Was
treibt der Doc?
Viele werden sich fragen,
was ich hier überhaupt so die ganze Zeit treibe. Darum möchte
ich hier kurz mal einen typischen Tagesablauf beschreiben. Eigentlich sind
es zwei Tagesabläufe, denn ich bin seit Mitte Dezember nicht mehr
auf Koh Samui, der Insel, wo ich meine ersten zwei Monate verbracht habe
und bin mit meiner Frau in den Isaan gegangen, einem bäuerlichen Gebiet,
wo wir bei ihren Eltern leben und sich ein Tag vom Inselleben unterscheidet.
Doch zuerst
Koh Samui. Ich bin immer recht früh aufgestanden i.d.R. gegen halb
sechs, als das erste Tageslicht aufkam und die Sonne noch nicht über
den Horizont gelugt hat. Dort reichten mir häufig drei bis vier Stunden
Schlaf und manchmal habe ich gar nicht gepennt. Los gings dann mit einem
Jog von ca. 40 Minuten, entweder am Strand, oder, je nach Stand der Gezeiten
entlang eines kleinen, unbefahrenen Sträßchens durch Palmenhaine
und Gärten. |
Sonnenaufgang in Koh Samui
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Nach ein paar Auflockerungsübungen
kamen die Dusche und ein Frühstück, das ziemlich bald aus gebratenem
Reis mit Beilagen und einem Obstteller bestand, weil mich Müsli und
Omelett nicht richtig satt gemacht haben. Dabei habe ich die Zeitung des
Vortages, die Bangkok Post, ein recht gutes Blatt, gelesen.
Der Blick aufs Meer |
Der Vormittag
wurde entweder mit schreiben an meinem Buch „Smoke – der Ganjaplanet“,
an Beiträgen für RootZ.net oder an Mails verbracht, oder ich
habe die Zeit mit Lelai, die derzeit noch meine Geliebte war, verbracht.
Die heiße Mittagszeit habe ich meist in der Hängematte, die
auf der kleinen Veranda der Hütte, die ich direkt am Strand angemietet
habe, verbracht. Die Zeit verging mit rauchen, rauchen und nochmals rauchen
(auch wenn die Qualität des auf Koh Samui erhältlichen Ganjas
maximal mittelmäßig ist), manchmal habe ich dazu ein Buch gelesen
oder einfach nur auf das Meer gestarrt. |
Nachmittags standen dann
Internetcafé, Massage, einkaufen, Markt und ähnliche Aktivitäten
auf dem Programm. Diese Sachen wurden alle mit dem 80er Halbautomatikmoped
erledigt, das man für 3 € am Tag auf der Insel mieten kann. Abends
haben Lelai und ich dann entweder bei ihr oder bei mir die Sachen zubereitet,
die vorher eingekauft wurden. Man traf mal ein paar Leute und unterhielt
sich, rauchte ein paar Spliffs zusammen und tauschte die neuesten Stories
aus, bspw. über das Nachtleben auf der Insel, das ich fast nur aus
diesen Geschichten kenne – für mich waren einfach zu viele Nutten
unterwegs, als daß ich Bock hatte, mich selbst zur „Fleischbeschau“
in den Ort zu begeben.
Gegen Mitternacht haben wir
zwei dann meist einen kurzen Trip nach Chaweng gemacht, den Haupttouristenort
der Insel, der ca. 20 Minuten per Moped von Lamai entfernt ist, wo ich
meine Hütte hatte. Dort haben wir Lelais Schwester von der Arbeit
abgeholt und sind vielleicht noch kurz über den Nachtmarkt geschlendert,
um irgend etwas leckeres zu essen zu besorgen. Und dann gings wieder ab
nach Lamai, wo irgendwann geschlafen wurde oder man sich die Nacht mit
Gesprächen oder anderen Aktivitäten um die Ohren geschlagen hat.
Im Isaan ists anders. Der
größte Unterschied besteht für mich persönlich darin,
daß ich seitdem nicht mehr kiffe. Nach mehr als 25 Jahren habe ich
von einem Tag auf den anderen ohne Probleme aufgehört. Gemacht habe
ich das hauptsächlich wegen Lelais Eltern und dem Gerede in diesem
kleinen Kaff. Kiffen wird hier nicht gerade positiv gesehen.
Aber mich
hat auch interessiert, wie das ist, wenn man solch eine lange Zeit geraucht
hat und plötzlich stocknüchtern durch die Gegend läuft.
Der Kopf ist schon etwas klarer und ich träume seitdem wieder viel
mehr und intensiver. Und eine weitere persönliche Veränderung
ist natürlich, daß ich meine vorige Geliebte am 17.12.02 geheiratet
habe, was einfach nur schön ist. |
Die Heirat von Lelai und
dem Doc
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Hier stehe ich zwischen sechs
und sieben auf. Es ist mit 13 – 15° C meist noch recht frisch. Das
joggen habe ich bisher ziemlich vernachlässigt, die Leute gaffen sich
nämlich die Augen aus, wenn ein Falang (Langnase, wie wir Europäer
hier tituliert werden) durch die Gegend rennt. Ist aber verständlich,
die Menschen hier haben wahrscheinlich gar nicht die Zeit und Energie,
sich dem Sport hinzugeben, die Arbeit als Bauer dürfte hart genug
sein.
