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RootZ: Wir sitzen hier mit Dr. Ring Ding; vielleicht
kannst du uns mal ein bißchen was über Eure Band, die Geschichte
usw. erzählen?
Dr. Ring Ding: Ja, wir sind eine Ska-Reggae-Ragga Band aus Münster hier in Deutschland und haben uns vor ca. sechs Jahren gegründet.Wir haben angefangen als Band, die Ska Standards nachgespielt hat..Mit der Zeit hat sich das natürlich verändert, wir haben eigene Stücke gemacht und sind dann ein bisschen mehr in den Reggae-Bereich reingegangen.Wir sind jetzt sieben Leute, sind in der Besetzung jetzt auch seit knapp vier Jahren zusammen und touren durch ganz Europa und haben viel Spass an der Musik. |
![]() ^Holger, Dr. Ring Ding und Doc Igüz |
RootZ: Ihr habt ziemlich häufig auch Gastauftritte mit allen Musikern aus Jamaika. Erzähl' doch mal ein bißchen darüber - mit wem und was Ihr da so macht.
Dr. Ring Ding: Ja, hin und wieder. Hauptsächlich mit Jamaikanern, die dann rüber kommen , die zum Teil in den USA leben, zum Teil aber auch auf Jamaika zum Teil auch in London. Was sind das für Leute: Laurel Aitken, Derrik Morgan, Dennis Alcapone, Winston Francis, Rico Rodriguez, Doreen Shaffer und noch einige andere. Ja wie kommt's dazu? Wir werden meistens über die gleiche Agentur gebucht und es ist oft eben so, daß der eigentliche Künstler rübergeholt und dann für Europa eine Band aus- gewählt und das sind dann wir , weil das eben ganz gut paßt. Also, wir spielen eben auch den alten Sixties Ska und Rock-Steady, der quasi aus der Ära kommt von diesen Leuten, wo sie angefangen haben aufzunehmen, Stücke zu machen, und da werden wir dann mit schöner Regelmässigkeit ausgesucht und es ist natürlich ein riesengroßes Kompliment wenn diese Leute sagen: "Ja mit euch machen wir das gerne. Ihr habt so die richtigen Vibes dafür, habt diesen Geist eben, der in dieser Sache eingefangen ist". Für eine Band aus Westfalen , denk ich mal, ein schönes Kompliment.
RootZ: Das uferte ja aus - auf eurer letzten LP - da hatttet ihr ja ziemlich viele Zusammenarbeiten.
Dr. Ring Ding: Genau, ja. Also, da ist es wirklich so, das ist ein Version Album., das wir gemacht haben. Das heißt , wir haben so in jamaikanischer Tradition Basic-Tracks aufgenommen, von früheren Alben, und Alben , die wir mit The Skin Shaver als auch mit Lord Tanamo gemacht haben, und ein paar Singles, haben uns da eben die schönsten Sachen rausgesucht und jedes Bandmitglied hat sich Gedanken gemacht, was man zu den einzelnen Dingen machen kann. Und so finden sich da jetzt Dub-Versions wieder von Stücken, aber auch Instrumental Versionen von Stücken, die vorher Vocal -Stücke waren. Und zu anderen Sachen , die vorher Lieder waren , gibt es jetzt DJ-Versions und es gibt ein paar HipHop-Remixe, wo dann auch Rapper dabei sind. Da haben wir eben viele Leute aus New York dabei, zwei Rapper, die ich kennengelernt hatte, ein Mann und eine Frau aus New York.
Und auch King Django und Rocker T aus der Ska und Reggae- Szene, die da sehr bekannt sind und mit denen wir befreundet sind. Davon konnten wir dann profitieren,als die dann auf Deutschland Tour waren ,daß wir die ins Studio eingeladen haben und mit denen was gemacht haben. Mit den Rappern war das so, daß sie in New York aufgenommen worden sind. Ja, Doreen Shaffer ist zum Beispiel auch zu hören. Mit ihr hatten wir ein ganzes Album aufgenommen und haben davon dann eben ein Track so benutzt, daß ihre Stimme eben auch noch mit drauf ist und dann drumrum was gebaut.
