Interview mit Macka B





Macka B, Nolan Irie &
the Royal Roots Band sowie Mad Professor haben am 18.5. 2001 in Hameln
für IRIE Feelings gesorgt und am 19.05. hatten “March” vom lokalen
Hamelner Radiosender “Radio Aktiv” und the Greatest Reggae Lover in Town
“Heico” von RootZ Gelegenheit mit Macka B ein ausführliches Interview
am 2001 im Dorinth Hotel zu führen: 

RootZ: Vielen Dank dass du
deine Zeit für ein Interview opferst. Sag mal, wie war Eindruck vom
Konzert gestern? 

Macka B: Ich grüsse
euch im Namen des Allerhöchsten – RastafarI. Ich sage: ‘Give Thanks’
an alle, die auf dem Konzert waren. Und es war schön in Hameln zu
sein. Die Vibes waren gut, der Sound war gut und die Vibrations waren auch
gut – das ist das Allerwichtigste, und dass es den Leuten gefallen hat. 

RootZ: Warst du enttäuscht,
dass das Konzert nicht allzu gut besucht war? 


 





Macka B: Naja, es wird wohl
einige Gründe geben, warum nicht viel los war. Da wäre zum Beispiel
die Werbung. Wir sind umher gefahren und haben nicht viele Plakate gesehen.
Und sicher gibt es noch andere Gründe. Aber wir bedanken uns bei allen
die da waren. Und das nächste mal kommen sicher mehr. 

RootZ: Hattet ihr Zeit, euch
Hameln ein wenig anzusehen? 

Macka B: Nein, das ist so
‘ne Sache, wir hatten keine Zeit uns die Stadt anzusehen. Wir fahren in
dieses Land und in jenes Land und sehen eigentlich nur unser Hotel und
unseren Bus – das ist unser Schicksal. Ich weiss dass Hameln eine berühmte
Stadt ist, wegen dem Rattenfänger und so. Leider haben wir nicht viel
gesehen, vielleicht holen wir das das nächste mal nach. 

RootZ: Und wie lange seid
ihr dieses mal auf Tour? 

Macka B: Insgesamt machen
wir 17 Shows: 2 in Holland, 1 in Belgien und die anderen hier in Deutschland.

RootZ: Und hast du schon
Heimweh? 

Macka B: Ich habe immer Heimweh,
wenn ich unterwegs bin und natürlich vermisse ich meine Familie. Zu
Hause habe ich 5 Kinder und meine Frau, die ich alle vermisse. Aber ich
muss schliesslich meine Arbeit machen, denn es ist eine Botschaft zu verbreiten,
in der es um Gerechtigkeit geht, das Gute über das Böse und so
weiter; und diese Botschaft ist nun mal weiterzutragen. 


Was wir dafür haben
ist unser Talent, das wir vom Allerhöchsten bekommen haben, das haben
wir uns nicht selbst gegeben. Wir haben dem Allerhöchsten – (der er
uns schiesslich erschaffen hat) Dank zu sagen – dafür, dass er uns
mit diesem Talent ausgestattet hat. Er würde das allerdings nicht
tun, wenn wir ihm nur sagen würden: ‘Oh du bist so gut und so grossartig’.
Man muss ihn um gute Dinge bitten, deshalb ist Reggae immer wie eine Botschaft,
eine ‘Rebel Music’, es ist eine Musik, die ganz bestimmte Botschaften verbreitet:
über Revolution, Kampf gegen Kapitalismus und gegen das Böse
auf dieser Welt. 

RootZ: Du bist oft in Deutschland
und auch überall in Europa, bist du auch mal in der Karibik oder in
Afrika? 

Macka B: Ja, ich spiele auch
viel in Jamaika. Vor kurzem war ich auch in Südafrika. Das war eine
Erfahrung, die mir die Augen geöffnet hat, denn ich war das erste
mal dort. Ich singe seit vielen Jahren über Südafrika und deshalb
war es eine grosse Sache für mich, persönlich die Veränderungen
zu sehen, die dort passiert sind. Wir gehen aber auch nach Australien,
Hawaii, Japan – also wir gehen überall hin um die Botschaft zu verbreiten. 

RootZ: Und welches Land ist
dein bevorzugtes Land? 

Macka B: Ich wusste, dass
du das irgendwann fragst, denn jeder fragt mich das. Afrika ganz besonders,
denn es ist wie ein Heimatland. Jamaika natürlich auch, denn meine
Eltern kommen von dort. 


