Ursprung und Entwicklung:
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Die Religion
wurde von Buddha Siddharta Gautama im 5. Jahrhundert v. Chr. begonnen
und nach ihm benannt. Nach Christentum, Islam und Hinduismus ist der Buddhismus
die viertgrößte Weltreligion. Im Laufe der Geschichte breitete
er sich, ausgehend von seinem Ursprung im nördlichen Indien, in ganz
Asien aus und prägte die Gesellschaften dieses Kontinents in allen
politisch-kulturellen Dimensionen. Der Buddhismus ist die erste universale
Religion der Menschheit. Buddhismus ist in Subformen auf dem ganzen asiatischen
Kontinent und seit geraumer Zeit (Beatniks, Sanyassins etc.) auch in der
westlichen Zivilisation zu finden.
< stehender Bronzebuddha
im ceylonesischen Stil in Sukothai, Thailand
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Die Aufsplitterung der Lehre
Buddhas liegt in der geschichtlichen Entwicklung der Religion begründet:
1. Ein Individuum
ist erleuchtet.
2. Der Erleuchtete predigt
und missioniert seine Mitmenschen.
3. Dadurch sammelt er ein
Gefolge um sich.
4. Der Erleuchtete stirbt
und wird durch ein Individuum aus seinem Gefolge ersetzt. Die
oftmals
nur oral existente Lehre wird schriftlich fixiert, um nicht in Vergessenheit
zu
geraten.
5. Die niedergeschriebenen
Worte werden unterschiedlich interpretiert. Es bilden sich
Lehren
und Kategorien.
6. Die regionale Ausbreitung
bringt Schulen mit unterschiedlichen Perspektiven hervor.
Oftmals
„konkurrieren“ diese Glaubensrichtungen.
Im Lauf seiner Geschichte
entstanden zahlreiche Schulen und Unterschulen, die sich teils in der philosophischen
Lehre, vor allem aber in Bezug auf die Interpretation der Ordensregel unterschieden.
Die Ausbreitung in neue kulturelle Räume und unter anderen Völkern
brachte naturgemäß auch jeweils neue Formen des Buddhismus und
neue Traditionslinien hervor.
Die neueste
Entwicklung der Religion ist das soziale Engagement, das von Japans Zen
Buddhisten Ende des 20. Jahrhubderts ausging. Die Synthese von Spiritualität
und verantwortungsethischem Engagement sowie von buddhistischer Philosophie
und westlicher Sozialethik gibt der Religion ein spezifisches Gepräge.
Vielleicht ist sie damit weltweit in eine neue Phase seiner Entwicklung
eingetreten, die eine neue Drehung des Rades der Lehre bedeuten könnte.
vergoldeter Buddha
in Lampang, Thailand > |
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Gemeinsamkeiten der buddhistischen Richtungen:
Es gibt allerdings viele
fundamentale Gemeinsamkeiten, die hier beschrieben werden sollen. Der Buddhismus
ist nicht nur eine Religion, er ist auch eine Philosophie, die eine in
sich konsistente Erkenntnistheorie, Kosmologie und Anthropologie geschaffen
hat. Zudem ist er eine Wissenschaft von den psychischen Prozessen und den
Faktoren, welche die Wahrnehmung und das Denken beeinflussen, sowie ein
praktisches Meditationssystem, das durch unterschiedliche Methoden die
Integration körperlicher und mentaler Vorgänge ermöglicht.
Vor allem aber ist der Buddhismus ein Lebensweg, der alle Lebensbereiche
erfassen, durchdringen und transformieren will.
Im Buddhismus existieren
vier Wahrheiten:
1. Alles Existierende
ist ungenügend, imperfekt, macht das Individuum ratlos und
verursacht
Leid. Folglich sind Glück und Zufriedenheit sehr wertvoll und
erstrebenswert.
Leid entspricht Duhkha.
2. Die Ursachen von Duhkha
sind Gier, Begehren, Verlangen und Unzufriedenheit. Dies
wird
als Trischna (Durst) bezeichnet. Begehren und Besitz führen nicht
zum Glück.
3. Das Ende des Leidens
durch das Erkennen der Ursachen von Duhkha.
4. Der Weg aus dem leid
durch Eliminierung der Ursache, des Trischna durch Meditation,
der Vereinheitlichung
der oberflächlichen, disparaten und einander widerstrebenden
Bewusstseinsbewegungen
zu einem ruhigen Strom.
Der erste Schritt in
diesem Prozeß ist das Aufwachen aus der Verblendung, die das Individuum
im Teufelskreis der Verblendung festhält. Der zweite Schritt ist die
Beseitigung der fünf Haupthindernisse auf dem Weg ins Nirvana:
1. Sinnliche Begierde,
2. Hass,
3. Trägheit,
4. Ichhaftigkeit, Geringschätzung
anderer,
5. Zweifel am rechten Weg.
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Diese Hindernisse
führen zum Stillstand, von dem es frei zu werden gilt. Aus der Freiheit
entsteht dann Ruhe, aus der Ruhe erwächst Freude, auf der Grundlage
der Freude wird die echte Konzentration möglich. Ziel der Meditation
ist die Weisheit, die vor allem in der Erkenntnis des Entstehens in gegenseitiger
Abhängigkeit besteht. Die Weisheit drückt sich aus in den Vier
Edlen Wahrheiten, der Lehre von den fünf Daseinsfaktoren, dem Achtfachen
Pfad sowie in der Lehre von der Leerheit (Shunyata) aller Erscheinungen.
