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Feature
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Deep Message sind musikalisch
gesehen so ein typisch deutsches Reggae-Phänomen, was in diesem Fall
ausnahmsweise mal nicht schlecht ist: Ein Soundsystem, das sich zur Band
entwickelt, die Roots und Ragga zockt (ähnlich wie Irie Station, ebenfalls
aus Gießen, die sich geschickt sämtlicher Katalogisierungen
entziehen und zwischen Bandauftritten, Soundsystem- und Dub-Shows hin-
und herbewegen). Wer also den Namen Deep Message auf einem Flyer sieht,
weiß nicht unbedingt, was ihn erwartet. Dem Bekanntheitsgrad des
Projekts ist das sicher nicht zuträglich, ihrem Eifer tut es aber
wenig Abbruch.
Ein paar Wochen später stellt sich die Lage schon ganz anders dar: Im Frankfurter o25 (wo Tolga normalerweise mit seiner Riddimwize-Posse steil geht) haben die MCs souverän alles unter Kontrolle. Die Massive feiert, obwohl die meisten von Deep Message wohl noch nie gehört haben. Ich kann es mir nicht verkneifen, einem Bredrin stolz zu erklären: "Die sind aus meiner Stadt, Mann!" Einen besseren Beweis ihrer Fähigkeiten hätten die Deep Messenjahs nicht erbringen können. Dabei halten sie die Vibes konstant auf einem Level, bei dem die ritualistisch überhöhte Ichbezogenheit des Dancehallbusiness wie weggeblasen ist. Keine Ego-MCs, die jeden Tune nach 30 Sekunden niederbrüllen! Es wird jedoch nicht nur Foundation aufgelegt, Hardcore macht mindestens die Hälfte des Sets aus. Die Philosophie lautet: Jeder darf mal sein Talent zeigen und im Rampenlicht stehen. Es hat den Anschein, als würden sich die Yardvibes auch hierzulande immer mehr breitmachen. Wenn's mal eine Schlappe gibt, klappt's vielleicht beim nächsten Mal, und zwischendurch nehmen wir halt ein paar Tunes auf. Was nicht heißen soll, dass für den Erfolg nicht gearbeitet wird - aber von Rückschlägen lässt man sich einfach nicht unterkriegen! Ein anderes typisches Bild ist denn auch, wie Elijah a.k.a. mit der Klampfe in der Fußgängerzone sitzt und lauthals Sixties-Klassiker singt, um seine Kasse etwas auszubessern. Yardvibes eben, wenn auch anders, als man es gewohnt ist... Das Deep Message Soundsystem
gibt es nun schon seit einiger Zeit, während ich die Deep Message
Band erst vor einigen Monaten das erste Mal live sah. In dieser kurzen
Zeit haben sie sich als unglaublich arbeitsam erwiesen und vor kurzem ihr
erstes, selbstvertriebenes und auf einem 4-Track Recorder selbst produziertes
Album Jah Lives eingespielt. Dieses zeigt über seine Länge von
ca. 45 Minuten noch einige Schwächen - was nicht zuletzt am Fehlen
des begabten Deejays Brother Jones liegt, der leider ausgestiegen ist.
Bleibt zu hoffen, dass er der Gießener Massive langfristig erhalten
bleibt, und irgendwann wieder auf den Dancehall Stages zu bewundern sein
wird! Dennoch zahlte sich die Arbeit für die Deep Messenjahs aus.
Den selbstproduzierten Babylon Riddim sollen Tolga, Dr. Ring-Ding und Ganjaman
voicen (die eigene Version "Keine Zeit" ist bereits auf dem Album enthalten,
wer ein Exemplar haben will, wende sich an [email protected]), die Jungs
sind mittlerweile auf einer Compilation mit Veteranen wie Misty in Roots
vertreten und haben als Backingband für Tolga sowie auf dem Peter
Tosh Memorial bei Mainz gespielt. Shows mit Dr. Ring-Ding folgen in Kürze.
Jeden dritten Samstag im Monat sind sie im Wechsel mit dem Vibrate On! Soundsystem in der kleinen Gießener Musikkneipe Domizil zu sehen bzw. zu hören. Doch auch auf dem Summerjam waren Deep Message dieses Jahr mit einem Stand vertreten! Sämtliche Musiker sind auf lokaler Ebene wohlbekannt, da alle Reggae Acts aus Gießen und Wetzlar gemeinsam den Reggaepool (www.reggaepool.de) bilden und somit eine ständige musikalische Querbeetbefruchtung stattfindet. Elijah betrieb außerdem den Namasté Record Store, den einzigen (!) auf Reggae spezialisierten Plattenladen in Gießen/Wetzlar, der leider dichtmachen musste. Hier zeigt sich, dass die BRD noch immer Reggae-Entwicklungsland ist. Leute wie Deep Message sind aber auf dem besten Wege, diese nicht nur für mich unerträgliche Tatsache zu ändern! Positiv beseelt von Jah Rastafari werden sie mit Sicherheit bald von sich hören lassen! |
Copyright Text / Bilder: Jah Marengo / Layout: Doc Highüz 2002 | ![]() |