überall wo ich hingehe
und wo die Vibes gut sind, sehe ich das an der Reaktion der Leute. Besonders
in Ländern wo die Leute kaum englisch verstehen, aber immerhin die
Vibes spüren – dort erkläre ich den Leuten den Text, damit sie
verstehen worum es in den Liedern überhaupt geht, die ich singe. Aber
der Reggae Vibe ist nun mal ansteckend und ist hypnotisch. Reggae sollte
sowieso einen höheren Stellenwert haben, aber davon haben die wirklich
Mächtigen dieser Welt Angst, weil mit Reggae eine ganz bestimmte Botschaften
rübergebracht werden sollen, wovon die Mächtigen nichts wissen
wollen. Die wollen das Volk kontrollieren. Sie wollen nicht dass die Leute
selbständig denken, denn so können sie ihnen alles mögliche
einreden und erzählen. 


Auf dieses Weise können
sie die Menschen gleichgültig machen und sie wissen gar nicht was
so abgeht. Aber wenn eine ganz bestimmte Musik ganz bestimmte Dinge ausdrückt,
dann fangen die Leute an, sich Kenntnisse und Wissen anzueignen. Und dann
werden sie sich ihrer Stärke bewusst. Aber bestimmte Regierungen in
dieser Welt wollen nicht, dass das Volk Macht hat, denn wenn ein Volk stark
ist würden all diese Bosheiten, der ganze Kapitalismus, wo es nur
ums Geld geht, das würde alles aufhören. Und Reggae ist so eine
Musik, die den Menschen Kraft gibt. 

RootZ: Ist die Musik der
einzige Weg, gegen das etablierte System zu kämpfen? 


Macka B: Nein die Musik
ist nicht der einzige Weg, sondern EIN Weg. Es ist ein Medium dem viele
Leute zuhören. Man macht eine Platte – tausende Leute hören sie,
und du: du bist vom Radio; du bist ein Teil einer Kette. Es ist wie eine
Kette: ich mache die Musik, die Plattenfirma presst die Platte, der Händler
verkauft sie, dann kommt sie zum Radio und der Sender spielt sie dort.
Wir sind alle Glieder einer Kette. Auf diese Weise sorgen wir alle (jeder
auf seine Art) dafür, dass diese Musik weiter verbreitet wird und
versuchen die Welt zu verändern. 

RootZ: Kennst du dich in
der deutschen Reggaemusiker-Szene aus, wie z.B. Mr. Gentleman oder Patrice? 

Macka B: Patrice kenne ich
nicht, aber von Gentlemen habe ich schon gehört, ja ja, er ist sehr
populär in Deutschland. In England habe ich ihn noch nicht gesehen
und wir haben schon in Deutschland zusammen eine Show zusammen gemacht. 

RootZ: Du und deine Familie,
ihr spielt Fussball mit Pato Banton und seiner Familie. Wer hat das letzte
Match gewonnen? 


 





Macka B: Oh, du weisst das?
Du weisst ja eine Menge Dinge. Er hat das letzte Spiel gewonnen. Manchmal
spielen wir auch Badminton und so was. Es geht letztendlich aber immer
darum ‘the good Vibes’ hochzuhalten und natürlich auch den Kindern
nahezubringen. Ich bin ja auch Familienvater und da ist es wichtig den
Kindern ein gutes Vorbild zu sein. Auch wenn du selbst keine eigenen Kinder
hast, musst du andere Kindern wie als deine eigenen betrachten. Weisst
du wir machen immerzu die Jugend so schlecht und sagen immer: ‘Ach, die
Jugend taugt ja nichts’. Aber das lernen sie ja von den Erwachsenen. Es
sind schliesslich nicht die Kinder, die Pistolen herstellen, es sind nicht
die Kinder, die all die Gangesterfilme machen, in denen diese ganze Gewalt
und Bosheit auch noch glorifiziert wird. Deshalb können wir die Schuld
nicht den Jugend in die Schuhe schieben, sondern, denjenigen, die für
das eigentlich verantwortlich sind. Sieh mal, die Jugend ist schliesslich
noch in der Entwicklung begriffen und sie versuchen die Dinge zu verstehen,
die da passieren. Es ist ja geradezu so, als wenn die Welt die Jugend immer
wieder attackiert und angreift. Wir müssen dafür sorgen, dass
den Kindern ‘ein Licht aufgeht’, damit sie es später mal besser haben. 

