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Spiegel
online 11.01.08 Risse im Gletscher Erst vor wenigen Monaten hat sich von der Zunge des gewaltigen Pine-Island-Gletschers in der Antarktis ein riesiger Eisberg gelöst. Doch das Eis rutscht weiter Richtung Meer, wie ein neues Satellitenfoto zeigt. Schon seit mehr als 30 Jahren beobachten Wissenschaftler den Pine-Island-Gletscher in der Westantarktis beim Kalben. Etwa alle fünf bis zehn Jahre schickt er einen großen Eisberg aufs Meer – im Grunde ein natürlicher Vorgang. Zuletzt geschah dies 2001 und im Herbst 2007. Damals brach ein Stück los, das nahezu der Fläche von New York City entsprach. Das mächtige Eisstück ist bereits einige Kilometer in die Pine Island Bay hinausgetrieben, wie eine neue Aufnahme des Satelliten “Landsat” belegt. Zugleich zeigt das Foto aber, dass die Gletscherzunge weiter Richtung Meer rutscht. Irgendwann wird sie dem Druck von Wind und Wellen nicht mehr standhalten – ein weiteres Stück wird abbrechen und als neuer Eisberg aufs Meer hinaustreiben. Parallel verlaufende, langgezogene hellblaue Linien im Weiß des Eises zeigen die Flussrichtung des Eises an, das sich von oben nach unten bewegt. Bei den dunkleren, kürzeren, in Querrichtung verlaufenden Linien handelt es sich um Risse, die sich durch die Gletscherzunge ziehen. Eine Region wie diese kann die Bruchstelle für das nächste Eisstück darstellen, das sich vom Pine-Island-Gletscher lösen wird. Laut einer Studie des British Antarctic Survey und des University College London hat der westantarktische Eisschild von 1992 bis 2001 allein am Pine-Island-Gletscher rund 31 Kubikkilometer Eis verloren. Das Ausdünnen des Eispanzers habe dazu geführt, dass sich der Gletscher in dieser Zeit mehr als fünf Kilometer ins Landesinnere zurückgezogen hat, berichteten die Wissenschaftler. Sie befürchten, dass dies den Anstieg der Meeresspiegel beschleunigen könnte. Nasa-Forscher wollen nun die Hypothese untersuchen, dass sich der Gletscher deshalb immer schneller zurückzieht, weil die Wassertemperaturen unter dem Eispanzer gestiegen sind. Robert Bindschadler und seine Kollegen vom Goddard Space Flight Center planen deshalb Bohrungen durch das Eis bis ins darunterliegende Wasser.
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