RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 26.10.07

UNO-UMWELTBERICHT

Millionen sterben durch

Ausbeutung der Natur

Zu wenig Trinkwasser, überfischte

Meere, verheerende Umweltzerstörungen – in ihrem jüngsten Umweltbericht

zeichnen die Vereinten Nationen ein dramatisches Bild des Planeten. Die

fast 400 beteiligten Forscher sehen gar den Fortbestand der Menschheit

infrage gestellt.

Die Welt steht am Abgrund.

Die Geschwindigkeit, mit der die Menschheit die Ressourcen der Erde während

der letzten 20 Jahre verbraucht hat, habe das “Überleben der Menschheit”

infrage gestellt – das ist das Fazit von fast 400 Wissenschaftlern, die

in dem jüngsten Umweltbericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen

(Unep) ein düsteres Bild der aktuellen Weltsituation zeichnen.

Politischer Wille und Führungskraft

seien erforderlich, um die dringenden Probleme zu lösen – doch die

politische Antwort derzeit sei “beklagenswert inadäquat”, schreiben

die Autoren. Der Bericht betont vor allem den Klimawandel als Problem von

“globaler Priorität”. Doch auch der Rückgang der globalen Trinkwasserreserven,

die Fläche an fruchtbarem Land, die Schrumpfung der Fischbestände

und der Verlust an Artenvielfalt sind nach Ansicht der Autoren gravierende

Probleme. Betroffen sind vor allem Kinder: zehn Millionen sterben weltweit

jährlich an den Folgen der Umweltzerstörung.

Insbesondere warnen die Unep-Experten

vor einer großen Wasserknappheit in weniger als 20 Jahren. Wenn die

derzeitigen Entwicklungen andauerten, würden dann mehr als 1,8 Milliarden

Menschen in Gegenden mit großer Wasserknappheit leben, sagte Unep-Vertreterin

Elizabeth Migongo-Bake bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Bereits im Juni hatte die

Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen dramatischen Bericht veröffentlicht

(mehr…). Fazit: 13 Millionen Menschen sterben weltweit jährlich

an dreckigem Wasser, verpesteter Luft und unwürdigen Arbeitsbedingungen.

Im Detail listet der neue

Unep-Bericht folgende Punkte auf:

    * Die

Weltbevölkerung ist in letzten 20 Jahren um 34 Prozent auf 6,7 Milliarden

Menschen   

     

gewachsen

    * An

Krankheiten, die durch kontaminiertes Wasser übertragen werden, sterben

jährlich drei 

     

Millionen Menschen – die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahren

    * Bauern

holen 39 Prozent mehr Erträge aus dem Land als noch in den achtziger

Jahren

    * Zehn

Millionen Kinder unter zehn Jahren sterben weltweit jährlich an den

Folgen von   

     

Umweltzerstörung

    * 60

Prozent der größten Flüsse der Erde wurden gestaut oder

umgelenkt

    * Die

Süßwasser-Fischbestände sind in den letzten 20 Jahren um

die Hälfte geschrumpft

    * Die

Häfte aller Städte überschreitet die von der WHO vorgeschrieben

Umweltrichtlinien

    * 73.000

Quadratkilometer Waldfläche gehen jährlich weltweit verloren

    * 75.000

Menschen kommen pro Jahr durch Umweltkatastrophen um

    * Das

durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen ist um 40 Prozent auf

8162 US-Dollar 

     

angestiegen

In dem 540 Seiten umfassenden

Bericht fordern die Wissenschaftler die Staaten zur Reduzierung der Schadstoffemissionen

um 60 bis 80 Prozent auf. Durch die Umweltzerstörung durchlaufe die

Erde derzeit auch eine Phase des rasanten Artensterbens, schreiben sie

in dem Bericht. So stehen zwölf Prozent der Vogelarten, knapp 25 Prozent

der Säugetiere und mehr als 30 Prozent der Amphibien vor dem Aussterben.

Die Überfischung der Meere sei immer noch vier Mal höher, als

es bei nachhaltiger Bewirtschaftung der Fall sein müsste. An dem aktuellen

Unep-Bericht haben 388 Wissenschaftler geschrieben; etwa 1000 weitere Forscher

haben die Ergebnisse der Organisation überprüft.

“Wir stehen vor einer Situation,

die eskaliert”, warnte Unep-Chef Achim Steiner in einer Videobotschaft.

“Das Gleichgewicht kann nicht länger gehalten werden. In einigen Erdteilen

ist es sogar schon zerstört.”

 

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