RootZ: Du selbst bist seit
etwa 15 Jahren im Musikbusiness. Willst du, dass deine Kinder auch mal
Musiker werden? 

Macka B: Nun, das ist nicht
von mir abhängig. Wenn sie wollen können sie das natürlich.
Aber ich sehe, dass sie schon auf dem Weg dahin sind. Sie lieben Musik
und spielen auch schon Instrumente. Es ist schon richtig in ihnen drin.
Sie haben auch schon richtig den Riddim, wenn sie tanzen und so. Und das
brauche ich ihnen nicht mal beizubringen, sie können das schon – einfach
nur vom zuhören. Einer spielt auch schon Keyboard, ein anderer spielt
Gitarre  und kann trommeln. Ich habe auch eine Tochter, wenn sie vorm
Spiegel steht singt sie die ganze Zeit. Also wenn meine Kinder auch Musiker
werden wollen, dann können sie das natürlich. Aber ich muss natürlich
genau aufpassen, denn die Welt der Musik ist nicht immer so toll wie die
Leute glauben. Da gibt es schon Leute im Musikbusiness, denen es nur ums
Geld geht, da kann ich meine Kinder nicht so machen lassen, wie sie gerne
wollen. Also da muss ich schon ganz schön auf meine Kinder aufpassen. 

RootZ: Gangster Rap zum Beispiel. 

Macka B: Ja, Gangster Rap
und gerade auch beim Reggae Bizz, da gibt es auch schlimme Sachen. So was
können wir nicht unterstützen. Wenn man sieht, wie die Gewalt
ansteigt, und wenn du zum Beispiel einen DJ hörst, der sagt: ‘Hey,
ich schiesse auf dies und ich schiesse auf das, ich schiesse auf diesen
oder auf jenen’ – er selbst schiesst niemals auf jemanden; das ist ja das
eigenartige, er selber schiesst nicht. Der DJ macht das nämlich nur
für Geld. Aber wenn ein Bursche von z.B. 19 Jahren das hört,
sagt er sich: ‘Ey ja, das ist es; ja ja, das ist richtig so. Wo kriege
ich eine Knarre zum Rumballern her? Der DJ sagt ich soll schiessen, ja
ja!’ Der Bursche sieht den DJ an und denkt bei sich ‘Ja, ja der macht das
wirklich was er sagt’. Aber der DJ macht das gerade nicht. Machmal plappern
solche Leute sowas  nur wegen Geld. Und eben diese Zustände müssen
wir ändern. 


Dinge wie Raub, Mord, Vergewaltigung
– so was ist auf dem Vormarsch. Gerade wenn man so was im Fernsehen sieht,
müssen wir unsere Kinder davor schützen. Es gibt auch bestimmte
CDs oder Schallplatten, die du vor deinen Kindern einfach nicht spielen
kannst, geschweigedenn ihnen kaufen. Aber es gibt Eltern, die machen das,
und so mischen sich die Dinge und schaukeln hoch. Wir müssen versuchen
so was zu ändern. Nehmen wir mal einen Radio DJ – der muss genau aufpassen
was er im Radio bringt, denn wenn er einen ‘Tune’ spielt, dann ist das
so, als wenn er das zu den Leuten sagt. Egal was gerade gespielt wird –
es ist so, als wenn’s der Moderator selbst sagt. Wenn man als Radio DJ
nicht selbst dahintersteht was man spielt, sollte man das nicht bringen.
Wir alle haben da eine Verantwortung, wir müssen alle ein Vorbild
für die Jugend sein. 

RootZ: Ja, aber die andere
Seite ist doch die: wir alle müssen selbst unsere Wahl treffen, welchen
Weg wir gehen wollen, und als Radio DJ spielt man eben verschiedene Sachen
und jedem gefällt eben was anderes. 

