Lucky
Dube – Soul Taker
Du
wirst ihn noch nicht getroffen haben, aber jetzt ist er da – körperlich,
oder doch nur spirituell? Ja, du schaust ihn an- den Soul Taker. Lange
schlummerte er in Johannesburgs Downtown Studios, jetzt ist er aufgeweckt
worden. Er bewegt sich in der Dunkelheit wie ein Raubtier in der Wildnis.
Er hält Ausschau nach denen, die ihren letzten Atemzug tun, um sie
einzusammeln. Einige kommen an einen besseren Ort, andere landen
dort, wo das Feuer nie zu brennen aufhört. Du kannst zwar nach Hilfe
rufen, aber niemand wird dich hören. Denn alle sind taub durch den
Tod, der sie umgibt. Kein Engel bringt dich nach Hause. Kein Engel bringt
dich ins Paradies. Aber der Soul Taker ist da und nimmt deine Seele. Seine
Augen glühen in wildem Feuer und er wartet darauf, dich mitzunehmen.
Diese Intro aus dem Songtext
und den Liner Notes voraus, weil ich nicht wußte, wer der Soul Taker
ist und es vielen anderen Fans von Lucky Dube wahrscheinlich ähnlich
gehen wird. Das alljährliche Album des Reggaemaestros aus Südafrika
ist mal wieder eine Meristerleistung, insbesondere nach dem recht schwachen
voran gegangenen „The Way It Is“.
Die elf Tracks von „Soul
Taker“ sollten jedem Reggaeinteressierten endgültig zeigen, wer der
Real King of African Reggae ist. Zwar nimmt Alpha Blondy diesen Titel gerne
in Anspruch, aber wie glaubwürdig ist schon ein Typ, der in Paris
lebt, anstelle im Promised Land und der sich Dreadlocks-Perücken auf
sein kahles Haupt setzt. Lucky Dube hingegen ist seinen Roots immer treu
geblieben, lebt nach wie vor in der Gegend von Jo’burg und hat wenigstens
echte Haare auf seinem Schädel. Und in der Musik spürt man die
Wärme und Harmonie des afrikanischen Kontinents.
Das Album ist weitgehend
ruhig, nur der erste Song „Put A Little Love“ kommt mit ein wenig Bum Bum.
Ansonsten dominiert purer Roots Reggae, wie wir ihn von Lucky gewohnt sind:
Tosh-ähnliche Stimme, phantastische weibliche Harmony Vocals, dominante,
schummernde Keyboardläufe – beides typisch für südafrikanischen
Sound, satter Bass und dynamischste Percussions. Ergänzt werden die
Reggaetracks mit ein paar Tunes im Townshipstyle von Dube’s Heimat Soweto.
„Soul Taker“ ist nicht nur eine obligatorische Sache für die zahlreichen
Fans des südafrikanischen Musikers, sondern sollte seinen Weg in die
Gehörgänge eines Jeden finden, der auf relaxte Offbeats steht
– kaufen, kaufen, kaufen!