Sound – Clash in Bremen



 

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Sound – Clash
in
Bremen


Am neunten Januar dieses Jahres fanden in Bremen im “Modernes” die
ersten


offiziellen Soundclash-Europameisterschaften statt. Dies war eine
Vorentscheidung für


das weltweite Finale im kommenden Juni in New York.

Ein Gastbeitrag von Käpt’n Momo.

Ein Soundclash ist ein Wettbewerb, bei dem sich verschiedene Soundsystems
(DJ-Cliquen) treffen, um herauszubekommen, welches der konkurrierenden
Systems das Beste ist.

Dieses Mal clashten in Bremen:

 

Lexus – Recklinghausen

Top Franklin – Essen

Hammerheart – Hamburg

Concord – Unna/Dortmund

Soundquake – Detmold

Jah Sound Int – Groningen, NL

Roots Commandment – Hamburg

Boombastic – Antwerpen, B

Pow Pow – Köln

Der eigentliche
Wettbewerb fand in drei Runden statt und begann damit, daß sich die
Soundsystems jeweils innerhalb einer Minute vorstellen konnten. Danach
hatte jeder Sound noch einmal zehn Minuten, um sein Können zu zeigen
und abschließend gab es noch ‘mal zwei Minuten, um ein Dubplate vorzustellen.

Die gesamte Veranstaltung hatte häufig mehr Fußballstadionathmosphäre,
als Reggaetanzstimmung, was viele überraschte, die vorher noch nie
bei einem Soundclash waren. Hierbei geht es mehr darum, die Stimmung beim
Publikum aufzuputschen und die Soundsystems anzufeuern, als einen Dance
zu veranstalten.

Viele Leute hatten Trillerpfeifen, Fußballtröten (mehrere
AtÜ Druck hinter den Teilen) und sogar Knallfrösche mitgebracht
und sorgten bei ausgelassener Stimmung für soviel Lautstärke,
daß die Musik streckenweise nicht mehr zu hören war. Wer einen
Blick ins Publikum geworfen hätte, rechnete sicherlich mit einer Reggaeparty,
sondern eher mit einem Weltmeisterschaftsendspiel.

Vor allem bei Soundquake drohte das

“Modernes” überzukochen und es schien, als ob der Sieger, jedenfalls
nach der Reaktion des Publikums, ziemlich einstimmig feststand.

Um so mehr brodelte es, als Sugar Minott, der nach dem Wettbewerb
mit dem Youthman Promotion Soundsystem auftrat, einen anderen Gewinner,
nämlich Jah Sound International bekanntgab. Die Schiedsrichterkommission,
bestehend aus unabhängigen DJs hatte dies entschieden.

Minutenlang
war es Sugar Minott ob der vom Publikum erzeugten Lautstärke , nicht
möglich, weiterzuspielen. Kaum jemand konnte und wollte diese Entscheidung
verstehen, besonders deswegen, weil sie auch von keinem Juroren erklärt
wurde.


Nach ein paar Minuten sah es ganz so aus, als würden sich die
Leute langsam wieder entspannen, aber dann passierte es: Irgendein Spinner
warf eine Flasche auf die Bühne. Anstelle die Situation zu entschärfen
und die Lage zu beruhigen, warf ein Mitglied von Sugar Minott’s Band eine
Flasche mitten zurück ins Publikum. Daraufhin begannen die Buddeln
aus vier oder fünf Richtungen auf die Bühne zu hageln, die Musik
ging aus und das Licht an – die Party war vorbei.

Es war für viele, die auf dem Soundclash dabei waren lächerlich,
daß Jah Sound als Sieger gekürt wurde.


Von der Phonstärke des Publikums hätte es ganz klar Soundquake
gewesen sein sollen, was aber vielleicht auch ein wenig an ihren mitgebrachten
Kumples lag, die andere Soundsystems nicht im Angebot hatten.


Hinzu kam, daß in diesem Wettbewerb nicht nur die Gunst des
Publikums gewertet wurde, sondern auch in Kategorien, wie Stil, Mixqualität,
Selection, Originalität.

Einen bitteren Beigeschmack bekam die Entscheidung weiterhin dadurch,
daß ein Mitglied des Gewinnerteams auch gleichzeitig Mitveranstalter
war und dadurch von vielen Anwesenden die Glaubwürdigkeit undNeutralität
der Schiedsrichter aus der Jury angezweifelt wurde.

Für
mich waren Soundquake die Gewinner des Abends, muß aber eingestehen,
daß ich von Lautstärke und Stimmung so begeistert war, daß
ich jetzt im Nachhinein nicht viel zu den einzelnen Kategorien sagen könnte.
Außer, daß Willi von Jah Sound International den souveränsten
Eindruck gemacht hat. Und daß es nicht ausreicht, 20 lautstarke Kumpels,
ausgerüstet mit Tröten mitzubringen, um die Stimmung anzuheizen.

Grüße an alle Soundsystems. Ihr wißt alle, daß
wir zusammen- und nicht gegenein-


ander arbeiten sollen.

Jah bestraft jeden für Egoismus und Ungerechtigkeit, nicht
später, sondern jetzt. Und zusammen können wir viel mehr Spaß
haben.

Love, Käpt’n Momo


Copyright: Text: Käpt’n Momo / Layout:
Dr. Igüz 1998

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