Macka B: Nun, du hast gesagt,
dass sich alle selbst ihren Weg aussuchen können, den sie gehen wollen.
Dazu sage ich dir was aus meiner Erfahrung: Wenn die etwas ältere
Generation gewisse Dinge durchlebt, welche die Jugend besser nicht erlebt,
und wir dann der Jugend sagen: ‘Hey macht doch eure eigenen Lebenserfahrungen’,
dann werden sie ihre eigenen Fehler machen. Aber nur manchmal (nicht immer)
müssen wir das tun. Nehmen wir mal das Beispiel ‘Crack’: Ich kann
zu einem Jugendlichen sagen: ‘Nimm das Zeug nicht, das ist schlecht für
dich.’ Aber wenn du zu ihm sagst, er solle ruhig seine eigenen Erfahrungen
machen, dann nimmt er das Zeug und eines Tages ist womöglich sein
Leben vorbei. Also manchmal müssen wir die Jugend ihre eigenen Lebenserfahrungen
machen lassen, aber manchmal – wenn er ernst wird – dann müssen WIR
sie führen. Denn wir haben in unserem Leben ganz bestimmte Erfahrungen
gemacht, die wir der Jugend mitteilen müssen. Wir müssen alle
Verantwortung übernehmen und es gibt Dinge, die darf man im Radio
nicht spielen. Also, ich höre auch lustige Sachen ganz gern – das
ist schon in Ordnung, denn ich mag auch Spass. Aber ich habe schon solche
frauenfeindlichen Songs mit Texten wie: ‘Wir vergewaltigen die Frauen’
gehört – so was kann man einfach nicht bringen. 

RootZ: Und du hast nie so
was wie ‘Slackness’ gemacht? Du hast deine musikalische Karriere mit ‘Culture’
und ‘Conscious Lyrics’ gestartet? 

Macka B: Nein, nein so was
wie ‘Slackness’ habe ich nie gemacht und das könnte ich auch nicht.
Ich sehe meine Begabung als vom Allerhöchsten gegeben an und er könnte
mir diese Begabung einfach wieder wegnehmen, wenn ich es missbrauchen würde.
Weisst du, ich habe Eltern, Kinder, Geschwister und alles was ich auf einer
Platte oder CD singe, könnte auch meine Familie hören. Ich spiele
nur das, was ich vertreten kann und wozu ich auch stehe. 

RootZ: Du spielst also nicht
irgendeine Rolle, sondern du bist du selbst. Du machst es also nicht wie
z.B. Shaggy, der in irgendeine Rolle schlüpft; oder die Gangster Rappers,
die zwar selbst nie auf irgendwelche Leute schiessen würden, aber
genau darüber singen. Du bist einfach der, der du bist, nämlich
Macka B und der ist echt. 

Macka B: Ja natürlich,
wir müssen wir selbst sein. Ich lebe es. Wenn ich etwas sage, versuche
ich das auch zu leben, obwohl wir alle nicht perfekt sind. 


Keiner kann kommen und sagen:
‘Oh Macka B, mach dies’, oder ‘Macka B mach das’. Ich bin ich selbst. Ich
bin Veganer (eine Person die kein Fleisch und Fisch, und auch keine Tierprodukte,
wie Eier, Milch usw. isst/trinkt). Ich gehe auch nicht zu McDonald’s und
so, ich deale auch nicht mit Crack und so was. Ich glaube du verstehst
was ich meine. Wir müssen die wahren Vorbilder sein, weil zurzeit
Andere die Vorbilder sind: nämlich die Grossen in ihren dicken Autos
und die Kids sehen das und denken: ‘Oh ja, das ist es, das ist toll so
ein grosses Auto zu fahren’. Aber wir sind es, die der Jugend ein Beispiel
geben müssen und ihnen erklären müssen, was wirklich wichtig
ist im Leben. 

RootZ: Arbeitest du schon
an einem neuen Album? 

Macka B: Ja, ich habe auch
schon zwei Lieder dafür. Ein Lied heisst ‘What They Try to Do to the
Children’. Es geht darum, wie die Kinder regelrecht attackiert werden,
auf allen Ebenen. Das geht schon beim Essen los. Mir tut die Jugend wirklich
leid, denn wir haben eine ganz ungesunde Jugend – die ungesündeste
Jugend seit Menschengedenken. Da wäre die der Art wie sie essen, und
dann der Computer: Es gibt Kinder, die sitzen den ganzen Tag vorm Computer
und zwar nur vorm Computer. Das ist nicht gut. Und gerade die Mobiltelefone:
Sie wissen noch gar nicht, dass sie von der Strahlung Krebs bekommen könnten.
Aber es geht ja nur ums Geld, und um nichts anderes. Und 10 Jahre später
ist es dann womöglich soweit: Krebs durchs Mobiltelefon. Andere haben
das grosse Geld gemacht und die interessiert es dann nicht ob da jemand
Krebs hat – Hauptsache sie haben das Geld kassiert. Und genauso ist es
mit Crack und all dem Zeug. Und gerade England wandelt sich zu Amerika.
Jeder will wie ein Amerikaner sein. Jeder zieht sich wie ein Amerikaner
an, jeder quatscht wie ein Amerikaner. 