Und - ja - es sind insgesamt 15 Stücke geworden und es ist eigentlich ganz interessant, weil - es sind ja 15 neue Stücke, obwohl sie alle eben auf was schon da Gewesenem basieren. Das ist für Leute, die nicht soviel mit Reggae zu tun haben sicher eine außergewöhnliche Sache, aber ich meine, auf Jamaika oder überhaupt im Reggae-.Bereich ist es ja ganz gängig, daß ein Riddim da ist und dann kommen zigtausend Leute, die ihre Versions dazu machen usw. Weil wir da eben auch Spaß dran hatten, haben wir das jetzt auch mal gemacht. Und quasi so als Album , ja einerseits ist es vielleicht ein Album außer der Reihe, es ist natürlich ein reguläres neues Album, aber es ist auch einfach mal so'ne Spielwiese, kann man sagen.
RootZ: Erzähl doch mal ein bisschen über die Zusammenarbeit mit H. P. Setter.
Dr. Ring Ding: Ja, H. P. Setter kenn ich jetzt schon ziemlich lange, damals noch, als er bei Natty U gemischt hat, und war ja auch Teil von Natty U. .Den hab' ich damals schon kennengelernt. Dann auch Götz Alsmann aus Münster, ist vielleicht auch ein Begriff, der Fernsehmoderator, mittlerweile ist er Entertainer usw. Der früher 'ne Band hatte, mit der er Swing, Jive, Rock'n Roll und solche Sachen gemacht hat. Also den kenn' ich eigentlich auch schon seit - der ist eben auch aus Münster - seit zehn, zwölf Jahren. Da auf den Konzerten- also Setter ist auch der Live-Mischer von Götz Alsmann gewesen und ist es immer noch und so.
Dann läuft man sich eben zwangsläufig über'n Weg und es wird natürlich häufiger miteinander gesprochen und auch erkannt, daß wir eben auch die Vorliebe für jamaikanische Musik teilen. Und dann war es schon immer mal im Gespräch, daß wir was miteinander machen. Das fing dann damit an, daß er bei sich Bands produziert hat, z. B. Heaven Bound aus Bochum , 'ne Reggae Band. Und ich habe da im Bläsersatz mitgemacht, also unsere Bläser, wir haben da als Bläsersatz mitgemacht. Und verschiedene Sachen , die Band Jin Jin zum Beispiel.
Und dann ist es irgendwann so zu der Idee gekommen , auch so'n Album zu machen, ein Dub -Album, eigentlich auch ein Version-Album , kann man sagen, aber da haben wir eben zurückgegriffen auf Tracks von Jin Jin, Heaven Bound, Dr Ring Ding & the Senior All Stars, und sogar ein Track von Götz Alsmann von 'nem Album, und so ist es dazu gekommen. Und hin und wieder mischt Sertter uns auch live, wenn es geht, und da ist immer noch Kontakt. Eine Band aus Münster, da hat er auch das Album gemischt, und da ist dann eben auch unser Bläsersatz dabei, da hab ich 'ne DJ-Version noch zu einem Stück gemacht. Jin Jin , das neue Album - die haben einen Bläsersatz, Saxophon und Trompete, und bei ein paar Stücken hab' ich dann Posaune gespielt. Also, wir sind eigentlich ständig in Kontakt
RootZ: Und Grover Records ist das grosse Koordinationszentrum, oder?