Wird diese Weisheit vollkommen erlangt, ist Befreiung und damit der Einzug
ins Nirvana, erreicht.
< Buddha im ceylonesischen
Stil in Sukothai, Thailand
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Das Ziel ist die Befreiung
aus den Fesseln der selbstverursachten körperlichen, psychischen und
mental wirksamen Verstrickungen.
Karma, Nirvana und Reinkarnation:
Anders als Zionismus, Christentum
und Islam, die die weltweit einzigen linearen Religionen (Existenz des
Individuums entlang der Zeitachse – Geburt, Leben, Tod, Paradies oder Hölle)
darstellen, ist der Buddhismus eine zyklische Religion (mehrfache Wiedergeburten
in Existenzzyklen). Dabei ist die Form der zukünftigen Leben abhängig
vom Handeln des Individuums im Hier und Jetzt. Handelt man schlecht, wird
man als „niederes“ Wesen (Kakerlake, Höllenbewohner) wiedergeboren.
Führt man ein gutes Leben, wird man als „hohes“ Wesen reinkarniert.
Dieses Handeln
wird mit Karma (Sanskrit: Handlung, Tat) bezeichnet. Es ist die Gesamtheit
aller Taten, guter wie schlechter, die zu einer Seele gehören. Wenn
diese in einen neuen Körper wandert, ist sie vom vorigen Karma bestimmt.
Die Wirkung des Karma beschränkt sich auf Zustände, wie
Leidenschaft, Aggression oder Ignoranz, die grundlegende Intelligenz des
Individuums wird nicht tangiert. Leitmotiv der gesamten buddhistischen
Ethik sind die liebevolle Freundlichkeit, (Maitri), Güte, Milde und
barmherzige Hinwendung zu allen Wesen (Karuna). Für die Laien wird
diese Ethik in den fünf grundlegenden moralischen Regeln zusammengefasst,
die ohne Einschränkung gelten:
unfertiger Buddha
im indischen Stil im Norden bei Loei, Thailand > |
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1. Gewaltverzicht
gegenüber Lebewesen – positive Existenzfüllung, heilende Hinwendung
zum Leben.
2. Verzicht auf das, was
nicht gegeben wird – Empfehlung der Freigiebigkeit.
3. keine Pflege von Begierde
geprägten sexuellen Beziehungen – die Pflicht, alle
Beziehungen
aus gegenseitigem Respekt heraus zu gestalten.
4. Wahrhaftigkeit – sprachliche
Zurückhaltung, milde und freundliche Rede.
5. Vermeidung von Rauschmitteln
– die unablässige Übung, die Klarheit des
Bewusstseins
zu kultivieren.
Die Regeln für Mönche
und Nonnen gehen wesentlich über diese fünf Grundregeln hinaus.
Es gibt 227 Regeln für die Mönche und 311 Gebote für die
Nonnen, die alle Details des Alltags regeln.
Das Karma selbst besteht
aus drei Formen:
1. Prarabdha. Sie
wird bei der Geburt bestimmt und entwickelt sich im Lauf des
gegenwärtigen
Lebens fort.
2. Sanchita bleibt latent
vorhanden.
3. Sanchiyamana wird im
gegenwärtigen Leben erworben und gelangt in einem späteren
Leben
zu seiner vollen Reife.
Das kollektive Karma
der Menschheit beeinflußt die Qualität späterer Welten.
Es setzt die Elementarteilchen des Raumes in Bewegung, die die anderen
kosmischen Elemente (Feuer, Erde und wasser) aktivieren und eine neue Welt
entstehen lassen. Somit bestimmt die Qualität des kollektiven Karma
den Zustand der zukünftigen Welt.
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Aber auch in
der Reinkarnation geht das Streben nach der Erlösung aus dem endlosen
Kreis der Wiedergeburt, nach dem Einzug ins Nirvana. Im Buddhismus erfüllen
Mönche und Nonnen Gelübde, streben durch Weisheit direkt zum
Nirvana, die Laien tun gute Werke, streben nach einem guten Karma für
eine bessere Wiedergeburt, aus der sie zum Nirvana gelangen. Die Unterscheidung
bedeutet allerdings nicht, dass die Lehre des Buddha als Weg zum Nirvana
nicht für alle Menschen gleich wäre.
< antiker
Buddha im ceylonesischen Stil in Sukothai, Thailand
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Wie wird man Buddhist?
Das grundlegende Bekenntnis
der Zugehörigkeit zum Buddhismus ist „die Dreifache Zuflucht“. Sie
lautet:
1. Ich nehme Zuflucht
zum Buddha,
2. Ich nehme Zuflucht zur
Lehre (Dharma: (Sanskrit: Halt, Gesetz), ein zentraler Begriff
des Hinduismus,
der mehrere Bedeutungen hat: er bezeichnet die Weltordnung, die
gesellschaftliche
Ordnung, das Gesetz des Kosmos, sowie die Heilsordnung. Das
Dharma
steht für den Glauben, dass die Art und Weise, wie die Dinge sind
(deskriptives
Gesetz), z. B., dass die Sonne im Osten aufgeht, nicht von der Art und
Weise
zu trennen ist, wie die Dinge sein sollten (vorgeschriebenes Gesetz),
3. Ich nehme Zuflucht zur
Gemeinschaft (Sangha: (Sanskrit: Menge, Schar),
buddhistische
Mönchsgemeinschaft, die von Buddha selbst eingeführt wurde.
Man wird formell zum Buddhisten,
indem man die dreifache Zuflucht dreimal wiederholt.
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