RootZ: Wie ein kultureller
Imperialismus. 

Macka B: Ja, es ist so. Und
wenn du nach Amerika guckst: dort herrscht ein grosses Durcheinander. Und
wenn z.B. Deutschland Amerika hinterherrennt, dann kommt dieses Durcheinander
auch hierher. Also, wir wollen nicht diesen Weg gehen. Wir müssen
versuchen Alternativen aufzuzeigen. Und ein Weg davon ist Musik. Und deshalb
sind wir auch hier, um Musik mit Kultur zu machen. Solche Sachen wie ‘Ich
liebe dich und du liebst mich’, die ‘Gangsters’ und ‘Emenem’ – so was kann
man jeden Tag hören. Da musst du genau auswählen was du im Radio
spielst; lass sie mal was ganz anderes hören, zeige mal eine Alternative
auf. 


RootZ: Nun hätte ich
auch mal ein paar Fragen. Der Name ‘Macka B’, wo kommt der eigentlich her? 

Macka B: Also mein richtiger
Name ist McFarlin. In der Schule hat man mich immer ‘Macka’ genannt, das
war mein Spitzname. Danach bin ich ein Rastafari geworden und ich habe
nach einem DJ-Namen für mich gesucht. Dann habe ich in der Bibel etwas
über die ‘Mackabaeer’ gelesen. Die ‘Mackabaeer’ sind zwischen dem
Alten und dem Neuen Testament zu finden. 


RootZ: Gehören aber
noch zum Alten Testament. 


Macka B: Ja, genau. Also
die Mackabaeer haben gegen den Imperialismus und gegen die Griechen gekämpft;
und das mache ich mit meiner Musik auch: Ich kämpfe gegen das Schlechte
und Böse auf dieser Welt. Und da habe ich an meinen Spitznamen ‘Macka’
einfach nur ein ‘B’ angehängt. Die Mackabaeer waren heilige Krieger
und als ein solcher sehe ich mich auch und ich kämpfe eben mit meiner
Musik. 

RootZ: Kommst du aus einer
musikalischen Familie, oder durch welche Einflüsse bist du Reggaemusiker
geworden? 

Macka B: Nun, das kommt vom
Allerhöchsten, denn aus einer musikalischen Familie stamme ich nicht.
Mein Vater hat nur im Badezimmer gesungen und meine Mutter ist auch nicht
sehr musikalisch – wie die meisten aus meiner Familie. Vielleicht war einer
meiner Vorfahren mal ein Musiker und sein Geist ist es, der wieder in mir
arbeitet. Aber letztendlich kommt es vom Allerhöchsten und dafür
lobpreise und danke ich ihm immer wieder. 

RootZ: Gestern haben wir
sehr wertvolle sowie lehrreiche Musik gehört und du hast der ‘Hameln
Massive’ auf tolle Weise etwas beigebracht und sie auch etwas gelehrt.
Von woher bekommst du all diese Inspirationen? 

Macka B: Oh, jetzt muss ich
schon wieder zum Allerhöchsten zurückkommen. Das kommt alles
von ihm und jeden Morgen wenn ich aufwache, sage ich ihm Dank. Und wenn
ich aus dem Fenster schaue und sehe z.B. die grünen Bäume und
alles was er alles geschaffen hat, sage ich immer wieder Dank für
seine Schöpfung. 


Und es sind auch meine eigenen
Lebenserfahrungen, die sich in meinen Liedern widerspiegeln. Ich mag es
mit Leuten zu kommunizieren. Und gerade wenn ich mit ihnen rede dann sagen
sie zu mir: ‘Jaja Macka B, wir können dich mehr als so machen anderen
verstehen und wissen was du meinst’. Wenn ich was ausdrücke, möchte
ich, dass die anderen verstehen was ich meine – alles andere macht keinen
Sinn. Deshalb spreche ich meistens langsam. Naja, wenn ich ‘deejaye’, dann
ist es schneller. Und über meine Vibes verständige ich mich mit
den Leuten und lasse durch meine Vibes den Allerhöchsten in den Leuten
arbeiten. 

RootZ: Und du hast ja auch
eine klare und verständliche Aussprache, welches es den Leuten wie
mich – die nur ihr Schulenglisch können – ermöglicht alles gut
zu verstehen. So ist es für mich manchmal schwer, die Deejays (besonders
die Dancehall Deejays) zu verstehen, aber bei dir ist es immer leicht deine
Lyrics zu verstehen. 