Dr. Ring Ding: Also dafür nicht. Grover Records ist ein Label, das zu der Agentur Moskito Promotion gehört. Diese Agentur, die macht sowohl das Booking für uns als auch für viele andere Ska- und Reggae- Bands, z.B. für deutsche Termine der Skatalites, oder aus England Intensified, Hot Knives, Mark Foggo, jede Menge Bands. Und eben auch für die Ska-Festivals, Reggae-Festivals, das sind solche Sachen, wie mit Derrik Morgan, Lord Tanamo, Doreen, Dennis Alcapone usw. Usw.. Da ist eben auch das Plattenlabel dran und da erscheinen dann eben auch Alben von Hot Knives, Intensified, mit Mr. .Review, Doreen Shaffer, Rico und von uns natürlich. Insofern ist es eigentlich ein gutes, abwechslungsreiches, deutsches Ska-Label mit der Agentur dabei. Das heißt, da kommen einfach viele Kontakte zwangsläufig zustande, und wenn dann einer - was weiß ich - Laurel Aitken macht Sachen oder hat irgendwie eben Lizenzen frei von seine alten Stücke aus den Sechzigern oder sowas, was dann auf dem Label wieder rauskommt. Das finde ich eigentlich sehr schön.
RootZ: Wenn ihr so auf Tour seid - Du sagst ja, ihr seid schon durch ganz Europa getourt- gibt es Länder , wo man sagen kann, das sind so richtige Ska-Hochburgen und andere Länder, wo Ska nicht so ganz ankommt?
Dr. Ring Ding: Es kommt immer darauf an, wie eng man die Szene faßt. Es gibt z.B. Länder, wo ich sagen würde, die haben jetzt nicht eine richtige ausgesprochene Ska-Szene, da kommen aber trotzdem viele Leute zu den Konzerten, weil das eben Leute sind , die gerne Live-Musik sehen, die gerne in Clubs gehen und eine Band sehen und gerne Party haben wollen und sowas. Frankreich zum Beispiel: Frankreich hat zwar eine grosse Ska- Szene, aber wenn man da die Konzerte sieht, ist es eigentlich so, daß das Publikum total gemischt ist. Es sind Leute da, die man sofort erkennt - das sind bestimmt Ska Fans. Aber es ist völlig durchmischt, von "normalen" Leuten und Punks und Hippies und Rockern, also Leuten mit Lederkluft und was weiß ich. Es ist alles vertreten und alle haben gleichviel Spaß. Und ich glaube, das liegt da wahrscheinlich auch daran, daß da die Leute offenbar , was Musik angeht, irgendwie etwas toleranter sind als sie es in Deutschland sind. Ich hab es so erlebt, daß es in Deutschland so war - wenigstens vor ein paar Jahren noch, daß zum Beispiel - entweder man war 100 Prozent Ska und dann durfte aber auch nur Ska laufen, und wenn man da mal ein bisschen - ich sag's mal, wie es bei uns war - wenn wir z.B. auf einem Ska-Festival gespielt haben und dann Reggae gespielt haben, dann kam das nicht gut an. Wenn wir auf einem Reggae-Festival gespielt haben und haben Ska gespielt , dann konnten die Leute da auch nichts mit anfangen. Mittlerweile ist das ein bisschen aufgeweicht, die Grenzen sind nicht mehr so hart. Das ist natürlich sehr sehr schön. Für mich gehört das sowieso alles zusammen und für einen Jamaikaner, der das sieht - das ist ganz klar - ist das alles eine Musik. Es gibt zwar immer noch Leute, denen nicht klar ist, daß auch Bob Marley erstmal ein Ska-Mensch war, bevor es den Reggae überhaupt gab , aber für viele Reggae-Leute fängt hier Musik erst 1971 an ,und das ist natürlich Quatsch, ganz klar. Genau wie für andere Leute die Musik dann 1963 aufhört. Das finde ich eigentlich unbegreiflich und ich finde es einfach schön, wenn man alles machen kann und Spaß daran haben kann. Und in Frankreich z.B. ist es ebenso, da wird noch mehr gemischt. Da sind dann Araber dabei und aus der Volksmusik kommen Einflüsse , aus irgendwelchen Hardcore Sachen oder Hip-Hop Sachen und das wird ein großes Gemisch. Hundertprozentige Ska-Bands gibt es eigentlich wenige in Frankreich. Es gibt natürlich einige. Aber die meisten machen Ska und Reggae und Ragga und Hip Hop und Crossover und Ethno. Es ist einfach toll, es ist eine gute Stimmung, die machen tolle Musik die Spaß macht und man geht dahin um Freude zu haben. Insofern kann man schon sagen, daß es schon 'ne rege Ska-Szene eigentlich überall gibt aber in manchen Ländern ist sie einfach viel weiter gefasst. In Spanien ist es z.B. so, daß es dort sehr viele Ska-Fans gibt. Außerdem gibt es da Festivals - auf einem haben wir gespielt in Katalonien, nicht weit von Barcelona , das war so unglaublich. Dort spielten auch die Skatalites oder Laurel Aitken, Rico und und französische Bands, englische Bands und spanische Bands. Da waren dann 5000 Leute. Das sind also riesige Festivals wie bei uns auf 'nem Techno-Rave oder sowas. In Riesenhallen kommen mehrere tausend Leute und es ist unglaublich. Die Stimmung ist natürlich super. Das sind dann aber reine Ska-Festivals und da kommen wirklich Leute hin die auf Ska stehen . Also das hat mich schon sehr beeindruckt.
