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Ein
Großstadtmärchen
oderDer Krieg derFarben Um Euch Leserinnen und Lesern noch einen weiteren Teil der Facetten von Dr. Igüz ' Persönlichkeit zu offenbaren, mußte ich ganz schön in meinen Kisten wühlen, denn das Manuskript des jetzt veröffentlichten "Großstadtmärchens" habe ich schon Anfang der Achtziger Jahre geschrieben und dann irgendwo tief vergraben. Gerade noch rechtzeitig für diese Ausgabe habe ich die Seiten jedoch wiedergefunden. Als wäre der Doktor vor all diesen Jahren schon ein Visionär in Bezug auf ein in dieser Gesellschaft herrschendes, intolerantes und stockkonservatives, vom Kommerz kontrolliertes Kunstverständnis gewesen, hatte er schon derzeit diesem Märchen den Untertitel "Der Krieg der Farben" gegeben. In meiner Stadt aktueller denn je, mit einer Anti-Graffiti-Einsatztruppe, bestehend aus Bullen, städtischen Angestellten und Repräsentanten der "geschädigten" Bonzen, am Start, wurde den "Wandschmierern in unserer Stadt der Krieg erklärt" - eben jener Krieg der Farben, dessen Zeilen ich gerne allen diskriminierten und massiv verfolgten Graffitikünstlern widmen möchte. Leute, laßt Euch nicht vom Kunst- und Ästhetikverständnis einer verknöcherten Gesellschaft, wie der unseren, kontrollieren. Ihr seid die jungen Wilden, die Impulse setzen, die jenes Verständnis immer wieder ankratzen und deformieren. Das ist Euer Job, denn nur so entwickelt sich das Verständnis für Dinge weiter. Laßt Euch nicht einschüchtern, Ihr seid auf dem richtigen Weg. Wie dumm muß jemand sein, der glaubt, eine zementgraue Wand sei ästhetischer, als die von Euch angefertigten "Schmierereien"? Vielleicht
kann das Großstadtmärchen den einen oder die andere aufheitern,
die von den Kunstkillern schon erwischt wurden, dessen Kunstwerke schon
dem Sandstrahl oder städtischer Säure zum Opfer gefallen sind
und die obendrein noch mit einem Strafverfahren und hohen Schadensersatzforderungen
seitens der Kunstvernichter rechnen müssen. Finanziell kann ich Euch
leider nicht unterstützen, aber vielleicht spirituell, indem ich über
die kommenden Ausgaben den Krieg der Farben an dieser Stelle veröffentliche.
Leute, bunt ist das Leben!
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