Macka B: Ja, das mag auch
daran liegen, dass ich in England geboren wurde. Aber ich versuche immer
ich selbst zu sein und alles was ich mache, das kommt auch wirklich von
mir selbst. Die Leute hören ‘Macka B’ und das ist ‘Macka B’! Wenn
jemand irgend jemanden imitiert, dann ist das ja nicht mehr die Person
selbst. ICH versuche MICH selbst ausdrücken und das soll sich mit
DEINEM Innersten verbinden. Wir kommunizieren untereinander oft mit unserem
Äusseren, aber wir sollten viel mehr mit unserem Innersten mit einander
in Verbindung treten. 


Wir nutzen ungefähr
nur 10% der Kapazität unseres Gehirns. Was wäre, wenn wir 100%
nutzen würden? All die wunderbaren Dinge, die wir machen könnten! 


RootZ: Die Macht der Sinne! 

Macka B: Ja, genau das ist
es. Die Menschen denken: ‘Ach, das schaffen wir so wie so nicht’. Aber
wenn wir 100% unserer Gehirnleistung nutzen würden – was man damit
machen könnte. Nehmen wir mal z.B. die Pyramiden; da weiss man immer
noch nicht genau wie sie gebaut wurden. Man rätselt heute noch wie
die riesigen Steinquader transportiert und übereinander gestapelt
werden konnten. Man sucht immerzu die Antworten ausserhalb, aber manchmal
ist die Antwort in einem drin. Wie ich vorhin schon sagte: Wir sind alle
aus unseren Vorfahren hervorgegangen, das geht über unsere Eltern,
Grosselten, Urgrosseltern, Ururgrosseletern und so weiter – bis ganz zum
Anfang; und unsere Ahnen sind irgendwie in uns drin. Und mit etwas Meditation,
wenn man in sich hinein sieht, können einige Antworten gefunden werden.
Die Leute suchen Antworten immer irgendwo da draussen (schauen z.B. in
ein Buch), aber manchmal ist die Antwort in einem selbst drin. 

RootZ: Wenn ich vorhin richtig
gehört habe wurdest du in England und nicht in Jamaika geboren. 

Macka B. Ja, stimmt aber
ich habe fünf Schwestern und drei Brüder in Jamaika, die ich
oft besuche. Und wenn ich nach Jamaika komme, dann sagen die Leute: ‘Nein,
nein du bist auf Jamaika geboren.’ 

RootZ: In welcher Gegend
von Jamaika? 


 





Macka B: In Hanover. 

RootZ: Aha, also im Nordwesten. 

RootZ: Gestern hast du auch
über Marihuana gesungen. Benutzt du selbst Ganja als ‘Kraut der Weisheit’?
Denn manche gebrauchen Ganja als ‘Kraut der Weisheit’, aber ich weiss nicht
ob das stimmt mit der ‘Weisheit’. 

Macka B: Ja, natürlich
Mann. Ja, das stimmt wirklich. Manchmal, gerade mit meinen Lyrics, wenn
ich was neues schreibe und Mad Professor fragt mich: “Hey, kannst du da
noch was besser machen?” Dann denke ich nach und mir fällt einfach
nichts ein und wenn ich mal guten Marihuana habe (ich rauche keine Zigaretten,
nur Marihuana), dann kommen die Lyrics; das ist dann wie ein Schlüssel,
der die Sinne aufschliesst. Es ist ein Kraut, ein ganz natürliches
Kraut; man sagt zwar es ist eine Droge, aber es ist ein natürliches
Kraut – den Menschen gegeben vom Allerhöchsten. Marihuana kann man
auf vielfältige Art verwenden, z.B. als Medizin. Vor nicht mal Hundert
Jahren ist es für illegal erklärt worden, und davor hat es sogar
die britische Königin Victoria bei Mensturationsschmerzen benutzt.
Und aus Hanf wurde auch eine Vielzahl verschiedener Stoffe gemacht, ebenso
Papier und Klamotten. Es war die Baumwollindustrie die Hanf niedergemacht
hat, obwohl Hanf viel haltbarer ist. 


RootZ: Und stabiler ist
Hanf auch, glaube ich. 


Macka B: Ja ja, stimmt.
Und aus Ganja wurde z.B. gegen Muskelschmerzen auch ein �l hergestellt,
womit man sich einreibt. Marihuana kann für vieles benutzt werden
und. Aber wenn es legalisiert würde und für all diese Dinge benutzt
wird, dann würden eine Menge Leute viel Geld verlieren. 