RootZ: Kennst Du denn auch die Staaten?
Dr. Ring Ding: Also ich war da - ich habe auf zwei Tourneen in Europa als Gastposaunist mit den Toasters gespielt und dann haben die mich auch rübergeholt Ende letzten Jahres November / Dezember . Zwei Wochen war ich dabei und habe bei denen den Rest der Tournee gemacht, die durch die ganze USA ging und ich bin dann quasi an der Ostküste mitgefahren und habe da 14 Konzerte mitgemacht und das war sehr schön. Ich hatte mich eigentlich sehr gewundert. Ich dachte der Unterschied sei eigentlich viel größer zwischen den Konzerten hier und drüben, es ist eigentlich schon das Gleiche. Also die Clubs ähneln unseren Clubs sehr stark, das ganze Drumherum ist eigentlich auch gleich. Diese Routine, die man hat, wenn man auf Tour ist, daß man in den Bus steigen muß, zum Konzert fährt, seinen Soundcheck macht, hinterher geht's ins Hotel oder ins Motel am nächsten Morgen muß man wieder früh raus, weil es wieder in den Bus geht und man fährt wieder zur nächsten Stadt. In den USA liegt es meistens noch ein bißchen weiter auseinander als hier, also wenn da mal eben, von was weiß ich, New Orleans nach Orlando gefahren wird, was ja durchaus dort vorkommt, solche Strecken, das ist dann schon was anderes als Stuttgart - Frankfurt, das ist klar.
Was ein Unterschied ist, ist, daß mir da aufgefallen ist, daß, wenn es All-Ages-Shows sind, das heißt also nicht erst Leute ab 18 oder ab 21 kommen dürfen, sondern alle, so das es dann ein sehr, sehr junges Publikum gibt - also wirklich Zwölfjährige, oder Zehnjährige sogar, die da zu den Shows kommen und offenbar die Musik kennen und da Spaß daran haben - und das hat mich eben sehr gewundert. Als ich zehn Jahre alt war, habe ich mich für Live Musik noch nicht interessiert, und als ich zwölf war auch noch nicht. Das fing erst etwas später an. Das hat mich sehr beeindruckt. Aber ansonsten ist es gar nicht so unterschiedlich, wie ich es mir gedacht hatte und wie man sich das wahrscheinlich vorstellt. RootZ: Warst Du auch auf Jamaica?
Dr. Ring Ding: Nee, leider nicht.
RootZ: Also weder als Musiker, noch als Tourist?
Dr. Ring Ding: Bisher nicht, nee.
RootZ: Mein abschließender Block jetzt ist das Internet. Kennst Du RootZ ? Hast Du da schon mal reingeguckt?
Dr. Ring Ding: Die Seite?
RootZ: Das Magazin www.I R * E.de?
Dr. Ring Ding: Nee, da habe ich nicht draufgeguckt.
Dr. Ring Ding: Nee, das kenn' ich nicht. Sag' mal einfach. Ich will jetzt nichts sagen, womit ich mich blamiere.
