling, den ein gewisser Robbie eröffnet hatte,
bezog, waren natürlich auch Nina Hagen und Spliff Radio Show, sowie
die ganzen folgenden Neue-Deutsche-Welle-Songs insbesondere jene, die sich
textlich ums Kiffen drehen, angesagt. Kaum etwas kam cooler, als African
Reggae von Nina Hagen, obwohl Marleys Babylon By Bus und Toshs Bush Doctor
natürlich die absoluten Standards waren.
Was ich in diesem Zusammenhang vielleicht
noch erwähnen sollte, da es mit Cannabis schon in einer engen Beziehung
steht, ist Folgendes: als ich endlich volljährig wurde bekam ich ein
Erbe von 5000 DM von meiner Oma mütterlicherseits ausgezahlt. Nein,
ich habe die Kohle nicht direkt dazu verwendet, plattenweise Hasch zu kaufen,
aber 2000 DM gingen für eine vorzügliche Stereoanlage drauf.
Damit hatten die alten und strapazierten Röhrenradios und aus Resten
zusammengestezten Boxen ausgedient, es war der Einzug des Hi Fi Sounds
mit Lautsprechern so groß wie Kühlschränke. Überhaupt
war Musik schon immer eine wichtige Ergänzung zum Kiffen für
mich. Ich habe über die Jahre unendlich viel Kohle zu Saturn und Co
geschleppt, um dort wieder und wieder neue Musik auf Vinylscheiben zu erwerben.
Vom Atelierkabuff aus bin ich nach Köln
Ehrenfeld gezogen und habe mit einem Freund eine WG gegründet. Natürlich
drehte sich vieles um Hanf und ich erinnere mich noch, daß ich dort
weitere Fensterbankversuche mit Cannabis machte. Weil die Wohnung im Erdgeschoß
lag, hatte ich im recht düsteren Hinterhof ein System von Spiegeln,
die ich im Sperrmüll gefunden hatte, installiert und lenkte so Sonnenlicht
in mein Fenster. Überhaupt haben wir dort recht crazy Sachen gemacht,
von einer Party im Kohlenkeller über Weihnachtsparties, die wir unter
einem in einem Bierkasten verankerten und entnadelten Baum vom Vorjahr
feierten bis hin zu meiner Angewohnheit, schon abends eine fertig gestopfte
Pfeife mit aufs Hochbett zu nehmen, um sie am nächsten Morgen direkt
mit der Freundin einzufahren, etwas zu bumsen und wieder zu schlafen. Überhaupt
hatte ich mir vogenommen, nach der Schule eine “Auszeit” zu nehmen, mich
an den Schreibtisch zu setzen und nachzudenken, was als nächstes kommt.
Was sich dabei auf jeden Fall entwickelte war die Kunst. Ich setzte mich
hin und malte ein Bild nach dem anderen. Diese Beschäftigung hielt
ich aktiv bis in die Neunziger Jahre bei und auch heute zeichne ich gerne
und könnte mir das wiederaufnehmen der Kunst ohne Probleme vorstellen,
diese Art der Kreativität hat sich als eine nette Begleiterscheinung
des Kiffens entwickelt.
Um diese Zeit habe ich auch meine ersten
Outdoorpflanzen entdeckt. Auf der Such nach Ruhe, Ungestörtheit und
einem schönen Fleckchen streifte ich recht oft durch ein an meine
Schule angrenzendes Waldgebite und fand eines Tages tatsächlich mehrere
ca. einen Meter hohe Pflänzchen, die ich natürlich unverschämterweise
direkt aberntete. Das Ergebnis war auf jeden Fall rauchenswerter, als alles,
was ich bisher selbst gezogen hatte und diese Erfahrung blieb als eine
permanente Erinnerung in meinen Synaspsen abgespeichert. Denn ein in unseren
Breiten gezogenes Gras, das erstens turnte und zweitens auch noch einigermaßen
schmeckte, war eigentlich unbekannt. Die Holländer waren derzeit mit
ihrer Kreuzerei und Züchterei noch nicht so weit, wie heute, wo man
Saatgut für jede nur vorstellbare Bedingung bekommt.
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