RootZ: Ja, und das ist der
springende Punkt; deshalb wird es nicht gemacht. 

Macka B: Nehmen wir mal die
Menschen, die Multiple Sklerose haben: denen würde Marihuana helfen,
deren Schmerzen zu lindern. Und wenn man erbrechen muss, dann nimmt man
z.B. eine Tablette gegen Erbrechen, die man wiederum nicht drinbehält.
Aber wenn man Marihuana als Mittel gegen das Erbrechen raucht, dann bleibt
der Rauch im Körper, weil man den ja nicht erbrechen kann. 

RootZ: Ja, und wenn man’s
nicht rauchen will, kann man es trinken oder essen, denn ich glaube Mutabaruka
raucht auch nicht.

Macka B: Stimmt, Mutabaruka
raucht nicht. Jeder ist verschieden. 

RootZ: Er isst und trinkt
es. 

Macka B: Es muss ja nicht
jeder rauchen. Wenn es heisst: “Legalisiert Marihuana”, heisst das nicht
dass jeder unbedingt rauchen muss. 

RootZ: Man kann es auf verschiedene
Art und Weise konsumieren. 

Macka B: Ja, auf sehr viele
Arten. Es ist eben ein Kraut, ein ganz natürliches Kraut; nicht wie
Crack, das chemisch hergestellt wird. 

RootZ: Du hast gestern auch
über Präsident Bush gesungen. Du bist ein weiser Mann. Ich glaube
nicht, dass Präsident Bush besonders weise ist. Hättest du eine
Message für ihn, oder einen Rat, wenn du mal vor ihm stehen würdest?
Was würdest du ihm sagen? 

Macka B: Ich würde ihm
nichts raten und ich sage dir auch warum: ich denke nicht, dass er der
die Person ist, die in Amerika Dinge wirklich bewegt. Ich würde lieber
mit den Leuten sprechen, die tatsächlich in Amerika regieren. Ausserdem
denke ich, dass sein Vater mehr Macht über ihn hat, als die Leute
glauben. Ich würde nicht sagen dass er nicht intelligent, aber da
ist irgendwas mit ihm was nicht so ganz in Ordnung ist. 


Als Bill Clinton Präsident
war, wurde gesagt dass er der mächtigste Mann der Welt ist. Und wenn
du dir dann die Affäre mit Monica Lewinsky anguckst und was da alles
passiert ist – so was könnte man nicht mit dem ‘mächtigsten Mann
der Welt’ machen. Die wirklich Mächtigen sieht man nicht, die sind
versteckt. Deshalb nennt man sie auch die ‘Geheime Regierung’. Und die
sind es, die wirklich die Dinge in Amerika vorantreiben. Da gibt es zwar
Demokraten und Republikaner, aber diejenigen die tatsächlich regieren
sind immer dieselben. Die haben das Geld und die Macht und die können
tun was sie wollen. Mit denen würde ich mich mal unterhalten. Aber
Leuten wie mir würden die gar nicht zuhören. Und deshalb wende
ich mich lieber an mein Publikum und versuche ihnen bewusst zu machen,
dass sie Kraft in sich haben um die Welt zu verändern. 


 





RootZ: Ich merke, dass du
dich bildest und du liest Bücher. Du hast auch ein Lied namens ‘Bible
Reader’. Wie wichtig ist Bildung für dich? 

Macka B: Bildung ist sehr
wichtig, denn da steckt Macht drin. Man sagt auch: “Die Schreibfeder ist
mächtiger als der Gedanke.” Bildung ist der Schlüssel zu Freiheit
und Macht. Es ist wichtig dass man weiss, warum Dinge gerade so sind wie
sie eben sind. Manche wachen morgens auf und sagen zu sich: ‘Ach ja, die
Welt ist nun mal eben so wie sie ist.’ Aber aus bestimmten Gründen
ist die Welt nun mal so, und nicht anders. Wenn man die Geschichte zurückverfolgt,
dann kriegt man genau mit warum die Welt nun mal so ist, und vielleicht
kann man den Leuten zeigen wie man Dinge verändern kann. Sehr viele
Dinge sind in der Vergangenheit passiert, und – insbesondere für die
Jugend – ist Bildung ein wichtiges Mittel um die Welt zu ändern –
und nicht Computerspiele. 

RootZ: Und die (Computerspiele)
macht die Jugend dumm und saugt ihnen das Gehirn raus. 