RootZ: Also ganz allgemein Internet. Was hältst Du denn vom Internet für die Musikszene, für Musiker im allgemeinen?
Dr. Ring Ding: Also, das würde ich auch gerne differenzieren. Was ich davon halte sag' ich mal hinterher. Ich glaube auf jeden Fall, daß das Internet der kommende Musikmarkt sein wird, daß man sich da irgendwelche Soundfiles runterlädt und da so seine Musik bezieht, daß irgendwie die Platten- und CD- Industrie da wesentlich weiter zurückgehen wird und man eben zusieht. Du kannst ja wirklich, zu Hause am Schreibtisch sitzend, die neuste Smash-Hits-Top 20, was weiß ich, zusammenstellen und ich denke mal, daß das in fünf bis zehn Jahren das Medium ist, mit dem da gearbeitet wird.
Ich selbst bin natürlich ein Freund von Tonträgern, hab' da Spaß dran und irgendwie hat man da glaube ich auch 'ne bessere Übersicht, finde ich. Ich weiß es nicht, aber vielleicht liegt es auch daran, daß ich das noch nicht so kenne oder diesen Service nutze um mir aus dem Internet Musik zu holen.. Aber ich find's natürlich schön, eine CD oder eine LP zu haben, wo ein Cover ist, wo man was sehen kann, gut Fotos und Texte kann man natürlich auch im Internet finden, aber, ich weiß nicht, irgendwie ist es dann so doch mehr eine Einheit. Für eine Band oder einen Künstler - wenn man sich irgendwie wirklich Gedanken macht, was mach' ich für ein Album, ich nehme zwölf Stücke, 14 Stücke auf und in welcher Reihenfolge mach' ich das, und wie wird das präsentiert und das Ganze - finde ich eigentlich schon 'ne wichtige Sache und das geht ja völlig verloren dabei. Da zieht man sich dann die drei Rosinen raus oder so, und das ist es dann. Anderseits finde ich das Internet natürlich richtig toll.
RootZ: Was sagst Du denn zum jamaikanischen Seven-Inch- Markt, das ist ja eigentlich ähnlich? Also da wird eigentlich auch nicht präsentiert und irgendwie, (man) kriegt die Tunes ja auch einzeln, sozusagen quasi. Dr. Ring Ding: Das hab' ich jetzt nicht verstanden.
RootZ: Also - Zusammenstellung und Präsentation - spielt eigentlich keine Rolle?
Dr. Ring Ding: Ja, das stimmt. Also es gibt weniger Alben auf Jamaica, das meinst Du jetzt? Daß das nicht so wichtig ist, daß ist eigentlich mehr das kleine Format, das wichtig ist, was dann gespielt wird in den Dancehalls und so. Und bei uns ist es dann ebenso in Europa und in den USA, da will der Käufer lieber ein Album haben und viele Alben von jamaikanischen Künstlern sind dann eigentlich einfach 'ne Zusammenstellung von Singles. Es gibt selten Alben, die dann wirklich komplett produziert werden wie Morgan Heritage oder Shaggy oder was weiß ich, die dann wirklich ein komplettes Album als Album aufnehmen. Ja, das stimmt.
Ja, was halte ich davon? Es ist eine andere Kultur und das finde ich eigentlich beides in Ordnung. Ich finde es natürlich ein bißchen schade, daß es dann hier eben so teuer wird, weil, wenn Du Dir irgendwie zwölf Singles kaufst, dann bist Du mal schnell 'n Hunderter los und für 'ne CD zahlst Du dann 30 oder 35 Mark . Aber an sich finde ich diese ganze Single-Geschichte sehr interessant, zumal das ja eben noch wie früher dann auch mit der Version auf der B-Seite gemacht wird und wenn man mit Soundsystem arbeitet, das mache ich ja auch, daß ich als MC oder Live-DJ Sachen mache, daß man dann eben auch immer frische Riddims dabei hat und damit arbeiten kann. Insofern hat man da ja auch wieder was gewonnen dadurch, wenn man's nutzen kann.
RootZ: Was für ein Soundsystem ist das?