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Aber auch so
wird’s morgens nicht langweilig. Ich mache mir erst mal ne Kanne Tee und
setze mich an die Tastatur, um Smoke und RootZ.net weiterzubearbeiten.
Zwischen neun und zehn gibt’s dann Frühstück, meist eine vollwertige
Mahlzeit mit Reis, Fisch, Fleisch oder Geflügel, Tunken und Rohkost.
Im Anschluß setze ich
mich wieder an die Tastatur oder Lelai und ich begeben uns auf einen Trip
in die umliegenden Provinzkäffer, um Internet, Einkäufe, Ämtergänge
oder ähnliche Dinge zu erledigen. Der Ort, wo wir wohnen, Sissi Et
ist nämlich country pur, nur eine Ansammlung von Häusern, es
gibt nen kleinen Laden, ne Tanke, nen Mechaniker für die allgegenwärtigen
Mopeds, fertig. Selaphum, das nächste Städtchen, ist ca. 25 km
entfernt, die Straßen sind voller Schlaglöcher und es gibt keinen
öffentlichen Verkehr.
Wir sind also auf das Moped
angewiesen, das Lelai glücklicherweise bei unserer Umsiedlung von
Koh Samui mitgenommen hat. Obwohl das Teil keine angenehme Halbautomatik
besitzt, habe ich es beherrschen gelernt. Zwar wurde die Kiste anfangs
von mir permanent abgewürgt, ich hatte einfach kein Feeling für
das Kupplungs-Gasverhältnis, aber nach drei Tagen Geduld von Lelai
und Motor geht es jetzt immer besser.
< Meine Arbeitsplätze
auf Koh Samui und im Isaan
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Wenn wir dann von unseren
Trips aus den Provinzstädtchen nach ungefähr halbstündiger
Ruckelfahrt zurück sind, begebe ich mich erneut an die Tastatur, bis
es gegen 16 Uhr erneut Essen gibt, in der Zusammenstellung der Tagesmahlzeiten
gibt es hier keine ausgeprägten Unterschiede, wie es bei uns Frühstück,
Mittagessen und Abendbrot aufweisen, allerdings ist es immer lecker und
bisher noch nicht langweilig geworden. Gegen 17 Uhr fahren wir dann
oft in den elterlichen Garten, ca. fünf Minuten per Moped, um dort
die Pflanzen zu bewässern und das dafür nötige Naß
per Handpumpe zu fördern. Das ist für mich immer ganz interessant,
im tiefsten Herzen bin ich nämlich sehr gerne ein naturverbundener
Farmer.
Oder ich lese
mal ganz freizeitmäßig ein bißchen in einem Buch. Zwischen
22 und 23 Uhr gehen Lelai und ich dann meist als letzte in diesem kleinen
Örtchen ins Bett. Das ist immer ganz leicht festzustellen, denn neben
einer einzelnen Straßenlaterne scheint nur noch das Licht der unzähligen
Sterne oder je nach Phase auch mal der Scheinwerfer eines fetten Vollmondes.
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Danach geht’s unter die Dusche
(nein, ich lüge, eine Dusche in dem Sinne gibt’s nicht. Man schöpft
das wiederum per Pumpe in ein Zementbecken geförderte Wasser mit einem
Gefäß über den Körper) und die Wäsche wird gewaschen.
Dann quäle ich wiederum die Tastatur , bis es gegen 20 Uhr erneut
Essen gibt. Die Family schaut dann im Anschluß meist Fernsehen oder
eine Video CD, was nix für mich ist, erst mal bin ich durch meine
Arbeit in Köln ausreichend mediengeschädigt und meine Thaikenntnisse
sind so rudimentär, daß ich eh so gut, wie nix verstehe. Darum
muß die Tastatur erneut dran glauben oder es wird für Beiträge
oder das Buch recherchiert.
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Allerdings sind
wir nicht die ganze Zeit hier im Isaan. Wir haben schon dreimal kurze Reisen
unternommen, einmal unseren Honeymoon in den Norden des Landes, dann ein
paar Tage nach Laos und Bangkok, w eil ich kurz aus dem Land rausmußte,
um ein neues Visum zu bekommen und weil wir bei der deutschen Botschaft
ein Visum für Lelai besorgen wollten und zuletzt nach Roi Et, um dort
ein paar Freunde aus Deutschland zu treffen, die auch in Thailand unterwegs
waren. Ihr seht, es ist eine gut ausgewogene Mischung aus Ferien und Arbeit,
ich bin nicht nur faul und ich arbeite mir auch nicht den Arsch ab. Allerdings
habe ich schon einen Horror davor, wenn dieses süße Leben Ende
März für uns vorbei ist und wir erst Mal für eine Zeit nach
Kölle kommen, um die leeren Kassen aufzufüllen.
< Pagode in
Vientiane, Laos
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