Macka B: Ja ja, das stimmt.
Aber Bildung ist der Schlüssel, und diejenigen, die die Welt beherrschen
sind in der Tat sehr gebildet. Diese Leute haben viele Bücher wo sie
drin lesen. Und auch daher kommt deren Macht. 


Ich komme mal zurück
zum Lied ‘Bible Reader’. Ich weiss, dass bei der Übersetztung der
Bibel absichtlich Fehler gemacht worden, um die etablierten Kirchen zufrieden
zu stellen, damit die Leute nur das Lesen, was den Kirchen in den Kram
passt. Manche lesen nur die Bibel, aber das reicht nicht aus. Man muss
auch wissen wie die Bibel entstanden ist. Die Bibel selbst ist nicht nur
ein einzelnes Buch. Sie besteht aus vielen einzelnen Büchern, die
zur Bibel zusammengefasst wurden, und da gibt es Bücher die gar nicht
erst in die Bibel aufgenommen wurden. Man muss wissen warum gerade ein
bestimmtes Buch in die Bibel aufgenommen wurde und andere wiederum nicht
– und warum hier, da und dort etwas verändert wurde. Man muss lesen,
lesen und nochmals lesen um sich immer wieder zu bilden. Auch Fernsehen
ist ganz gut, aber nicht für alles. Heutzutage gibt es Leute, die
gucken den jeden Tag Fernsehen. Was haben die Menschen gemacht bevor es
Fernsehen gab? Sie haben Bücher gelesen um sich ihr Wissen anzueignen.
Eigne dir Bildung an – das ist der Schlüssel zu Freiheit und Macht. 

March B: Aber zum Beispiel
im Nahen Osten kann auch Religion und Wissen benutzt werden um die falschen
Dinge zu tun. 

Macka B: Ja, das ist in der
Tat so. Wenn man sich auf der Welt umsieht ist es so, dass die meisten
Kriege Religionskriege sind: Moslems gegen Christen, Christen gegen Moslems.
Fast überall wo man hinschaut geht es um Religion. Und das ist nicht
nichtig, denn sie reden zwar über Gott und sie reden über Frieden,
aber von Frieden ist weit und breit nichts zu sehen; es ist Krieg, und
da MUSS der Teufel dahinter stecken. 


Nimm zum Beispiel Rastafaris:
Wir bekriegen niemanden. Wir reden über Frieden und Liebe – mehr als
alle anderen. Wir kämpfen auch nicht gegen irgendwelche Leute. Es
geht nur um ‘Peace and Love’. Wir reden auch über Gerechtigkeit, denn
wir müssen auch Gerechtigkeit in uns haben. Wir gehen auch nicht umher
und legen Bomben und so was. Diejenigen, die vorgeben ‘Gottes Kinder’ zu
sein, sind meistens die, die in Wirklichkeit nicht Gott in sich haben. 

RootZ: Was denkst du über
einen Gottes-Staat 

Macka B: Also da wird Religion
meistens für bestimmte Zwecke benutzt. Als das Römische Reich
aufkam, da haben sie die Leute nur körperlich kontrolliert. Sie konnten
aber nicht kontrollieren was sie denken. Und dann kam das Christentum auf.
Man muss sich das mal vorstellen: die ersten Christen wurden den Löwen
zum Frass vorgeworfen. Und trotzdem ist aus dem Christentum eine riesige
Bewegung geworden. Die Christen (und besonders Jesus Christus) waren tief
in sich gekehrt und haben zu ihrem Gott gebetet. Die Herrschenden im Römischen
Reich wollten durch ihre Priester die Menschen kontrollieren, indem sie
den Priestern alles beichten und anvertrauen sollten, als wenn sie zu Gott
selbst sprechen. Also wenn du zu Gott sprechen willst, brauchst du nur
in dich selbst reinzuschauen. Aber die damaligen Herrschenden haben gesagt:
‘Nein, du musst mit dem Priester sprechen, denn er ist der Repräsentant
von Gott’. Auf diese Weise konnte man Kontrolle über die Menschen
zu erlangen und konnte herausfinden wie und was sie denken. 

RootZ: Wie denkst du über
Djihad, den Heiligen Krieg im Nahen Osten? 

Macka B: Das ist nicht richtig,
was da gemacht wird. Aber auch was Israel macht ist falsch, indem sie den
Leuten einfach das Land wegnehmen. 

RootZ: Hab recht vielen Dank
für das Gespräch. 


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