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Feature

Gospel

Hensley King: My God is Real
Donna Marie: Now is the Time
Osmond Collins: Walk the Walk

Gospel Times, ein Label, das im Lizenzvertrieb von Jet Star Records ist, bringt Euch auf drei Scheiben die volle Bibeldröhnung, aus Gottes Mund direkt in eure Ohren. Halleluja, Brüder! Eigentlich ist es ganz einfach, aus Rasta-Reggae Gospel-Reggae zu machen. Man ersetzt „Jah„ durch „Jesus„ und „Ganja„ durch „Manna„, legt ein wenig mehrt Frömmigkeit in die Stimme und los geht‘s! 
 
Hensley King hat diese simplen Schritte befolgt und ist so zu „My God Is Real„ gekommen. Nach einem besinnlichen Piano-Intro gibt es christliche vibes mit gelegentlichen Soul-Attacken satt, bis man sich Jesus eigentlich nur noch mit Rasta-Locken und Joint im Mund vorstellen kann (War das schon Gotteslästerung?). Mr King kann durchaus singen und ich habe auch schon schlechtere Tunes gehört, aber irgendwie will der Funke nicht überspringen. Jetzt mal im Ernst: kann man sich überhaupt Reggae anhören, wenn kein Wort über Marijuana verloren wird? 

Immer nur „He saved me, he died for me, joy, joy, joy for the love of Jesus„ bringt mich zumindest nicht in Stimmung. Ich als ungetaufter Ketzer werde wahrscheinlich sogar verbrennen, wenn ich mir das zu lange anhöre. Schnell zur nächsten CD.
 
Die ist von Osmond Collins und heißt „Walk the Walk„. Im Gegensatz zum Kollegen King schaut dieser recht grimmig vom Cover. Außerdem singt er auch nicht selber, sondern schreibt lieber die Songs und lässt singen. Aber auch hier wird der erleuchtete Pfad des computergenerierten Christus-Reggae selten verlassen. Mal ein wenig R&B oder Soul zum Auffrischen, dann geht es wieder im Off-Beat Richtung Glückseligkeit. Ich kenne ihn zwar nicht so gut, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Gott diese öden MIDI-Tracks anhören würde. Das ist so salbungsvoll, dass man sich danach ganz ölig fühlt. 


Der ökumenische Kirchentag geht in die dritte Runde: Donna Marie (das ist doch mal ein 
christlicher Name) geht mit „Now is the Time„ an den Start. Und fährt musikalisch auf dem 
gleichen Gleis wie ihre Glaubensbrüder. Aber die lässt sie weit hinter sich! Die Songs sind einfach besser und wesentlich stimmungsvoller produziert. Aber vor allem hat Donna Marie nicht diese klebrig-schwülstige Frömmigkeit in der Stimme. Statt dessen wird dem Gesang richtiges Leben, etwas echter Soul und eine Spur von Sex (das war jetzt aber Gottelästerung, oder?) eingehaucht. 

Somit ist sie eindeutiger Testsieger und gewinnt ein Edelstahl-Kruzifix mit einem Chip im Oblaten- Design für den Einkaufswagen. Und ich ziehe mir jetzt erstmal drei Stunden satanistischen Heavy Metal rein.


Copyright Text: Veit König / Layout:  Doc Highüz 2002 Zum Seitenanfang