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Platte des Monats 
Dezember 2001

Lucky Dube – Soul Taker

Du wirst ihn noch nicht getroffen haben, aber jetzt ist er da – körperlich, oder doch nur spirituell? Ja, du schaust ihn an- den Soul Taker. Lange schlummerte er in Johannesburgs Downtown Studios, jetzt ist er aufgeweckt worden. Er bewegt sich in der Dunkelheit wie ein Raubtier in der Wildnis. Er hält Ausschau nach denen, die ihren letzten Atemzug tun, um sie einzusammeln.  Einige kommen an einen besseren Ort, andere landen dort, wo das Feuer nie zu brennen aufhört. Du kannst zwar nach Hilfe rufen, aber niemand wird dich hören. Denn alle sind taub durch den Tod, der sie umgibt. Kein Engel bringt dich nach Hause. Kein Engel bringt dich ins Paradies. Aber der Soul Taker ist da und nimmt deine Seele. Seine Augen glühen in wildem Feuer und er wartet darauf, dich mitzunehmen. 

Diese Intro aus dem Songtext und den Liner Notes voraus, weil ich nicht wußte, wer der Soul Taker ist und es vielen anderen Fans von Lucky Dube wahrscheinlich ähnlich gehen wird. Das alljährliche Album des Reggaemaestros aus Südafrika ist mal wieder eine Meristerleistung, insbesondere nach dem recht schwachen voran gegangenen „The Way It Is“.

Die elf Tracks von „Soul Taker“ sollten jedem Reggaeinteressierten endgültig zeigen, wer der Real King of African Reggae ist. Zwar nimmt Alpha Blondy diesen Titel gerne in Anspruch, aber wie glaubwürdig ist schon ein Typ, der in Paris lebt, anstelle im Promised Land und der sich Dreadlocks-Perücken auf sein kahles Haupt setzt. Lucky Dube hingegen ist seinen Roots immer treu geblieben, lebt nach wie vor in der Gegend von Jo’burg und hat wenigstens echte Haare auf seinem Schädel. Und in der Musik spürt man die Wärme und Harmonie des afrikanischen Kontinents. 

Das Album ist weitgehend ruhig, nur der erste Song „Put A Little Love“ kommt mit ein wenig Bum Bum. Ansonsten dominiert purer Roots Reggae, wie wir ihn von Lucky gewohnt sind: Tosh-ähnliche Stimme, phantastische weibliche Harmony Vocals, dominante, schummernde Keyboardläufe – beides typisch für südafrikanischen Sound, satter Bass und dynamischste Percussions. Ergänzt werden die Reggaetracks mit ein paar Tunes im Townshipstyle von Dube’s Heimat Soweto. „Soul Taker“ ist nicht nur eine obligatorische Sache für die zahlreichen Fans des südafrikanischen Musikers, sondern sollte seinen Weg in die Gehörgänge eines Jeden finden, der auf relaxte Offbeats steht – kaufen, kaufen, kaufen!


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