RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 24.05.07

ÖKOSTROM

Geldregen für die

Klima-Gewinner

Von Nils-Viktor Sorge

Windmüller und Solarfabrikanten

kassieren Milliarden – dank üppiger Förderung vom Staat. Doch

nun wird das Erneuerbare Energien Gesetz überarbeitet. Hinter den

Kulissen feilschen die Öko-Lobbyisten um jeden Cent. Die Rechnung

zahlen die Stromkunden.

Düsseldorf – Es ist

der Stolz der deutschen Umweltpolitik: Das Gesetz zur Förderung erneuerbarer

Energien (EEG) hat Sonne, Wind und Kuhmist zu respektierten Energiequellen

im Land gemacht. Fast zwölf Prozent des Stroms sind mittlerweile grün.

“Eine beispiellose Erfolgsgeschichte”, nennt der Parlamentarische Staatssekretär

im Umweltministerium, Michael Müller (SPD), das Gesetz, das den Anbietern

von Ökostrom feste Abnahmepreise garantiert.

Doch diese Erfolgsgeschichte

finanzieren die Stromverbraucher mit hohen Beträgen – und das wird

auch in den nächsten Jahren so bleiben. Über ihre Stromrechnung

zahlten sie allein 2006 knapp fünf Milliarden Euro in die Kassen der

Windmüller, Solarwirte und Biogasbauern. Die eine Hälfte davon

entspricht in etwa dem Marktpreis für Strom. Die andere Hälfte

hingegen ist ein reiner Ökoaufschlag. Denn noch ist grüner Strom

im Schnitt doppelt so teuer wie herkömmlich erzeugter Strom aus Kohle,

Gas und Kernkraft. Kein Wunder, dass das EEG nun überarbeitet werden

soll.

Weil Windräder mit Abstand

am meisten Strom unter den geförderten Energieformen erzeugen, erhielten

deren Betreiber 2006 mit knapp 2,4 Milliarden Euro den größten

Teil vom Kuchen. Für Biomasse und Sonnenenenergie mussten die Verbraucher

jeweils etwa eine Milliarde Euro zahlen, wobei die Solarkraft nur einen

verschwindenden Bruchteil zur deutschen Stromerzeugung beiträgt. Der

Rest entfiel auf Geothermie, Gase und Wasserkraft. Eine ganze Branche verdankt

ihre Existenz dem EEG, dank der staatlichen Hilfe sind die Aktien der Anlagenbauer

von Rekord zu Rekord geeilt.

Doch langsam werden Stimmen

laut, die differenzierte Beihilfen fordern. Denn in diesem Jahr werden

sich die Kosten für den grünen Strom schon auf 6,3 Milliarden

Euro belaufen. Und bis 2012 steigert sich die jährliche Summe auf

9,3 Milliarden Euro, sagt der Verband der Netzbetreiber (VDN) voraus.

Gerade werden in Berlin die

Weichen gestellt, wie viel Geld künftig tatsächlich fließt.

(mehr…) Gutachter bereiten für das Bundesumweltministerium den von

der Energiebranche mit Spannung erwarteten Erfahrungsbericht vor. Auf dessen

Grundlage erarbeitet die Regierung ihren Gesetzentwurf für das neue

EEG. Darin wird wieder fein säuberlich festgehalten, mit wie viel

Geld die verschiedenen alternativen Stromerzeuger pro Kilowattstunde rechnen

können.

“Das Ziel muss sein, den

Strom mit den Preisen zu fördern, die notwendig sind, um die Kosten

zu decken”, fordert bereits der Geschäftsführer des Bundesverbandes

Erneuerbare Energien (BEE), Milan Nitschke. Bislang sah das so aus: Besitzer

von neu errichteten Windrädern bekommen gesetzlich garantierte 8,2

Cent pro Kilowattstunde Strom, Biomassestrom bringt elf Cent, und für

Solarstrom erhalten die Betreiber sogar 49,2 Cent.

Wie viel Geld in Zukunft

nötig sein wird, ist jedoch höchst umstritten. Denn eigentlich

sollen die Vergütungssätze von Jahr zu Jahr sinken – bei Windstrom

etwa um zwei Prozent, bei Solarenergie um fünf Prozent. Dieser künstlich

erzeugte Druck soll die Hersteller zwingen, günstigere Anlagen zu

bauen.

Doch die Branche windet sich.

“Die Rohstoffpreise sind zuletzt massiv gestiegen”, sagt Nitschke. Windkraftanlagen

seien deshalb um 15 Prozent teurer geworden. Die EEG-Vergütung dürfe

daher auf keinen Fall so stark sinken wie geplant. “Die Vorgaben sind zu

ambitioniert.” Der oberste Windkraft-Lobbyist, Hermann Albers vom Bundesverband

Windenergie, will die schrittweise Absenkung vorerst sogar ganz stoppen.

Dabei sind die hohen Anlagenpreise

auch eine Folge der mit Fördergeldern befeuerten Nachfrage. Ausgerechnet

diese dient nun als Vorwand, weitere Subventionen zu verlangen. “Die Branche

wird langsam unverschämt”, heißt es im Umweltministerium. Deutlich

werden auch einzelne Abgeordnete: “Mit Subventionen ist es wie mit Drogen

– wenn man einmal angefangen hat, kommt man nicht mehr davon los.”

 

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