Dr. Ring Ding: Ich selber hab' keins Ich hab' wohl was, wo ich Reggae mit auflege, das ist dann das Senior Soundsystem. Aber ich mach' dann für andere, also für Culture-Rock hab' ich Sachen gemacht, sowohl Dubplates als daß ich Live bei denen MC und sowas mache, dann Boom Sound, Ragga Fränkie hab' ich gemacht und ansonsten auch Dubplates, für die z.B., dann für hier aus Tübingen. Es fällt mir der Name gerade nicht ein, aber auch für Rodigan jetzt mit H.P. Setter zusammen Dubplates gemacht, das ist natürlich geil. Wenn er kommt und fragt - also jemand der auch Bounty Killer und Sizzla und was weiß ich nicht wen alles haben kann - das ist natürlich schön, wenn so einer kommt und sagt: "Ja, macht mir eins bitte". Freut man sich!
Aber selber habe ich keinen Sound, dafür hätte ich dann leider auch nicht die Zeit, wirklich, das zu machen, denn am Wochenende bin ich ja meistens weg. Aber ich kaufe eben viel Reggae, Ragga, Ska und sowas, das ist eben meine Musik, die mir gefällt, die ich gerne höre und hin und wieder leg ich auf; das ist dann aber wirklich mehr mit Reggae-Disco zu vergleichen und nicht irgendwie, daß das jetzt wirklich ein Sound ist, wo dann nur Hardcore-Ragga gespielt wird den ganzen Abend lang. Wenn ich das mache, dann mach' ich's eigentlich sehr abwechslungsreich, das geht dann wirklich von ganz frühen Ska bis zu englischem Dub und Rock-Steady-Sachen, Roots, Dancehall, Pop-Reggae, einfach was mir alles so einfällt, mir gefällt ja alles.
RootZ: Sag' mal, könnt ihr eigentlich mittlerweile von der Musik leben?
Dr. Ring Ding: Ich versuche es, aber die Antwort heißt nein, richtig leben kann ich davon nicht. Ich muß also zusätzlich noch andere Sachen machen. Ich mach' ja schon als Studio- Musiker und sowas Jobs und arbeite auch für die Agentur so hin und wieder als Free-Lancer und mach' auch Produktionen für Ska-Bands und solche Sachen, da macht's die Masse eben. Aber es ist, obwohl wir eben viel unterwegs sind, fast jedes Wochenende spielen, manchmal auch so längere Touren am Stück machen und wirklich in den USA unsere Alben bekannt sind, ist es nicht so, daß ich mir jetzt nicht manchmal Gedanken machen müßte, wie die Miete und die Autoversicherung bezahlt wird. Dann ist es vielleicht die falsche Musik noch oder vielleicht auch zu sehr Nische oder so, obwohl ja jeder offenbar Reggae mag. Weiß' nicht.
RootZ: Noch 'ne abschließende Message für unsere Leser; dann wollen wir Dich auch nicht länger nerven.
Dr. Ring Ding: Ihr nervt mich überhaupt nicht. Ach so, ich wollt eben noch was zum Internet sagen, und zwar, was ich unheimlich positiv finde am Internet ist, daß man so viele Informationen bekommen kann, über die Suchmaschine. Du willst was wissen über einen Sänger, gerade was Reggae angeht, z.B. (aber das trifft auf jeden Bereich zu), Du gibst den Namen ein und er listet Dir dann automatisch so und soviele Sachen auf und dann kriegst Du wirklich Informationen zusammen über was, wo Du sonst überhaupt nicht wüßtest, wo Du anfangen solltest. Wenn Du in eine Bücherei gehst, wie kommt man da an Informationen ran: Du kannst Dir da natürlich fünf dicke Bücher 'rausziehen und dann auf jeder Seite nachgucken, steht da jetzt der Name darauf. Find ich toll, daß man soviele Informationen kriegt über Sachen, die man sonst nicht bekäme.
RootZ: Danke Doc und viel Spaß gleich beim Konzert.
Copyright : Dr. Igüz 1999